Kurz
vor Beginn der Osterrocknacht am 31.3.2002 in Düsseldorf gab uns ein
gut aufgelegter Adam Perry, seines Zeichens Drummer von A, backstage
in der Philipshalle ein ausführliches, exklusives Interview.
Hi,
ich bin Adam, bist du okay?
Ja, schon, es regnet zwar wie Hölle draußen und deswegen bin ich etwas
nass, aber ansonsten okay.
Vor 4 oder 5 Stunden war noch richtig schönes Wetter, da war es
noch richtig sonnig und warm.
Ja, jetzt regnet es leider.
Aber immerhin ist es noch warm.
Außerdem ist die Osterrocknacht kein Open-Air-Event, das geht dann
schon.
Hehe, schon, aber selbst wenn es eins wäre, wäre das gut. Beim
Glastonbury-Festival regnet es auch immer. Wir haben mal auf einem
Festival gespielt, es war entweder das Bizarre oder das Hurricane,
da war es so regnerisch, dass fast alles auf der Bühne davongeschwemmt
wurde. Eine halbe Stunde danach sollten wir spielen und jeder der
Zuschauer kam dann aus seinem Versteck vor dem Regen raus, das war
cool.
Sprechen wir über euer neues Album namens 'Hi-Fi Serious'. Als
ich es mir angehört habe, kam es mir so vor, als ob ihr euren Sound
erwachsener und rockiger gestalten wolltet. War das der Grund dafür,
das Album so zu nennen?
Ja, das war eigentlich der Hauptgrund. Unsere letzten beiden Alben
waren für uns zwar gute Alben, aber das neue Album sollte eine sehr
bestimmte, definitive und überlegte Rockplatte werden. Es ist größer
und einfacher, stärker und mehr in your face als alles was wir bisher
gemacht haben.
Außerdem sind wir die Art von Leuten, die sich selbst niemals ernst
nimmt und andauernd Späße macht. Deswegen denken die Leute, dass es
sich bei der Band A nur um eine goodtime Partyband oder so handelt.
Insbesondere in der englischen Presse waren wir fast als eine Art
Comedy-Band bekannt. Aber wir haben unsere Musik immer äußerst ernst
genommen und das wollen wir den Leuten auch mit dem Titel 'Hi-Fi Serious'
zeigen. Wir sind nicht nur eine Spaßband, sondern in Bezug auf unsere
Musik professionell und ernsthaft. Die Musik nehmen wir ernst, aber
diesen ganzen Rockstar-Bullshit nicht, das ist eher ein Spaß für uns.
Und das ganze Album selbst hört sich für mich auch ernster an.
Es sieht so aus, als ob ihr mit 'Hi-Fi Serious' jetzt den Durchbruch
schafft. Die Single 'Nothing' hat es schon in die englischen Top 10
geschafft.
Ja, Top 10, ich konnte es gar nicht glauben. Als wir das gehört
hatten, haben wir uns angeguckt und gefragt 'WAS, Platz 9?!' 'Nothing'
ist sechs Wochen nach Erscheinen sogar noch immer in den Top 40, das
ist einfach toll.
Habt ihr mit diesem
Erfolg jemals gerechnet? Vor allem zu der Zeit, als euer Sänger Jason
für eine Weile seine Stimme verlor.
Vor 2 Jahren hatten wir so einen dunklen Zeitabschnitt in der
Bandgeschichte. Wir mussten unsere Deutschland-Tour canceln und Jasons
Stimme war für 3 oder 4 Monate komplett weg. Das neue Album zu machen
war schon ein kleiner Kampf für uns. Wir waren auch zu lange auf Tour,
18 Monate in über 20 Ländern glaube ich. Jasons Stimme litt dadurch
sehr und er begann, noch schrecklicher zu klingen als ich [lacht].
