Rival Schools-Bassist Cache
Tolman nahm sich sichtlich entspannt vor dem Konzert
seiner Band am 15.3.2002 im Kölner Underground Zeit für
ein kurzes Gespräch mit purerock.de. Er verriet uns
unter anderem, dass man auch als 12jähriger schon in
talentierten Hardcorebands spielen kann und wie es einst
auf der Bühne zu einem Feuerintermezzo kam...Wie war die Tour bisher für
euch?
Bis jetzt ist die Tour wirklich großartig verlaufen.
Wir haben jetzt 6 Shows in Deutschland gespielt, vorher
waren wir in Holland und Belgien. Als nächstes werden
wir in Italien und Frankreich spielen, das wird bestimmt
ziemlich interessant und aufregend.
Ist
es nicht komisch, dass ihr Promotion für ein Album
macht, das in den Vereinigten Staaten schon seit fast
einem halben Jahr auf dem Markt ist?
Wir haben das Album in den USA im August
veröffentlicht, in Deutschland kam es hier erst im
Februar heraus. Der Grund dafür ist einfach, dass wir
lieber mit einem frisch veröffentlichten Album im
Rücken die Tour angehen wollten. Die Platte ist ja immer
noch frisch und nicht alt oder so etwas. Es hat außerdem
den Vorteil, dass die Leute in Deutschland dann nicht
nach einer Rival Schools-Tour schreien, wenn wir gerade
in Kalifornia touren. Jetzt, wo die Platte frisch
draußen ist, können wir den Leuten in Deutschland das
Material schon live präsentieren. Mit dieser
Veröffentlichungsstrategie wird die Tour auch nicht so
lang, wir werden anstelle von 100 Dates hintereinander
nur 30 spielen müssen, das hat den Vorteil, dass es
nicht so sehr in Arbeit ausartet und das wir uns den
Spaß an der Sache erhalten.
Ihr werdet von der Presse eine 'All Star Group'
genannt, weil alle Bandmitglieder schon früher in mehr
oder weniger berühmten Bands gespielt haben. Stört dich
das?
Nein, überhaupt nicht, ich finde das sogar ziemlich
cool. Das is dann irgendwie nach dem Motto 'Ganz oder gar
nicht' und es hört sich auch ganz gut an.
Waren durch diese Lobpreisungen im Vorfeld die
Erwartungen, die ihr euch beim Einspielen des Albums
gestellt habt, höher?
Nein, ich glaube nicht, ich gebe auf sowas auch nicht
Acht. Ich weiß eigentlich gar nicht, was die Leute von
mir erwarten und es ist mir auch ziemlich egal. Aber ich
weiß, was ich selbst von mir erwarte und ich glaube, das
ist viel mehr, als das, was die Leute erwarten.
Ich weiß, dass du die Vokabel 'Emo' nicht so sehr
magst.
Och, so sehr stört sie mich auch nicht [lacht].
Wie würdest du eure Musik in eigenen Worten
beschreiben?
Hmm...Hardcore meets Pink Floyd! Neben vielen anderen
Einflüssen ist Hardcore sicherlich ein Element. Vor
allem in unseren Liveshows spielt der psychedelische
Faktor auch eine große Rolle. Hardcore hat einige der
besten Dancebeats überhaupt und wir wollen die Leute auf
jeden Fall zum Tanzen bringen, aber nicht in so einer
brutalen Art und Weise.
Deine Bandkollegen Walter und Sam sind Besitzer eines
Plattenlabels, 'Some Records', da liegt es ja nahe, dass
Rival Schools ihren Output auf 'Some' veröffentlichen.
Warum habt ihr das nicht getan und veröffentlicht bei
Island / Mercury?
Bevor Walter 'Some Records' gegründet hat, hat er einen
langfristigen Vertrag bei Island unterschrieben und
dieser Vertrag ist immer noch gültig. Außerdem war es
einfacher, auf Island zu veröffentlichen, alles andere
hätte nur unnötige Probleme bereitet.
Bevor ihr euer eigentliches Debütalum 'United By
Fate' veröffentlicht habt, habt ihr eine Split-EP mit
Jonah Matrangas Onelinedrawing-Projekt veröffentlicht.
Ja, genau und diese Platte haben wir auch auf Walters
Label veröffentlicht.
Habt ihr vor, so etwas in Zukunft noch einmal zu
machen?
Vielleicht schon, aber das nächste, was wir machen
werden, wird wohl eher das nächste reguläre Rival
Schools-Album sein. Wir wollten schon immer mehrere
solcher Projekte angehen, aber wir müssen ja auch unsere
eigenen Sachen aufnehmen.
Was kann man von eurer Show heute Abend erwarten?
