FRENZAL RHOMB


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Geführt von Steffen am 19.11.2001

Vor ihrem Auftritt zusammen mit Slow Gherkin und Useless ID im Berliner Silverwings sprach ich mit Gitarrist Lindsay über Gegenwart, Zukunft und Vergangeheit der australischen Fun-Punker.
Genießt das Interview mit Vorsicht, es gibt sicherlich einige Passagen, in denen Lindsay ernst war und die Wahrheit sagte, aber den Großteil sollte man doch als Comedy ansehen. Zugegeben, ein so starker schneller australischer Akzent führt oftmals dazu, dass ich es oft schwer hatte, zu verstehen, was Lindsay denn nun eigentlich meinte, aber lest selbst und habt Spaß. Um den ganzen Charme dieser Band rüberzubringen, musste ich einfach ein paar Sachen in der Originalfassung belassen. Wenn es echt jemanden gibt, der das nicht versteht, der möge sich doch bitte unter der bekannten Adresse melden.

Wie lange seid ihr jetzt schon auf Tour?
Seit rund einer Woche, aber wir machen noch 4 Wochen weiter. Dann fahren wir nach Hause, in den schönen Sommer, um Weihnachten in der Sonne zu feiern.
Wie oft wart ihr schon hier?
In Berlin bisher noch nie. Aber im März waren wir schonmal mit Less Than Jake in Deutschland. Aber jetzt sind wir sehr aufgeregt, in Berlin zu sein.
Euer Album "Shut Your Mouth" ist bereits seit über einem halben Jahr draußen. Was macht ihr also jetzt, wenn ihr nicht auf Tour seid?
Wir langweilen uns, weil zuhause nichts los ist. Die Leute, die mit uns leben mögen uns nicht. Also ist es für uns das beste, nicht oft dort zu sein. Also haben wir uns gedacht "Fuck! Let's go to Europe and get really cold for a fuckin' month!" - und das ist, was wir jetzt machen!
Schreibt ihr bereits an einem neuen Album?
Wir haben eine 16-Track-CD, die wir gelegentlich im Bus in den Player schmeißen. Soweit sind wir bisher. In den nächsten Monaten werden wir sicher auch anfangen, etwas neues zu schreiben. Wir touren ja noch eine Weile mit Useless ID und Slow Gherkin, also haben wir noch genug Zeit, ihre Ideen zu stehlen. Jason (der zu diesem Zeitpunkt am Laptop sitzt, Anm. d. Verf.) tippt grad den Soundcheck von Useless ID mit, sodass wir diesen Song analysieren und kopieren können.
Man sagte mir, dass ihr in Australien so etwas wie Superstars seid.
Ja, dass ist unglaublich. Wir können kaum außer Haus gehen, ohne dass uns jemand anfällt. Wir gehen nur mit Bodyguards auf die Straße. Deshalb kommen wir nach Europa, hier kennt uns keiner, hier haben wir keine Fans. Keine verrückten Groupies. Keine Eltern.
Du sprichst es grad an. Hier in Deutschland seid ihr noch nicht sooooo bekannt, viele kennen euch nur wegen eurer Compilation-Beiträge. Fass doch mal kurz zusammen, was es in der Geschichte von Frenzal Rhomb an wichtigen Sachen zu wissen gibt.
Dass wir uns getroffen haben ist schon eine ganze Weile her. Es war Sommer 1948... halt, nein, 57, in der Mitte Australiens. Wir sind alle dorthin ausgewandert, um dort zu arbeiten. Wir sind alles Söhne von Pilgerern. Und dort haben wir festgestellt, dass wir alle eines gemeinsam haben: Die Liebe zum Bier. Also haben wir die Band gegründet, und hatten auch gleich unseren musikalischen Höhepunkt. Das war die Zeit des Rock'n'Roll, und wir haben dort angefangen, was wir auch in den nächsten 44 Jahren gemacht haben: Jede neue Musik stehlen, die uns in