Wir wollten dann einfach nur noch zurück ins Studio gehen, um ein
neues Album aufzunehmen. Wir hatten einige neue Songs und Ideen und
es war nun unser Ziel, Album Nummer 3 zu machen. Als wir dann ins
Studio gegangen sind, hatten wir die feste Einstellung, das beste
Album zu machen, das wir machen können, egal wie lange es dauern würde.
Wir wollten nicht eher aus dem Studio raus, bevor wir unser Ziel erfüllt
hatten. 'Hi-Fi Serious' ist eigentlich die erste A-Platte, auf der
wir den uns vorschwebenden A-Sound auf Platte gebannt haben und damit
sind wir sehr zufrieden.
Ein weiterer Grund für unseren jetztigen Erfolg könnte sein, dass
das Klima in der Musikszene sich ein bisschen verändert hat, Rockmusik
ist jetzt wieder im Radio vertreten, in England war es in den letzten
5 Jahren nicht möglich, eine Band wie A im Radio zu spielen. Da lief
nur so Kram wie Boybands und Girlbands, die Steps und Britney Spears,
das wird in Deutschland nicht anders gewesen sein. Jetzt laufen Bands
wie die Hives im Radio. Unsere Platte ist in die Top 10 gerutscht,
die Shows sind 6 Wochen im Vorraus ausverkauft, im Verlauf der nächsten
Tour werden wir in der renommierten Brixton Academy in London spielen,
das ist erstaunlich, aber toll. Es hat seine Zeit gebraucht, aber
jetzt entdecken die Leute A.
'Nothing'
ist ein ziemlich untypischer Song für das Album, warum habt ihr euch
für diesen Song als erste Single entschieden?
Wir denken, dass es ziemlich wichtig ist, sich mit einem richtigen
Rocksong zurückzumelden. Außerdem glaube ich, dass 'Nothing' ein sehr
eingängiger Song ist, es hat richtig poppige Strophen und einen Sing-A-Long-Refrain,
aber es rockt verdammt gut und ist immer noch A. Es gibt zwei oder
drei Songs auf dem Album, die nach ähnlichem Muster aufgebaut sind,
'Shut Yer Face' und 'The Distance'.
Hattet ihr keine Probleme mit eurer Plattenfirma, weil ihr einen
recht harten Song als Single haben wolltet?
Nein, gar nicht, sie haben ihn sogar ausgewählt. Da Rockmusik
im britischen Radio gerade sehr gut läuft, haben sie 'Nothing' vorgeschlagen
und wir haben dann gesagt 'Ja, cool, lasst uns den Song nehmen'. In
England ist Rock gerade the new Pop, also war das kein Problem.Und
die Plattenfirma hatte ja recht, der Song hat es bis in die Top 10
geschafft.
'Starbucks' wird die zweite Single werden. Macht ihr euch keine
Gedanken darüber, dass die Company Starbucks über diese Entscheidung
nicht sehr erfreut sein könnte. Zumal der Text ja nicht gerade positives
über Starbucks aussagt.
[flüstert] Sie wissen bisher noch nicht davon.
Wirklich nicht?
Naja, bisher haben sie gesagt, das wäre okay. Wir werden ja sehen,
ob sich daran etwas ändert, wenn der Song bekannter wird und mehr
Airplay bekommt.
Naja, was sollen sie denn tun? Den Refrain zensieren?
Keine Ahnung, wir haben gerade für 300.000 Euros das Video in
Südafrika gedreht und wär ja blöd, wenn das nun keiner zu sehen kriegt.
Aber ich glaube, sie sind einverstanden damit. Wir mussten ihnen die
Lyrics schicken und ihnen erklären, dass es keine Starbucks-Diffamierung
ist, der Song richtet sich ja nicht gegen Starbucks, Starbucks ist
nur eine Metapher für die 'reale Welt', für die wir noch nicht bereit
sind, wir wollen lieber in unserer Musikwelt bleiben. Anstelle von
Starbucks hätten wir auch McDonalds nehmen können. Wir sind wohl nur
auf Starbucks gekommen, weil wir auf Tour jeden Tag eine Tasse Starbucks-Tee
trinken.