Oh, das wird verdammt tight werden, Mann! Tight and
funky! Wir werden eine gute Zeit hier haben, denn das
letzte Mal, als wir hier in Köln gespielt haben, war die
Resonanz echt super und die Show war ausverkauft - und
das, obwohl wir nicht einmal eine 7-Inch herausgebracht
hatten. Das Underground ist eine wirklich coole Location,
vielleicht einer der coolsten Clubs in ganz Europa, in
denen ich schon gespielt habe. Wir werden hier sicher
Spaß haben.
Mal eine ganz spezielle Frage: Warum ist die
Vinyl-Ausgabe von 'United By Fate' im Gegensatz zur
herkömmlichen, grünen CD-Ausgabe mit einem blauen Cover
erschienen?
Das war einfach nur, um die Sache frisch zu halten.
Einfach mal die Farbe ändern. Wir haben uns gedacht
'Okay, wir haben die eine Farbe gemacht, machen wir halt
jetzt die nächste.'. Alle Farben sind verschiedene
Formen von Licht, also schaust du dir eigentlich einfach
nur Licht an, aber in verschiedenen Formen, in Blau,
Grün, Gelb oder Rot. Es ist nur Licht, aber du nimmst es
unterschiedlich wahr und es gefällt dir.
Ist die Musik, die du mit Rival Schools machst, auch
die Art von Musik, die du dir privat anhörst? Oder was
hörst du so im Moment?
In letzter Zeit habe ich mir viel von Ledbelly
angehört, einem Gitarristen. Es gibt da diese neue
Platte von Michael Rose, einem Reggaesänger, die mag ich
auch sehr.
Und was war die letzte Platte, die du dir gekauft
hast?
Tja, das war die Ledbelly-Platte [grinst]. Wenn ich
auf Tour bin, hör ich so gut wie gar keine Rockmusik.
Aber diese Platte musste ich trotzdem haben. Welche ich
mir davor gekauft habe, weiß ich echt nicht mehr, sorry.
Können wir dir ein Statement zu MP3 und Konsorten
entlocken?
Sicher, auch wenn ich zugeben muss, nicht allzuviel
darüber zu wissen.
Hast
du nichts dagegen, dass Leute deine Musik kostenlos ins
Internet stellen?
So etwas gab es ja eigentlich schon immer, auch vor
dem Internet. Früher haben alle Tapes ausgetauscht oder
so etwas in der Art, es ist also nicht wirklich etwas
Neues. Aber auf diese Art und Weise kriegt man nicht
wirklich die volle Platte, du kriegst nicht das Artwork,
die Original-CD und all das kleine Drumherum. Wenn du dir
eine CD kaufst, öffnest du dich selbst völlig für
diese CD und denkst dir 'Damit will ich mich jetzt
richtig beschäftigen. Wer hat diese CD gemacht, wer sind
die Musiker, was für Instrumente benutzen sie?'. Bei
MP3s ist das nicht der Fall, du kriegst nichts und du
beschäftigst dich auch nicht in dem Maße mit der Musik.
Du holst dir einfach die Musik, das hat für mich nicht
den gleichen Wert. Viele Leute haben auch einen riesigen
Haufen an MP3s, die sie sich aber nie anhören. Wenn du
dir eine Platte kaufst, nimmst du dir auch vor, dir diese
anzuhören und dich eingehend mit ihr zu beschäftigen.
Was war der beste Gig, den du jemals gespielt hast?
Hmm...[überlegt lange]...ich glaube, der Gig, den
wir vor ca. 2 Monaten in New York im Bowery Ballroom
gespielt haben. Das war die letzte Show unserer Tour, wir
waren sehr tight und hatten eine ziemlich coole Show
gespielt - noch dazu unserer Heimatstadt.
Was war der schlimmste Unfall, der euch jemals auf der
Bühne passiert ist?
Wir hatten mal einen Gig in Dallas, Texas, und mein
unterer Bassverstärker stand auf einmal unter Flammen!
Ich weiß überhaupt nicht, was ich da gemacht habe. Ich
habe eine ganz Menge an Effekten und ich glaube, die
haben irgendwie den Verstärker zum Brennen gebracht. Ich
wollte ihn dann völlig zu Asche verbrennen lassen, hab
also einfach nur zugesehen, wie er wegbrannte. Ich hätte
mir zwar finanziell den Verlust nicht leisten können,
aber auf Dauer gesehen hätte sich das doch gelohnt. Aber
unser Gitarrist Ian hat dann, als das Feuer schon
ziemlich groß war, Wasser drauf geschmissen und es so
gelöscht. Das war ziemlich verrückt und gefährlich.
Kannst du dich noch an deinen ersten Livegig erinnern?