die Finger kommt. Im Laufe der Jahre haben uns einige Bandmitglieder verlassen, sie wurden alt, starben an Altersschwäche, oder vergaßen ganz einfach, dass sie in einer Band sind. Oder sie waren einfach zu betrunken, um weiter zu spielen. Insgesamt waren bisher rund 74 Leute in der Band. In den Sechzigern, im Sommer der Liebe, Im Sommer von '69 (mann, ich liebe diese Anspielungen, Anm. d. Verf.) hatten wir eine sehr erfrischende offene Haltung in der Band, wo jeder, der die passende Kleidung trug und einen Joint im Mund hatte, auf die Bühne kam, und dann in Frenzal Rhomb war.
Öhhmm... sorry, wenn ich dich unterbreche, aber könntest die dich auf die Zeit ab 1996 konzentrieren?
Okay... zu diesem Zeitpunkt hatten wir uns entschieden, Punk Rock zu spielen. Wir waren immernoch vom Bier gelenkt, und wir dachten, dass wir in erster Linie so viele Songs wie möglich schreiben, so oft wie möglich auftreten, egal, ob jemand zuhört oder nicht und so viele Plattenfirmen wie nur irgend möglich mit unseren Demotapes nerven. Und das haben wir gemacht, und niemand mochte uns. Heutzutage ist das nicht anders, und deshalb sind wir hier. Wir haben jetzt unseren vierten Drummer (zur Info: Das stimmt ausnahmsweise, Anm. d. Verf.) - aber auch er wird die Band bald wieder verlassen. Unser zweiter Gitarrist wird ebenfalls bald aussteigen, gleiches gilt für Lex, den urspünglichen Sänger und Bassisten. Alle werden durch Klone ersetzt. Anfang 2002, vielleicht auch erst 2003, sobald die Technologie bei uns verfügbar ist. Und wir sitzen gemütlich zuhause, genießen das Freibier, das Kokain und die Groupies. Unsere Klone werden dann für uns arbeiten, und unsere Songs schreiben.
Was war davon jetzt die Wahrheit?
Jedes zweite Wort!
In "Never Had So Much Fun" heißt es "You can't drink the water in Sydney". Ist das jetzt immernoch so?
Nein, jetzt ist es wunderbar. Wir haben den Song damals in Japan geschrieben, und in LA aufgenommen. In Sydney hatte damals jemand irgendwelches Gift ins Wasser gemengt, das dann die Leute umbrachte. In Japan war es sauschwer, etwas zu essen zu finden. Wir sind alle Vegetarier oder Veganer., und deshalb "You can't eat the food in Japan". Fast alles enthält dort Fisch. Und "Can't breath the air in Los Angeles" bedarf wohl keiner weiteren Erklärung, es stinkt dort einfach. Es ist schrecklich dort.
Um etwas ernster zu werden: Einer von den Leuten, die mit euch touren (ich glaube, es war einer vom Merch-Stand) sagte mir vor der Show, dass Scott, Drummer von 28 Days, gestern bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist.
Ja, er wurde von einem Auto getroffen. It sucks. Very very bad.
Sie sind in Australien ja auch so etwas wie Superstars.
Ja, sie sind nur ein bisschen kleiner als wir. Nein, sie sind wirklich groß dort... That sucks alot. Wir und Freunde von uns dort haben mit ihm einen guten Freund verloren. Aber wir sind jetzt nunmal hier, und können nichts für seine Familie oder seine Freunde tun. Wenn wir jetzt in Australien wären, würden wir wohl mit 28 Days einen Saufen gehen, um sie aufzumuntern.
Magst du australisches Bier wie Foster's?
Oh, fuck it! Es gibt viele wundervolle Biere in Australien, aber du musst wissen, dass niemand in Australien - abgesehen von 70 Jahre alten Männern - Foster's trinkt.
Aber kein anderes ist hierzulande bekannt...