Wenn eine Firma wie Starbucks euch anbieten würde, einen Song oder
ein Jingle für ihre Werbung zu schreiben, würdet ihr das machen?
Ich weiß nicht, wahrscheinlich nicht. Nein, wir würden kein Jingle
schreiben. Wenn sie einen unserer Songs für eine Werbung benutzen
wollen würden, wäre das vielleicht was anderes, aber das würde dann
vom Produkt abhängen und wie sie den Song verwenden würden. Ein Jingle
würden wir aber nie schreiben. Vielleicht werden wir aber Starbucks
mit auf Tour nehmen, um sie zu beruhigen und ihnen zu zeigen, dass
wir nur nett zu ihnen sein wollen..
Es heißt, ihr wollt eine DVD veröffentlichen...
Jawoll. Erstmal kommt jede unserer Singles auch als DVD-Single
heraus, von 'Nothing' gibt es schon eine, zu 'Starbucks' wird es eine
geben. Wir stellen sie im Moment im Bus zusammen, Jason, Giles und
ich haben Kameras und filmen alles mit. Es ist schön für unsere Fans,
sehen zu können, was auf unserer Tour so abgeht. Gegen Ende des Jahres,
um Weihnachten herum, wird es dann von uns auch eine richtige, lange
DVD geben. Ich find es aber cool, dass jede unserer Singles auch als
DVD herrauskommt, weil unsere Fans dann sehen können, was gerade neues
passiert.
Ihr werdet mit den Toten Hosen auf Tour gehen, freut ihr euch darauf?
Ja, nächste Woche...oder war´s eine Woche später..? Egal, wir
gehen mit den Hosen auf Tour und werden große Venues spielen. Vom,
der Hosen-Drummer, wird mit uns das ein oder andere Bier trinken.
Wir haben ihn schon letzte Woche in Köln getroffen, als wir einige
Interviews gegeben haben. Vom hat uns einige Saufgeschichten und Episoden
aus der Geschichte der Hosen erzählt und wir haben uns weggelacht.
Wir freuen uns also wirklich auf diese Tour, das wird fantastisch
und wir können´s gar nicht mehr erwarten.
Was war eigentlich der Grund, der Band den doch recht ungewöhnlichen
Namen 'A' zu geben. Habt ihr euch gedacht 'Mit diesem Namen wird uns
niemand bei Napster finden' oder was waren da die Beweggründe?
Ja, genau, wenn du 'A' in die Suchmaschine eingibst, kriegtst
du 5,8 Millionen Ergebnisse [lacht]. Nee, wir wollten einfach einen
Namen haben, von dem du nicht auf eine bestimmte Musikrichtung schließt.
'Slipknot' zum Beispiel hört sich ziemlich nach NewMetal an. 'A' hört
sich nicht nach Metal, Pop oder Rock an, es ist einfach ein Buchstabe,
der uns an nichts bindet. Außerdem sieht 'A' auf T-Shirts gut aus
und wir stehen im Plattenladen vor AC/DC [lacht].
Wer
war der Erste, der bemerkt hat, dass Jasons Gesangstil zwar sehr seltsam,
aber gleichzeitig einzigartig und gut klingt?
Jason! Und er ist auch der einzige, der denkt, dass es gut klingt.
Alle anderen finden es scheiße [lacht]. Viele Leute vergleichen Jasons
Stimme mit Sting, vor allem auf der neuen Platte soll er sich so anhören.
Unser Song 'Old Folks' von unserem letzten Album hört sich auch nach
The Police an, finde ich. Andere Leute meinen, Jason höre sich wie
Geddy Lee von Rush, Brian Molko von Placebo, Jonathan von Yes oder
Perry Farell von Jane´s Addiction an. Aber ich glaube, dass Jason
wirklich ziemlich einzigartig klingt. Er singt wie ein Mädchen [lacht].
Von eurem ersten Album, 'How Ace Are Buildings' habt ihr gleich
6 Singles veröffentlicht.
Wirklich?? Cool.
