BRAINLESS WANKERS |
Geführt von Steffen am 3.7.2001
Auch wenn es die wohl häufigste Frage
ist, die ihr gestellt bekommt: Ihr habt so ziemlich den
bescheuertesten Bandnamen, den man sich denken kann. Wer ist
dafür verantwortlich?
Ja, da werden wir oft drauf angesprochen, dass der etwas
pubertär ist, und das trifft es auch genau. Wir waren 15/16 als
wir uns den damals ausgedacht haben, und damals hielten wir das
für lustig. Und heute halten wier es für lustig, dass wir
diesen Namen 10 Jahre lang beibehalten haben.
Aber textlich geht es nicht so unter die Gürtellinie,
auch wenn man das vom Namen her erwarten könnte.
Ich schreibe die Texte ja und habe auch einen gewissen Anspruch,
was den Inhalt betrifft. Also keine Plattheiten ablassen, die man
schon 100.000mal gehört hat. Es gibt viele deutsche Bands, die
englisch singen, aber deren Englisch so grauenhaft ist, dass man
sich nur die Haare raufen kann.
Ich war von euren Lyrics auch positiv überrascht...
Euer zweiter Trompeter: wurde der in letzter Zeit ausgewechselt
oder so, denn da hat sich in letzter Zeit doch öfter mal was
geändert.
Hehe, ja. Wir spielen in der Grundbesetzung schon ewig
zusammen, die Trompete kam ja erst später. Und gerade in Berlin
haben wir immer unterschiedliche Leute am Start, aber eigentlich
haben wir jetzt eine Zweierbesetzung, die heute nicht gespielt
hat. Der erste Trompeter, der heute hier gespielt hat (Calle),
hat auch auf der CD gespielt und sogar Trompete studiert. Wir
haben jetzt jemand anders, aber der ist beruflich Feuerwehrmann,
und hat daher 24-Stunden-Dienste, die er nicht verlegen kann.
Euch gibt es seit 10 Jahren, hast du gesagt...
Ja, wir haben angefangen, Covers zu spielen, 1991, und da hatten
wir alle zum ersten Mal Instrumente in der Hand und Bock darauf,
Punk zu machen. Das ist die Musik, die einen als Teenager
geprägt hat, und die man bis heute beibehalten hat. Ernsthaft,
also mit Trompeten und so, machen wir es jetzt seit 2-3 Jahren.'
Heute habt ihr aber auf Covers verzichtet.
Ja, wir hatten nur eine halbe Stunde gehabt, und die nutzen wir
lieber für unser eigenes Material, gerade wenn die Bad Brians
ausschließlich Coverversionen spielen.
Pennywise (Bro Hymn) habt ihr letztens auf einem Konzert
gecovert. Hattet ihr das schon öfters gespielt?
Wir haben das irgendwann mal für unserern Manager auf einer
Geburtstagsparty im Wohnzimmer gespielt, weil er sich das
gewünscht hat. Und das im Wohnzimmer eines Mietshaues...
Jedenfalls hatte ich den Song dann mal auf deutsch vertextet,
denn wenn man sich den genauer anhört ist der ganz schön krass.
Gerade bei Pennywise, wo sich auch schon Leute umgebracht haben,
die diesen Song gehört haben. Trotzdem ist Pennywise eine geile
Band, die einen nie enttäuscht. Wenn man eine CD kauft, jetzt
wieder, weiß man immer was drauf ist.
Die Trompete ist ja nunmal das, was euch von anderen
unterschreidet. Warum kommt sie dann nicht immer zum Einsatz?
Naja, das entsteht einfach so... Bei bestimmten Songs stellt man
fest, dass da eine Trompete nicht reinpasst. Und da wir uns nicht
als Ska-, sondern als Punkband sehen, muss die Trompete nicht
immer sein. Das schafft auch mehr Abwechslung.
Darauf wollte ich auch noch hinaus... Ihr werdet fast
immer als Ska-Punk angekündigt, obwohl ihr es ja eigentlich
nicht seid...