Ja, das stimmt. Wir haben einige gute Biere, zum Beispiel Cascade in Tasmanien. Aber das gute an deutschem Bier ist, dass ihr ein Gesetz habt, das dafür sorgt, dass Bier wirklich Bier ist, und niemals irgendwelche Tierprodukte enthält. Und es schmeckt wirklich gut.
Oohh... we're getting in trouble!
(James von Slow Gherkin wird gerade angeschissen, weil er hinter die Bar gegangen ist.; Anm. d. Red.)
(Lindsay lacht)
Wie ist euer Verhältnis zu Slow Gherkin?
Sie sind gute Freunde von uns aus Santa Cruz. Sie sind hergekommen gekommen, um Frieden mit Europa zu schließen, weil ihr Land ein paar schreckliche Dinge gemacht hat. Außerdem sind gute Freunde aus Israel mit uns hier, Useless ID.
"A Man's Not A Camel" und "Shut Your Mouth" unterscheiden sich ja nicht sooo sehr voneinander. Werdet ihr beim nächsten Album diesen Stil beibehalten, oder wollt ihr etwas mehr Abwechslung reinbringen?
Zur Zeit haben wir uns entschieden, uns mehr auf aktuelle Trends zu konzentrieren, also Boybands wie 'N Sync oder Backstreet Boys...
Also nur die Songs singen, die euch der Produzent in die Hände drückt?
Yeah, genau das. Damals, 1957, waren wir auch schon gute Tänzer. Und jetzt konzentrieren wir uns mehr auf Britney oder den New Metal Trend. Slipknot und Sys... Syndrome Of A Down, oder Creed und Matchbox Twenty. All diese berühmte Musik. Das werden wir kopieren, und in unser nächstes Album einbauen. Das haben wir jetzt schon einige Jahre so gemacht. Das Problem ist, dass es nie gut war. Und egal, was wir auch tun, es wird immer Frenzal Rhomb bleiben, wir schreiben die Songs, die wir hören wollen, schnelle Punkrocksongs, langsame Popsongs, oder bringen ein Jazzalbum heraus. Es wird immer Frenzal Rhomb sein, und sich immer scheiße anhören.
Bedeutet "Frenzal Rhomb" eigentlich irgendetwas?
Ja! Die Wörter sind aber heute nicht mehr in Benutzung. Es kommt aus Algerien. Einige Stämme dort haben die Jungen, die nicht stark und kräftig sind, kastriert. Und diese Jungs, die ihre Eier abgeschnitten bekommen haben, bevor sie die Geschlechtsreife erreichen, wurden als "Frenzal Rhombs" bezeichnet. Es ist eine sehr grobe Übersetzung.
Wie seid ihr zu Fat Wreck gekommen?
Sex, purer Sex!
Mit Fat Mike?
Ja, Jay hat eine sehr enge sexuelle Beziehung mit Fat Mike. Fat Mike - falls du es noch nicht wusstest - steht sehr auf große Lesben. Und Jay ist, wie man sehen kann, ein sehr großer, lesbischer Mann. Und jetzt leben die beiden zusammen und sind glücklich. Fat Mike's Frau und Jay's Freundin haben da auch keine Probleme mit, und.
Von welchen Bands fühlt ihr euch besonders beeinflusst?
Ohh... eine ganze Menge, von AC/DC bis Rose Tattoo, australische Bands eben. Aber natürlich auch Bands wie Face To Face oder NOFX, ohne die wir heute nicht da wären, wo wir sind. Wir versuchen trotzdem immer einen australischen Sound in unsere Songs zu packen.
Spielt auch noch Songs von euren früheren Veröffentlichungen oder beschränkt ihr euch auf Neueres?
Ja, natürlich. Dick Sandwich war unsere erste EP, Coughing Up A Storm das erste Album, danach Not So Tough Now und Meet The Family, und danach kam A Man's Not A Camel, die ihr sicher kennt. Wir spielen Songs von all diesen Veröffentlichungen. Und auch von anderen. Den ein oder anderen Slow Gherkin und Useless ID-Song zum Beispiel. Und auch ein paar von Britney Spears. Ja, das nenne ich Abwechslung.
Wechselt ihr eure Setlist bei jedem Konzert?
Wir schreiben bei jedem Konzert eine Setlist mit unseren Songs, Slow Gherkin eine mit ihren und Useless ID auch eine mit ihren. Diese drei Setlists werden dann in einen Topf geworfen, und wir spielen die Setlist, die wir ziehen. Und das funktioniert und gewährleistet eine frische Atmosphäre. Da wir viele der Songs nicht kennen, ist das natürlich umso besser,weil wir nur ein paar Minuten zum üben haben, und so mal richtig gefordert werden. Lustig ist auch, wenn wir Slow Gherkin Songs spielen, obwohl wir keine Bläser haben. Andersrum genauso. Wir haben in unseren Songs nur seeeeehr wenig Blasinstrumente...