Ja, so steht es zumindest in eurer Diskographie. Das ist ziemlich
viel für eine Rockband.
Ja, stimmt. Ich glaube der Grund dafür ist, dass es einen Re-Release
im UK kam. Die erste Single war ziemlich erfolgreich, die zweite dagegen
nicht mehr. Die Plattenfirma hat dann wohl überlegt, uns zu droppen.
Wir haben dann irgendwie sehr viel veröffentlicht, weil wir auf Tour
gehen mussten und es sich mit frisch veröffentlichten Songs im Rücken
besser tourt. Es hat schon seine Zeit gebraucht, gute fünf Jahre,
um unsere Band dorthin zu bringen, wo wir nun stehen.
Man kann aus eurem Sound eine Menge verschiedener Einflüsse heraushören.
Was für Musikstile hörst du dir gerne privat an?
Alles was gut ist. Wenn ich guten Rock höre, freu ich mich, wenn
ich schlechten Rock höre, finde ich´s scheiße. Es gibt schlechten
Pop, wie die Steps ihn fabrizieren und es gibt guten Pop, wie ihn
die Backstreet Boys machen [Anm. d. Red. : Adam schien das wirklich
ernst zu meinen...]. Das gleiche gilt auch für andere Musikstile wie
Metal. Im Moment höre ich sehr gerne die System Of A Down-Platte,
die ist wirklich toll. Dieser Mix aus Pop/Rock und Metal erinnert
mich auch an Bands, die ich als Kind gemocht habe, wie Rush. Das Jimmy
Eat World-Album mag ich auch sehr gerne.
Dann wirst du dich ja drauf freuen, sie heute abend sehen zu dürfen.
Ja, das wird bestimmt großartig. Dann mag ich noch Bands wie Travis,
zu deren Musik man sich einfach zu Hause entspannen kann. Was noch...die
Beach Boys, die Beastie Boys, The Police, The Jam. Auch Blink 182,
die Deftones, die sind eine meiner Lieblingsbands. Ich glaub meine
größte Lieblingsband ist Faith No More, die sind ein großer Einfluss.
Was hälst du von den neuen Projekten von Mike Patton? Die sind
ja ziemlich verrückt.
Wir haben Mike Pattons neue Band Weihnachten in Los Angeles spielen
sehen. Nicht Tomahawk, eine andere.
Fantomas?
Nee...
Mr. Bungle?
Nein...
Wieviele Bands hat der eigentlich?
Das war so eine Lounge-Band. Vorne auf der Bühne war so eine Cocktail-Bar
aufgebaut, Mike hat so einen schnieken Anzug angehabt und Pfeife geraucht.
Er hat ein bisschen gesungen und seinen Cocktail gesoffen. [Ruft seinen
Bandkollegen und Bassisten Dan P.Carter zu sich] : Dan, wie heißt
Mike Pattons neue Band?
[Dan : Loveage!]
Genau, Loveage, das war´s! Die haben wir gesehen. Leider haben wir
die Tomahawk-Show in London verpasst, weil wir auf Tour waren. Es
heißt, Mike Patton hätte in die vorderen Reihen des Publikums gepisst.
Einen Tag vorher hatten wir im gleichen Club Probleme mit der Security,
weil sie uns nicht zu unserer eigenen Party reinlassen wollten. Wir
hatten eine kleine Auseinandersetzung und Jason und ich wurden rausgeworfen,
die Party wurde abgesagt. Und am nächsten Tag pisst Mike Patton ins
Publikum.
Was ist das Beste daran, Teil der Band A zu sein?