Ich mag den Begriff auch nicht, ich hasse ihn sogar. Er kommt
eigentlich nur von Leuten, die sich nicht wirklich mit uns
beschäftigen. Abgesehen davon, dass wir Bläser haben, sind
unsere Songs - mit Ausnahme von borsig Locomotive vieleicht, wo
es ein paar Ska-Parts gibt - überhaupt nicht skaig. Wir haben
kaum Offbeat-Parts, die Bläser sind nicht Ska-typisch
eingesetzt, und wenn man sich eine Ska-Band anhört und mit uns
vergleicht, merkt man, dass es etwas komplett anderes ist. Die
Trompete ist mehr Melodie-Instrument, anstatt von Gitarren-Soli,
die war auch grundsätzlich ablehnen. Sozusagen einfache,
einprägsame Hooklines, die sich immer wiederholen - auch anders
als bei Ska - und die Eingängigkeit der Songs erhöhen sollen.
Aber Leute, die zu uns kommen, weil sie "Ska-Punk"
lesen kriegen ja auch keinen Schreck, ich mag's nur nicht, es
gibt schlimmere Ettiketten, mit denen ich nicht klarkommen
würde.
Was war die größte Band, mit der ihr bisher spielen
durftet?
Vom Konzert her, also vorbandmäßig, die Donots, mit denen wir
uns super verstehen, auch schon bevor es bei denen mit ihrem
ersten Album losging. Die haben damals sogar bei uns gepennt.
Daher sind wir gut befreundet und es war auch ein ziemlich fettes
Konzert.
Es ist auch ein cooles Gefühl, wenn man eigentlich nur Support
ist, und wie heute viele Leute nur wegen uns kommen. Gerade hier
in Berlin sieht man das, das eine Band nicht unbedingt aus
Amerika kommen muss, sondern dass es auch hier Bands gibt, die es
draufhaben, und es viele Leute gibt, die sich dadurch angespornt
fühlen, auch eine Band aufzumachen. So haben wir ja auch
angefangen. Wenn Leute kommen und abgehen ist das das geilste,
was man sich vorstellen kann.
Was ist eigentlich Denis' Aufgabe in der Band, abgesehen
vom Tanzen?
Hmm... weiß auch nicht so genau... Wir haben irgendwann mal
damit angefangen, und er ist jemand, der sehr extrovertiert ist.
Und das muss man erstmal hinkriegen, ohne Instrument vom ersten
bis zum letzten Song abzugehen und Stimmung zu machen. Wir haben
ihn einfach irgendwann gefragt, ob er das machen will. Es gibt
auch andere Bands mit Tänzer, aber bei uns ist das anders, nicht
so reduziert wie z.B. den Bosstones, wo der Tänzer immer nur auf
einem Fleck steht. Er hat auch eine eigene Band, "Poon"),
in der er Bass spielt.
Außerhalb Berlins seit ihr ja noch nicht so bekannt,
oder?
Naja, Aurich war nicht so nett. Aber wir haben jetzt unsere erste
Festival-Saison, wo wir auch auf größeren Festivals spielen.
Das größte davon wohl Force Attack. Sonst haben wir mit den
Donots und den Beatsteaks zusammen gespielt, jeweils ein Festival.
Mit Ingo von den Donots haben wir "Blitzkrieg Bob" von
den Ramones gespielt.
Vor allem, wenn viele Leute da sind, waren die Reaktionen immer
recht positiv. Es gibt wirklich nur selten den Fall, dass die
Leute gar nicht reagieren, meist kaufen die Leute CDs und
T-Shirts.
Ist bei euch labelmäßig demnächst was größerers zu
erwarten?
Ja, Endorphin wird auf jedem Fall auf einem Indielabel
erscheinen. Im Herbst wird sich klären, ob die deutschlandweite
Veröffentlichung noch in diesem Jahr ist. Im Oktober gehen wir
nochmal ins Studio, um neue Songs aufzunehmen. Wir wollen also
sozusagen nach oben.
Felix, unser Gitarrist und Songwriter, war jetzt 3 Monate in San
Diego/Amerika, und deshalb konnten wir da nicht viek machen. Im
Herbst wie gesagt ein Demo mit 4-5 Songs, mit dem wir dann die
großen Firmen angehen, zumal wir jetzt erleben, dass wir auch
Airplay von Berliner Radiosendern bekommen, auch von
öffentlich-rechtlichen. Radio Eins, Fritz und star fm haben uns
gespielt. Und Minna (der Manager) hat dafür gesorgt, dass wir
auch außerhalb Berlins gelaufen sind, wie MDR Sputnik oder im
Hessischen Rundfunk, was für mich ein geiles Zeichen ist und
mich für die Zukunft recht zuversichtlich macht.
Dann betraten die Dickies die Bühne und wir machten uns zurück ins Innere des Clubs.