MAXIMUM PENALTY (work in progress...) |
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Letztes Update: 8.10.01, 18.30 Uhr.
Geführt am 20.9.2001 von Steffen mit im Knaack in Berlin-Prenzaluer Berg.
Maximum Penalty gehören
zweifelsfrei zu den interessantesten Hardcore-Bands dieser Tage,
zum einen brachten sie vor Kurzem ihr neues Album "Uncle
Sham" heraus, dass bei uns auch eine positive Kritik
erhalten hat, und zum anderen dürfte klar sein, dass bei einem
Interview mit einer New Yorker Band nur eine Woche nach den
Anschlägen diese das Schwerpunkthema des Interviews ausmachten.
Da sie meine technische ausrüstung bewunderten, lasse ich euch
auch den Anfang vor dem eigentlichen Interview lesen. Da
teilweise noch andere Leute im Backstagebereich waren, sind
einige Passagen sehr schwer für mich zu verstehen gewesen, aber
ich hoffe, dass ich alles einigermaßen korrekt wiedergegeben
habe... Here we go!
Jimmy: Gesang (auf CD auch Schlagzeug), Richie: Gitarre (auf CD auch Bass), Steve: Schlagzeug (auf CD nicht dabei)
Ich habe diesmal kein
Mikrofon mit, also muss ich die Kopfhörer als Mic nehmen.
Richie: Die Kopfhörer kann man als
Mikrofon nehmen?
Jimmy: Ja, wusstest du nicht, dass das auch funktioniert? Die
ganzen Old-School-DJs und MCs nehmen auch die Kopfhörer als
Mics.
Richie: Ich habe schonmal davon gelesen, dass das in beide
Richtungen geht...
Jimmy: Das ist Mini-Disc, richtig?
Ja.
Richie: Das geht auch bei anderen Geräten, aber lass uns jetzt
lieber zum interview kommen, als darüber zu reden.
OK. Könntet ihr für diejenigen, die euch noch nicht
kennen, in aller Kürze die Bandgeschichte zusammenfassen?
Jimmy (er isst nebenbei): Wir haben 1986 angefangen, ich war
damals noch in der High School, es gab verschiedene
Bandmitglieder, die mehrmals wechselten. Heute sind es ich und
Richie, die die Songs schreiben und das Ganze drum herum machen,
und wir mögen es so.
Aus welchem Teil New Yorks kommt ihr?
J: Aus dem Osten Lower Manhattans.
War es eine harte Entscheidung, die Tour trotz der
Ereignisse durchzuziehen?
Steve: Jimmy hat mich angerufen, und wir haben uns dann alle
zusammen entschieden, die Tour zu machen, trotz dieser
schrecklichen Dinge. Das soll jetzt nicht wirken, als würde uns
das nicht sonderlich interessieren, aber uns geht das wirklich
sehr an. Wir wollen einfach nicht, dass irgendwer uns und unsere
Musik stoppt. Sie ist unser Leben, und das lassen wir uns nicht
nehmen.
R: Ich denke, dass ihr Angriff auf die Towers die Weltwirtschaft
treffen sollte, und wenn wir unsere Shows abgesagt hätten,
hätten die, die die Shows gebucht und organisiert hatten, eine
Menge Geld verloren. Und wir wollen, dass unser Teil daran
weiterläuft. Wir haben auch unser Team, Managment, Label,
Booking Agentur und andere Monster zusammengerufen und dann
entschieden, die Sache durchzuziehen. Wir wollten nicht
unbedingt, dass diese Leute wegen uns einen Haufen Geld
verlieren.
(Richie beißt einmal lautstark in einen Apfel, und zwar so,
dass man es extra gut auf der Aufnahme hören kann.)
Ist euer Album inzwischen erschienen?
J: Es kam am 10.9. in Europa raus, in Amerika ist es (bis zum Tag
des Interviews Anm. d. Red.) bisher noch nicht raus, da
I Scream Records ein europäisches Label ist. In Japan ist es
schon erhältlich.
Wie sehen eure Zukunftspläne aus? Ist ein neues Album
schon geplant, oder wollt ihr das aktuelle noch eine Weile
promoten?
R: Zuerst wollen wir natürlich das aktuelle bekannt machen.
(Jimmy sagt was dazwischen, was aber nur schwer zu verstehen
ist, da er den Mund voll hat. Es klingt aber nach "Wir haben
bereits angefangen, für ein neues Album zu schreiben")
R: Wenn wir denken, dass es an der Zeit für ein neues Album
ist, werden wir es machen. Wir wissen nicht wann, aber es hängt
davon ab, wie dieses Album in den Staaten ankommt. Obwohl das
aktuelle Album sich vom letzten deutlich unterscheidet, will ich
das nächste nicht sehr anders als das aktuelle machen. Es wird
mehr vom Aufwachsen, Voranschreiten und Verändern als Musiker,
Mensch oder Band handeln. Aber ich will mich selbst nicht
wiederholen, denn das macht keinen Sinn.
J: Wir hatten schon immer unseren eigenen Sound, unseren Stil.