Das hier : Zu spielen, ganz klar. Der ganze Reisekram und so ist
schwer, weil wir unsere Familien nicht sehen. Seit Weihnachten hatten
wir nur drei oder vier Tage frei. Wir kommen gerade aus Südafrika,
vorher waren wir überall in Deutschland und haben in England getourt,
das ist ganz schon hektisch. Aber wenn du am Ende eines stressigen
Tages dazu kommst, deine Musik live zu spielen, ist das einfach nur
fantastisch und du vergisst alles andere. Heute wird es fantastisch,
ich denke, das wird ein cooler Gig. Reisen ist eigentlich cool, aber
wenn du nicht dazu kommst, live zu spielen, wird es langweilig und
nervt. Die neuen Songs live zu spielen, das ist es, worum es eigentlich
geht.
Also werdet ihr mehr neue Songs spielen als alte?
Ja, ich denke schon. Ich hab die Setlist bis jetzt noch nicht
gesehen, die tippt Jason gerade noch. Ich glaube, wir haben nur viertzig
Minuten, also müssen wir mal schauen, was wir so spielen können.
Du hast
noch zwei Brüder in der Band. Gibt es deswegen oft Streitigkeiten?
Oh ja [lacht]. Jeden Tag. Nee, wir haben uns eben gerade gestritten.
Es ging um die DVD, die wir machen. Jason meint, dass mein Part zu
lang und öde wäre und darauf hin hab ich ihm entgegnet 'Du dummer
Scheißkerl' und dann ging es los [lacht]. Wir haben täglich kleine
Streitereien, aber das ist cool, das ist halt Brudergehabe, das zwei
Minuten später schon wieder vergessen ist.
Habt ihr außer A noch Seitenprojekte am Start? Ich hab mal was
davon gehört, dass Dan noch in einer zweiten Band spielt?
Ja, Dan hat vor Weihnachten, nachdem das neue Album fertig war,
aber noch bevor die Promo für das Album gestartet war, etwas alleine
gemacht.
Worum handelt es sich dabei?
Ich glaube, dass hat er nur für sich selbst gemacht, ich weiß nicht,
ob das jemals veröffentlicht wird. Wir hatten zwei, drei Monate frei
und haben halt alle etwas gemacht, um uns die Zeit zu vertreiben.
Er hat mit seinem Soloprojekt Sachen ausprobiert, zu denen er im Rahmen
der Band nie kam. Dan er ist sehr kreativ, er malt, er zeichnet, er
macht Musik, er produziert Kunst. Wir dagegen verschwenden unsere
Zeit damit, Videos zu produzieren. Wir alle beschäftigen uns, aber
Dan ist der Kreative in der Band, der andauernd etwas neues kreiert.
Außer den drei Brüdern gibt es in der Band ja auch noch zwei nicht
verwandte oder verschwägerte Mitglieder. Wie habt ihr die kennengelernt?
Jason, Giles und Ich sind im Norden Englands aufgewachsen, in
Leeds. Wir sind dann vor 15 Jahren an die Ostküste gezogen und die
erste Person, die wir in unserer neuen Schule trafen, war Mark, unser
Gitarrist. Es stellte sich dann heraus, dass er Gitarre spielen konnte.
Er spiele uns dann in seinem Haus was von Queen vor und wir dachten
uns 'Wow, er kann Gitarre spielen'. Seitdem sind wir zusammen in einer
Band. Vor vier Jahren haben wir uns von unserem alten Bassisten getrennt
und seitdem nimmt Dan seinen Platz ein. Es fühlt sich so an, als wäre
Dan schon immer in der Band gewesen. Wir sind eigentlich alle wie
Brüder und kennen uns schon sehr lange.
Euren Stil könnte man grob als melodischen Punkrock bezeichnen,
würdet ihr da mit mir übereinstimmen?
Ja, ich denke einige Aspekte davon sind in unserer Musik zu finden.
Wir versuchen, unsere Alben unterschiedlich zu gestalten, unser erstes
Album war vielleicht am meisten Punkrock. Punk ist für mich auch nicht
nur Musik, sondern ein Lifestyle. Punkrock ist für mich, das zu tun,
was du tun willst, ohne irgend etwas anderes einzuschränken. Wir machen
die Musik, das Artwork, die Videos, die wir machen wollen, wir machen
alles zusammen mit unseren Freunden, das ist für mich Punkrock.