Wir sind ein Webzine. Liest du sowas, oder bevorzugst du Printzines?
Ja, wir lesen auch Webzines. Wenn ich zu Hause bin, bin ich ein schrecklicher Computer Nerd, es ist lustig, man kann ein paar Freunde finden. Das hier ist für ein Webzine? Wir werden es bestimmt lesen.
Aber es wird auf deutsch sein...
Das macht nichts. Ich spreche in Wirklichkeit fließend deutsch.
Zum Beispiel?
Wunderbar! Dankä, and ehh... Deutschmark.
Aber niemand sagt hier Deutschmark...
Das weiß ich natürlich... Ich wollte damit nur zeigen, was ein Idiot sagen würde, wenn er nach Deutschland kommt, und dir sagen will, wie deine Währung heißt. Oder eben Euro.
Ja, den werden wir in 1 1/2 Monaten haben.
Ja, seid ihr dafür eigentlich alle schon bereit oder werdet ihr alle verrückt deswegen?
Vielleicht wenn der Afro kommt...
Hey, yeah, that would be the fuckin' best currency in the world! Wir haben ein gutes Verhältnis zu Afrika. Die Länder sollten sich zusammenschließen und den Afro einführen.That would fuckin' rule!
Naja, es würde sicher etwas mehr Zeit brauchen, als in Europa, um sich dort zu einigen...
Ja, geringfügig...
Aber es ist doch cool, zu sagen "Das hier kostet 18 Afros"...
Gute Überleitung zum Thema Geld: Versucht ihr eure Merchpreise so niedring wie möglich zu halten?
Nein, nicht wirklich. Wir versuchen, das meistmögliche Geld herauszuschlagen. Bei unseren Gigs sorgen wir für niedrige Alkoholpreise, sodass die Leute schnell betrunken werden, und all ihr Geld für Merch ausgeben. Außerdem mixen wir noch etwas LSD in den Alkohol, sodass alle verrückt werden "Wow, Merchandise, whoo-hooo"... und es funktioniert... Unsere Aufgabe ist es, die zu rocken und die Kids zu unterhalten, und natürlich so viel Geld wie möglich zu machen. Egal, ob Mark, Deutschmark, Euros oder Afros.
Tragt ihr euer eigenes Merch auch privat?
Ja, absolut! Als Teil von Frenzal Rhomb gehört die Begierde durch Groupies dazu. Wir hassen es, in ein Hotel zu gehen, ohne aufzufallen. Also tragen wir unsere eigenen Fanartikel, damit uns die Groupies erkennen. Das lieben wir, wir müssen immer angepriesen werden. Ja, das ist sehr wichtig... - Aber nicht wirklich. Eigentlich tragen wir sie nur, weil sie für uns kostenlos sind, und es hier verdammt kalt ist, wir aber nicht genug Klamotten mithaben.
Ich glaube, das war's jetzt, willst du noch etwas abschließendes sagen?
Ja! Jeder der das liest sollte www.gordies-mom-nude.com.au aufrufen, die Website von der Mutter unseres Drummers. .com.au, das ist für Australien. Und sonst: Kommt zu unseren Shows, kauft uns Bier, kauft unser Merchandise. Zeigt uns eure Begierde, eure Liebe, eure Hingabe!
Anschließend dachte sich Lindsay die Fragen/Aufgaben für das Gewinnspiel aus, das ihr im Anschluss findet:

FRENZAL RHOMB-Gewinnspiel von purerock.de!

GEWINNT 1 VON 2 SIGNIERTEN "A MAN'S NOT A CAMEL"-ALBEN VON FRENZAL RHOMB!
Beantwortet einfach die Frage:
Welche Währung wird bald auf den Weltmarkt kommen und unser Leben revolutionieren?

Wem das zu doof ist, der nennt uns einfach ein paar Gründe, warum ein Mensch kein Kamel ist, bzw. was Mensch und Kamel gemeinsam haben. Der beste Vorschlag gewinnt das zweite Album!

Alle Details zum Gewinnspiel findet ihr unter dem Gewinnspielbutton im Hauptmenü von purerock.de. Einsendeschluss für dieses Gewinnspiel ist der 14.12.2001.

Vielen Dank an Fat Wreck Europe, die uns die CDs freundlicherweise zur Verfügung gestellt haben!

exklusiv für purerock.de

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