Den wollen wir nicht ändern. Richie und ich sind die Songwriter,
und wir wollen uns nicht vom Entwickeln abhalten lassen. Ich
denke, dass es in den Staaten und in Europa viele Bands gibt, die
Angst davor haben, etwas neues zu probieren. Wir sind keine
MetalCore oder Punkrock-Band, wir sind einfach Maiximum Penalty.
Wir waren schon immer in die Hardcore-Szene verwickelt. Und wir
waren schon immer anders als der Rest. Wir tun einfach was uns
gefällt, und ich und Richie - Richie stieg ca. 4 Jahren in die
Band ein - haben eine bestimmte musikalische Verbindung, die ich
nie mit jemand anderem erfahren habe.
Habt ihr jemals ans Aufhören gedacht, jetzt wo ihr ja
eigentlich nur zu zweit seit?
J: Nein, ich wollte es nie aufgeben. Ich bin froh, dass wir noch
ein paar befreundete Musiker haben, Stevie, John, Galo, Charles,
Mark (sorry, wenn einer der Namen falsch geschrieben ist, Anm.
d. R.), wie heißt der eine nochmal? Bechtel... (gesprochen
"Becktell", noch eine A.d.R.)
R: B-E-C-H-T-E-L
J: Diese Jungs wollen einfach nur spielen. Sie spielten schon
immer in Bands. Ich und Richie haben ein wenig mehr Erfahrungen
mit Songwriting und Touren. John und Steven machen auch gute
Vorschläge. Ich mag es wie wir, vor allem ich und Richie,
zusammenarbeiten. Vielleicht werden wir irgendwann wieder eine
vollzählige Band, aber zur Zeit mögen wir es so, wie es ist.
Wir hatten ein paar Probleme mit ein paar Bandmitgliedern, und
als die Band sich zum x-ten mal auflöste, haben wir uns
entschieden, zu zweit weiterzumachen.
(In diesem Moment merkt Jimmy, dass er seine Zigaretten am
Billardtisch vergessen hat und schickt jemanden hoch, diese zu
holen, wobei er immer wieder flucht, dass er sie vergessen hat,
und Richie fängt an zu lästern)
J: Als uns unser Drummer mitten in einer Show verlassen hatte -
er war mit der Art, wie wir Songs schreiben nicht einverstanden
-, haben ich und Richie uns gefragt, warum wir das Album nicht
einfach alleine machen.
R: Jimmy sagte zu mir, "Hör zu, ich spiele die Drums, und
du Gitarre und Bass, warum machen wir das Album nicht
alleine?", sagte ich "Das ist verrückt!", aber es
gab eigentlich keinen triftigen Grund, warum wir das nicht
könnten. Ich bin mit dem Ergebnis jedenfalls sehr zufrieden.
Ja, denke ich auch, es hat bei uns auch eine gute Wertung
bekommen. Es ist nicht der gewöhnliche Hardcore, den man immer
hört.
R: Das ist Hardcore, den man niemals hört!
irgendjemand der noch im Raum ist: (lacht) Naja, einmal
schon.
J: Ich und Richie sorgen uns wirklich darum, gute Songs zu
schreiben, mal komplex, mal simpel. Aber wir wollen einfach nur
wirklich gute Songs schreiben. Wir hören beide sehr vielfältige
Musik, Jazz, Hip Hop, Latin, World Music, Reaggea. Wir versuchen,
Musik zu repräsentieren, und es kommt Heavy, Punk und Hardcore
raus. Viele Metalcore-Kids, die rumschreien, sind doch nur Faker.
Ich sage dir eins, und bitte druck das ab (bzw. stelle es online
;-) , Anm.d.R.): Gebt dem verdammten Album eine Chance!
Ich verspreche euch, wenn ihr das Album zwei- oder dreimal hört,
dann verspreche ich euch, wird das Fucking Album nicht mehr aus
eurem Kopf gehen! Und das ist, was ich will. Etwas das man sich
anhört, und nicht nur einmal reinhört und sagt "ist ganz
OK". Ich will kein Album, das wie jedes andere klingt, ich
will etwas, an das man sich erinnert. Es wird lange in eurem
Schädel bleiben! (Der Mann hat übrigens recht! A.d.R.).
Wer auch immer dieses Album hrt, wird spätestens beim vierten
Hören süchtig nach einem der Songs sein (Okay, man
kann auch übertreiben, A.d.R.)!
R: Mindestens einer!
J: Ich will nicht eingebildet klingen, aber ich bin einfach
zuversichtlich, weil wir uns soviel Zeit genommen haben, ein
anständiges Album zu schreiben.
Es hat bei uns schließlich 8 Punkte bekommen, was
"sehr gut" bedeutet.
J: Hey, cool!
(irgendeiner aus dem Hintergrund): Das sind zwei Vieren!
(jemand anders schreit laut)
(jemand macht Geräusche wie ein Walross)
(irgendwie lacht jeder, und ich habe keinen Durchblick, wer zu
wem spricht. Irgendwie scheint im Amerikanischen Englisch jedes
zweite Wort ein Fuck zu sein)
R: Ich hätte vier Zweien gegeben.