Was halten eigentlich eure Eltern von der Band?
Die finden es unglaublich. Echt, sie unterstützen uns und sind
sehr stolz, vor allem natürlich, seid wir ziemlich erfolgreich sind,
sie mit Helikoptern zu unseren Konzerten fliegen und uns bei Top Of
The Pops sehen können. Morgen spielen wir in Hamburg und da werden
wir sie auch sehen.
Stimmt es, dass Jason in Hamburg eine Wohnung hat?
Nein, soweit ich weiß nicht.
Komisch, das hatte ich irgendwo gelesen. Sonst irgendwo in Deutschland?
Nein, das ist Bullshit. Wir haben aber Freunde unserer Familie
in Hamburg und die haben dort ein großes Haus.
Da hat man dann wahrscheinlich das Haus eurer Freunde gleich zu
eurem gemacht.
Schade, ich wünschte, es wäre so!
Was hasst du am meisten an deinem Job?
Um ehrlich zu sein : Gar nichts. Es ist der beste Job der Welt. Natürlich
vermisse ich meine Frau wie verrückt. Es ist hart für sie, weil ich
irgendwo in der Welt bin, um meine Ambitionen zu erfüllen und sie
bleibt zu hause und fehlt mir und ich fehle ihr...
Jeder in der Band ist verheiratet oder in einer Beziehung und das
kann manchmal sehr schwer sein. Wir waren dieses Jahr vielleicht sechs
Tage oder so zu Hause. Dieses Jahr steht noch die Europa-Tour an,
danach fliegen wir direkt nach Amerika, dann geht´s zurück nach England,
später touren wir noch in Australien, Neuseeland, Malaysia, Singapur,
Hongkong...bis Weihnachten. Das ist toll, aber du vermisst deine Familie
und deine Freunde. Das ist der einzige Nachteil an meinem Job. Aber
es gibt bei jedem Job Nachteile und das muss man akzeptieren. Wenn
du in der Army bist, hast du sicher einen Haufen Nachteile mehr als
bei meinem Job [lacht]. Leute, die sich darüber beschweren, dass Leben
als Musiker sei hart, kann ich nicht verstehen, denn es ist wirklich
ein fantastischer Job. Vor allem wenn die Band einen Status hat, wir
wir ihn im Moment innehaben, wir touren nicht mehr in einem kleinen
Van, wir haben jetzt einen großen Tourbus und fliegen teilweise zu
unseren Konzerten, das macht es leichter. Ich kann mich echt nicht
beschweren, es ist der beste Job auf Erden.
Japan
und seine Kultur scheint eure Band sehr zu faszinieren.
Ja, da wollten wir schon immer mal hin.
Auf dem Monkey Kong-Album steht etwas in japanischen Schriftzeichen
geschrieben, was heißt das eigentlich?
Das heißt einfach nur 'Monkey Kong', wir dachten, das sieht cool
aus. Wir waren leider noch nie in Japan, aber in August spielen wir
dort vier Shows, das wird bestimmt fantastisch.
Welche deutsche Stadt rockt am meisten?
Hmm...schwer....meine Lieblingsstadt in Deutschland ist Berlin,
aber ich würde sagen, Hamburg rockt am meisten. Und Köln. Und Düsseldorf.
Und Dortmund. Und Leipzig [lacht]. Überall, Deutschland rockt generell
ziemlich und deshalb mögen wir es, hier zu spielen.
Hierzulande habt ihr es ja auch in die Top 70 der deutschen Albumcharts
geschafft, was ja für eine Rockband nun wirklich nicht schlecht ist.
Ja, das ist großartig. Und ich hoffe, wir werden hierzulande auch
noch größer, wenn wir die großen Festivals wie Rock am Ring/Rock im
Park spielen werden und 'Starbucks' als nächste Single erscheint.
Also, Daumen drücken! [lacht].
