Geführt von Josip am 7.12.2001
in der Arena Wien
Randy zählen mit "The Human Atom Bombs" auf jeden
Fall zu den Gewinnern des Jahres 2001 und konnten sowohl die Fans
als auch die Presse vollends überzeugen. Während sie auf
ihren alten Alben lupenreinen Melody-Core boten, schlugen sie auf
ihren letzten beiden Alben eine vollkommen andere Richtung ein und
spielen nun einen stark vom Jahre 77 beeinflussten beeinflussten Punk
Rock, der doch gewaltig in die Beine geht und so vor allem live noch
um eine Spur besser herüberkommt. Auf ihrer bereits zweiten Europa-Tour
2001 bekamen wir die Chance, ein zweites Interview mit der damals
gut gelaunten Band zu führen, wobei der Hauptteil der Fragen
von Drummer Frederick und Gitarrist Johan beantwortet wurde.
Ihr seid ja nun schon das zweite Mal in diesem Jahr auf Europa-Tour.
Denkst ihr, dass es irgendeinen Unterschied bei den Reaktionen zwischen
der ersten und der zweiten Tour gibt? Und erwartet ihr euch von dieser
Tour etwas Neues?
Frederick: Ich denke, die Reaktionen waren bis jetzt ungefähr
dieselben und das haben wir uns auch erwartet. Wir hätten uns
allerdings nicht erwartet, dass die heutige Show ausverkauft sein
würde. Wir haben zwar schon in Österreich gespielt, aber
ich denke, dass ist fünf Jahre her. Also war das eine nette Überraschung.
Macht euch das Touren eigentlich noch Spaß oder nervt es
euch schon, quer durch fremde Länder zu reisen? Und tourt ihr
durch eine Gegend besonders gerne?
Frederick: Es macht uns immer noch sehr viel Spaß und wir mögen
es sehr. Und wir touren eigentlich überall gerne. Es kann überall
lustig sein. Wir haben also
keine
Lieblingsgegend oder so was.
Ihr seid zusammen mit Propagandhi durch die USA getourt. Denkt
ihr, dass dies eine besondere Erfahrung war und konntet ihr was dabei
lernen oder denkt ihr, dass das nur eine normale Tour war?
Frederick: Es war eine tolle Tour. Es war immer sehr lustig und Propagandhi
sind ganz nette Jungs. Außerdem waren immer sehr viele Leute
da. Ich glaube, bei der kleinsten Show waren es 300 und bei der größten
so um die 1600, was natürlich toll war.
Und seid ihr beim Publikum von Propagandhi gut angekommen?
Frederick: Das Problem war, dass unser Album erst ein paar Tage vor
der Tour in den Staaten released wurde, wodurch die Leute unsere neusten
Songs kaum kannten. Aber ich denke, dass es trotzdem o.k. war.
Euer letztes Album ist ja schon eine Weile draußen. Seid
ihr immer noch voll zufrieden damit oder habt ihr schon Dinge gefunden,
die euch jetzt nicht so gut gefallen?
Johan: Also ich bin immer noch voll zufrieden damit.
Ich fand "The Human Atom Bombs" einfach fantastisch und
wenn man es hört, fällt einem sofort der starke Rock'n Roll/77-Punk
Rock-Einfluss auf. Wird das jetzt wahrscheinlich euer neuer "Stil"
bleiben und wollt ihr überhaupt nix mehr Melody Core-mäßiges
machen?
Johan: Ich denke, dass wir nie zum Melody Core zurückkehren werden...oder
ich weiß nicht so recht. Es war ja eigentlich nicht unser erster
Stilwechsel. Ich denke, wir wechseln eigentlich mit jedem Album ein
wenig unseren Stil.
Stefan: Nein, ich stimme dem nicht zu! (allgemeines Gelächter)
Johan: Also wie gesagt: ich denke, dass es keine große Sache
ist, ein wenig seinen Stil zu ändern, da man eben immer andere
Inspirationen hat, die einen beeinflussen.
Euer altes Zeug unterscheidet sich doch sehr von euren letzten
zwei Alben. Mögt ihr eure alten Sachen überhaupt noch?
Johan: Nein!
Also spielt ihr auch live nix Altes?
Johan: Nein, nur ganz wenig davon. Hauptsächlich spielen wir
Sachen von der neuen Platte.
Es
fällt ja eigentlich allgemein auf, dass viele schwedische Punk
Rock/Hardcore-Bands in letzter Zeit stark experimentierten und viele
neue Einflüsse in ihre Musik fließen lassen und sich eigentlich
immer mehr vom Melody Core abwenden. Ich denke da an Bands wie Millencolin,
59 Times The Pain oder auch No Fun At All. Außerdem sind gerade
Bands wie The Hives oder The (International) Noise Conspiracy ziemlich
erfolgreich mit ihrem Sound, der euren doch ähnelt. Wie seht
ihr das? Was hält ihr von diesem "Garage Punk"-Trend?
Johan: Ich weiß nicht. O.k., 59 Times The Pain haben sich wirklich
verändert, aber ich denke, dass Millencolin immer noch wie früher
klingen.
Ich meine, dass sie großteils doch deutlich langsamer geworden
sind.
Johan: O.k., du magst vielleicht recht haben. Aber ich weiß
nicht, was ich von diesem Trend halte. Ich denke, The Hives oder The
(International) Noise Conspiracy machen dasselbe wie schon die letzten
Jahre und sind nun eben ziemlich erfolgreich damit. Man könnte
es einen Trend nennen, dass das jetzt so gut läuft, aber ich
teile Bands nicht gerne in Kategorien ein und mach mir deswegen keine
Gedanken darüber.
Denkt ihr, dass diese Bands durch diesen Trend auch kommerziell
erfolgreich sein können?