(Ich verliere immer mehr den Überblick auf meiner Aufnahme,
irgendwer sagt zu Jimmy "Du hast mal sechs Girls
gleichzeitig gefickt?" Die Antwort darauf geht im Gelächter
irgendwie unter... Wer will, kann sich die Szene bei mir
anhören... AdR) [9/2:30]
Welche Bands hört ihr privat so?
J: Meine Lieblingshardcoreband aller Zeiten sind die Bad Brains.
Wenn es um Hip Hop geht, ist meine aktueller Favorite... ohh...
wow... ich mekr gerade, dass ich gar keinen wirklichen
Super-Favorite habe. Zur Zeit habe ich im CD-Player: The Police,
Gangster Boo (keine Ahnung, wie sich das schreibt.. AdR)
- "dirty south hip hop bitch", ich höre modernen Jazz,
aber auch Metal, wie Slayer. Das neue Album ist killing!
R: Slayer rule.
Eine der wenigen Bands, die nicht bei der Tattoo The
Planet Tour abgesagt haben. 3 der 5 Bands sagten ihre Auftritte
ab.
J: Ich muss zugeben, dass mein Lieblingsinterpret aller Zeiten
James Brown ist.
R: Bei mir sind es Miles David und Bob Dylan. Ich mag auch
Hardcore wie die Cromags oder die Bad Brains, aber auch Underdog,
natürlich auch Agnostic Front, in letzter Zeit besonders
Radiohead und Tool.
J: Radiohead is fucking awesome.
R: Dag Nasty, die unterschätzteste Hardcore-Band aller Zeiten!
J: Ja!
R: Heutige Hardcore-Kids kennen sie gar nicht (Ich ehrlich gesagt
auch nicht... A.d.R.). Ich würde vielleicht eines Tages
einen ihrer Songs covern. Godfather oder so. Sonst noch Elvis
Castello, ja, der frühe Elvis Castello.
Wollt ihr noch etwas zur Tragödie in New York sagen?
J: Ja, ich will dazu was sagen. Man muss sich auf die Wurzel des
Problems konzentrieren. Ich denke, dass man den Opfern jeder Form
des Terrorismus gedenken muss, egal ob im Mittleren Osten oder
Amerika. Ich fühle mit den Angehörigen der 5000 Opfer in New
York. Die Supermächte der Welt müssen jetzt zusammenarbeiten
und sich vor Allem auf Bildung und Geistigkeit konzentrieren. Die
Eltern sollten besser auf ihre Kinder aufpassen, denn oftmals hat
die Entwicklung extremer Einstellungen ihren Ursprung in der
Kindheit, wenn sie ohne Moral aufwachsen. Die Jugend der Welt
muss sich Regeln vor Augen führen, denn Anarchie kann nicht
funktionieren. Oftmals ist es auch so, dass die Kids keine Mutter
oder Vater haben, die ihnen sagen, was richtig oder falsch ist.
Und wenn es ihnen niemand sagt, wissen sie es auch nicht. Eine
weitere Sache, die ich sagen will, ist, dass nicht jeder
Palästiner oder jeder Muslim ein Terrorist ist. Es wäre
genauso, wenn ich sagen würde, jeder Deutsche sei ein Nazi. Nur
weil jemand anders ist, ist er noch lange kein schlechter Mensch.
R: Was ich dazu sagen möchte, ist, dass ich hoffe, dass diese
Sache nicht dazu führt, was sich jetzt anbahnt. Sie töten uns,
wir töten sie zurück, sie töten uns wieder, wir sie...
Irgendwann ist keiner mehr am Leben. Die Staaten versuchen die
Gesellschaft zu sichern. Die Amerikaner müssen versuchen, ihr
Angriffe nicht gegen Zivilisten zu richten, denn es hat bereits
genug Opfer gegeben. In einigen Punkten liebe ich Amerika, in
anderen Punkten hasse ich es. Das einzige, was jetzt hilft, ist,
dass die Leute kommunizieren müssen. Denn wenn jemand
miteinander spricht, ist er kein Fremder mehr. Um jemanden zu
töten, musst du ihn zuerst zu jemand anderem machen.
J: Niemand sollte andere Religionen verachten. Es muss mehr
Toleranz geben. Die einzige Möglichkeit ist wie gesagt, Bildung
und Kommunikation.
S: Wenn wir andere Ansichten haben, reißen wir uns auch nicht
die Köpfe aus, sondern reden miteinander. Und wenn mir jemand
seine Ansicht mitteilt, kann ich meine Meinung auch ändern. Auf
der gesamten Welt sind zur Zeit die Leute in Angst, und es sollte
wirklich jeder miteinander reden, statt sich zu töten.
Gutes Statement, ich denke, dass wir jetzt zum Schluss
kommen sollten.
(irgendwie brüllt jetzt jeder): Uncle Sham! Gebt dem Album eine
Chance! (Richie macht ein Huhn nach
R: Kauft das Album, damit ich aufhören kann zu arbeiten, wenn
ich zuhause bin.
(nur Gelächter)
Danke für das Interview.
Wir danken. Kommst du noch zur Show?
Klar.
exklusiv für purerock.de
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