Ich will euch ja nicht älter machen als ihr seid, aber viele von
euch haben die für eine Punkband fast schon biblische Altersgrenze
von 30 Jahren erreicht.
Schon, aber wir haben ja nun auch schon drei Alben gemacht und
können deswegen auch keine Kids mehr sein.
Normalerweise verändert man sich, wenn man älter und erwachsen
wird. Glaubt ihr, dass kann man auch eurer Musik anmerken?
Ja, ich glaube schon. Auf unserem ersten Album lautete das Motto
noch 'Yeah, Motherfuckers, we´ve got a record deal!!!'. Das war schon
cool, aber so sind wir jetzt nicht mehr. Inzwischen sind fünf Jahre
voller Ups und Downs vergangen und unser Leben hat sich verändert
und das ist gut so. Wir sind bessere Musiker geworden und haben mehr
erlebt, worüber wir schreiben können.
Ich denke, das neue Album reflektiert diese Umstände ziemlich gut.
Wir fühlen uns außerdem noch so jung als wären wir 28 [lacht].
Habt ihr musikalische Vorbilder?
Jawoll, die Beastie Boys. Ich mag ihre Attitüde und ihre Musik. Mike
D ist für mich der coolste Mann im Musikbusiness. Paul Weller ist
auch noch ein Vorbild, weil er bei The Jam spielte, die ja die Vorreiter
der 80s/New Wave-Welle in England waren. Bei dem Song 'Going Down'
auf unserem neuen Album kannst du seinen Einfluss heraushören, da
hört man denke ich auch ein bisschen alte U2 heraus. Brian Wilson
mag ich auch sehr und James Hetfield. Aber auf jeden Fall die Beastie
Boys.
Deren Label 'Grand Royal' ist ja leider pleite geworden und hat
das Zeitliche gesegnet.
Ja, traurig aber wahr. Das passiert im Moment vielen Labels, es scheint
eine schwere Zeit zu sein, um ein Label vernünftig am Leben erhalten
zu können. Ich wollte schon immer mal ein Label gründen, wenn es mit
der Band etwas ruhiger werden würde, aber es ist im Moment sehr schwer
für kleine Labels, weil die Leute einfach nicht mehr so viele Platten
kaufen wie früher.
Welche Platte hast du dir denn zuletzt gekauft?
Das war die 'Toxicity' von System Of A Down. Ich kriege eine Menge
Platten umsonst, hehe. Wenn wir mit A In-Store-Gigs in Läden wie Virgin
spielen, darf man sich immer zehn Artikel umsonst mitnehmen oder so.
Wenn ich mich dann zwischen Musik-CDs und DVDs entscheiden muss, nehme
ich meist DVDs, weil die teurer sind [lacht].
Gibt es einen Film, den du uns empfehlen möchtest?
Memento. Der ist cool.
Ihr habt zusammen mit Rival Schools gespielt.
Ja, sie waren unser Support in England. Sie sind eine tolle Band
und gute Freunde, wir kennen Walter schon etwas länger und als wir
mit A in New York spielten, kam er vorbei und hat Hallo gesagt, das
war echt nett. Wir haben sie gefragt, ob sie uns in England supporten
möchten, aber wir haben nicht gedacht, dass sie es echt machen würden.
Die Shows waren auch alle ausverkauft und da Rival Schools in England
noch nicht so groß sind, war das auch eine gute Sache für alle Beteiligten.
Es ist cool, jeden Abend eine tolle Liveband sehen zu können, bevor
du selber auf die Bühne musst. Außerdem stellst du dann auch andere
Erwartungen an dich selbst und denkst dir 'Fuck, heute müssen wir
echt gut sein'.
Deine letzten Worte sind...
Just keep it rockin´! Kommt und schaut euch A live an und kauft
unser Album. Wenn ihr es nicht mögt, gebt es zurück und kauft euch
lieber das System Of A Down-Album! [lacht].
Text: Patrick
Agis-Garcin für purerock.de; Fotos: Eastwest Records
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