Ja, ich war 12 Jahre alt und der Gig war in diesem
Hardcore-Club namens 'The Word' in meiner Heimatstadt. An
diesem Abend spielten 8 Hardcorebands, Headliner war die
Mr T.-Experience. 7 lokale Bands eröffneten für sie und
meine Band war die allererste. Keiner in meiner Band war
damals älter als 14, aber wir waren ziemlich gut. Wir
waren eine Thrash-Band und hatten ungefähr ein Jahr
zuvor angefangen zu spielen. Der Gig war auf jeden Fall
toll.
Ihr seid momentan ja ziemlich groß im Gespräch, was
seht ihr als Geheimnis für euren Erfolg an?
Das wirst du heute Abend sehen, Mann! Ich denke, wir
sind eine tolle Band und das werden wir heute Abend auch
beweisen. Nicht jeder mag das zwar wissen [lacht] und
vielleicht wird es auch nicht jeder erfahren, aber ihr
schon..
Glaubtst du, dass Rival Schools Teil einer
Rockbewegung sind?
Ja, scheint wirklich so zu sein, schau dir nur die
Bands an, mit denen wir schon getourt sind: Die Hives,
The (International) Noise Conspiracy, Dashboard
Confessional...Ich fühle mich mit diesen Bands schon
allein dadurch verbunden, dass wir zusammen auf Tour
sind.
Alle Mitglieder von Rival Schools haben früher in
anderen Bands gespielt, was sind die größten
Unterschiede zwischen Rival Schools und den älteren
Kombos?
Hm, ich glaube, dass wir mit Rival Schools den Erfolg
viel mehr zu würdigen wissen. Manche Sachen verschwinden
von einem Tag auf den Anderen und in der Vergangenheit
waren wir vielleicht manchmal zu unglücklich, um den
Moment zu genießen oder zu würdigen. Ein positiverer
Lebensstil führt dazu, dass du zufrieden bist mit dem,
was du gerade besitzt und das bin ich gerade sehr. Ich
genieße diese Tour und werde heute Abend Spaß bei dem
Konzert haben.
Was sind die Quellen deiner Inspiration?
Grundsätzlich erst einmal alle Formen von Liebe. Ja,
Liebe.
War es bei eurem ersten Gig mit Rival
Schools schwer, das Publikum zu überzeugen?
Unser erster Gig war in Manchester und wir haben unser
Bestes gegeben. Wir hatten da auch noch gar nichts
veröffentlicht und deswegen kannte auch keiner einen
einzigen Song, aber wir haben gerockt und die Resonanz
war vom Anfang an sehr positiv.
Was denkst du von der heutigen Musikindustrie?
Für mich ist der Begriff 'Musikindustrie' an sich
ein Widerspruch. Musik hat nichts mit Industrie zu tun
und Industrie ebensowenig mit Musik. Aber aus irgendeinem
Grund wurde beides verknüpft und jetzt gibt es die
Musikindustrie [lacht]. Es sind zwei total getrennte
Bereiche und als solche sollte man sie auch behandeln.
Die Industrie sollte keinen Einfluss auf den Sound haben.
Jedes Mitglied von Rival Schools soll sich sehr von
den anderen unterscheiden.
Ja, sicher, jeder von uns hat seinen ganz eigenen
Style. Wir sind ja alle ziemlich alt mittlerweile und
haben uns für unseren Weg schon lange entschieden. Wenn
du in einer Band jung bist, bist du noch beeinflussbar
und deine Bandkollegen können dich dazu bringen, auf
eine bestimme Art und Weise zu spielen. Aber wenn du alt
bist, spielst du nach deinem ganz eigen Style und
beharrst auch darauf [lacht]. Wenn du noch jünger bist,
versuchst du dich an verschiedenen Styles, aber wir haben
unsere Entwicklung mittlerweile abgeschlossen, glaube
ich.
Letzte Frage: Wie seid ihr mit eurer heutigen
Vorgruppe, den Hundred Reasons, in Kontakt gekommen?
Wir haben einen gemeinsamen Freund in London, der
auch gleichzeitig ihr Manager ist, sein Name ist Tank. Er
ist auch der Manager von A, mit denen wir auch schon
gespielt haben. Er ist ein guter Freund von uns und da er
auch der Manager von den Hundred Reasons ist, lernte man
sich kennen und respektieren, so kam das Ganze zustande.
Vielen Dank für das Interview, Cache.
Kein Problem, hat Spaß gemacht!
Interview
: Patrick Agis-Garcin, Rajiv Strauss, Claudia Blum
Text: Patrick Agis-Garcin exklusiv für purerock.de;
Fotos: Mercury Records
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