Johan: Ich denke, dass sie es jetzt schon sind! Ich meine, die Hives
sind in England ganz groß...eigentlich überall in Europa.
Und The (International) Noise Conspiracy natürlich auch.
Und wie sieht es diesbezüglich mit euch aus?
Johan: Ich denke, dass es uns gut geht und wir sind ganz zufrieden.
Wir sind eine von den eher kleineren Bands aber es ist o.k. so.
Was wollt ihr als Musiker erreichen? Und ist euch Geld dabei sehr
wichtig?
Frederick: Wir setzten uns eigentlich keine großen Ziele. Wir
wollen einfach immer nur ein noch besseres Album machen, als es das
alte war. Aber natürlich wollen wir auch ein paar Alben verkaufen
und es wäre schön, wenn wir von der Musik leben könnten,
wenn wir genug Geld hätten um die Miete zu bezahlen.
Ich hab auf eurer Website gelesen, dass ihr in der nächsten
Zeit eine neue EP herausbringen werdet. Erzählt mal ein wenig
darüber.
Frederick: Es werden wahrscheinlich fünf oder sechs Songs drauf
sein, die wir in Kanada während der Tour aufgenommen haben, wovon
zwei eigentlich fürs letzte Album gedacht waren. Sie wird in
den USA vom G7 Welcoming Committee und in Europa von Burning Heart
veröffentlicht und ein spanisches Label wird die Vinyl-Version
davon pressen. Außerdem haben wir noch zwei weitere Songs aufgenommen,
die wir bald als 7-Inch veröffentlichen werden.
Ich hatte mir einmal ein Livereview eines Fanzine von eurer Show
in Berlin durchgelesen, wo der Schreiber etwas sauer auf euch war,
da ihr folgendes Statement abgelassen haben sollt: "I can't see
a single punk rocker nor an anarchist in this room!". Ist das
wahr und wenn ja, denkt ihr nicht, dass das ein Vorurteil sein könnte?
(Allgemeines Gelächter) Johan: Ich kann mich eigentlich
nicht daran erinnern, aber es könnte schon sein, dass ich so
was gesagt habe. Wenn aber nur, um ein wenig zu
provozieren
und das Publikum aufzuwecken, wenn es eine meiner Meinung nach zu
ruhige Show war.
Und was ist heutzutage Punk Rock in euren Augen?
Johan: Ich weiß nicht. Das ist wirklich eine schwierige Frage.
Ich denke darüber eigentlich kaum nach und definiere nicht, was
Punk Rock ist und was nicht. Aber ich denke, dass Punk Rock für
mich immer noch ein Musikstil ist. Du weißt schon, wovon ich
rede. Die alten 77-Bands, die sind Punk Rock für mich. Mehr fällt
mir dazu aber nicht ein.
Ich denke, dass eure Lyrics ein sehr wichtiger Bestandteil eurer
Musik sind. Ist es auch sehr wichtig für euch, dass eure Fans
eure Texte verstehen oder an das glauben, was ihr schreibt.
Oder seid ihr auch zufrieden, wenn ihnen nur die Musik taugt?
Frederick: Selbstverständlich ist es auch in Ordnung, wenn jemandem
nur die Musik gefällt. Aber natürlich freut es uns, wenn
sich einige Leute die Texte durchlesen und sich wirklich für
das interessieren, was wir schreiben. Ich meine, wir sind wirklich
sehr froh darüber, dass wir die Möglichkeit haben, dass
zu tun, was wir wollen und es ehrt uns sehr wenn es den Leuten gefällt.
Aber nicht jede Zeile von uns hat wirklich sehr viel Klasse....
Was würdet ihr machen, wenn ihr nicht in der Band wärt
und könnt ihr eigentlich von eurer Musik leben oder müsst
ihr nebenbei arbeiten gehen?
Frederick: Wir sind froh dass es die Band gibt und machen uns keine
Gedanken, darüber, was wir sonst größtenteils täten.
Aber wir würden wahrscheinlich arbeiten. Wir arbeiten ja jetzt
auch nebenbei, da wir nicht genug Geld machen, um Vollzeit-Musiker
zu sein.
Und als was arbeitet ihr da?
Frederick: Ich arbeite beim Theater, Johan in einem Studio, Stefan
in einem Plattenladen und Johan arbeitet glaub ich gar nicht nebenbei...doch!
Er arbeitet manchmal in einer Bar.
Was halten eure Familien von der Band und von euren politischen
Ansichten? Unterstützen sie euch?
Frederick: Meine Mutter mag unsere Musik und die Ideen wirklich, während
mein Vater kaum darüber spricht, weil es ihn einfach nicht interessiert.
Johan: Bei mir ist es ähnlich, aber eigentlich mögen meine
beiden Elternteile das, was ich mache.
Würdet ihr eigentlich je zu einem Major Label wechseln, um
zum Beispiel eine bessere Promotion zu bekommen oder so was?
Frederick: Wir sind mit der Distribution und dem ganzen ziemlich zufrieden
und waren eigentlich auch überall, wo wir waren, ganz zufrieden,
sodass wir nie die Option zu einem Major Label zu wechseln, in Erwägung
gezogen haben. Außerdem sind wir mit Burning Heart derzeit ziemlich
glücklich.
Wie schauen eure weiteren Pläne für die Zukunft nach
der Tour aus?
Frederick: Wir werden zusammen mit den Hives im Februar durch England
touren und dann eine kleine Pause machen, da wir glaub ich im letzten
Jahr über 120 Shows gespielt hatten. Möglicherweise gehen
wir dann im Sommer ins Studio, um das neue Album aufzunehmen, aber
das ist absolut noch nicht sicher. Man wird sehen.
Vielen Dank für das Interview!
Und vielen Dank Gernot für die Live-Fotos!