THE SLACKERS |
Interview geführt von Josip.
Die Slackers sind wohl eine der derzeit begehrtesten Ska-Bands der Welt.
Mit ihrem neuesten Meisterwerk "Wasted Days" bewaffnet, machten
sie sich nun schon zum zweiten Mal im Jahr 2001 auf, Europa zum skanken zu
bringen. Bei ihrem Auftritt in der Arena Wien bekam ich die Möglichkeit,
mit der Band ein kleines Interview zu führen.
Es scheint als ob ihr wirklich gerne durch Europa tourt, denn ihr seid ja
in diesem Jahr schon zum zweiten Mal hier, was ja nicht selbstverständlich
ist. Wie unterscheidet sich denn eine Europa-Tour von einer USA-Tour?
Die Leute behandeln uns hier viel besser. Die Club-Leiter, die Promoter, das
Publikum, die ganze Musikindustrie ist viel freundlicher in Europa. Siehst
du das hier (deutet auf Eis-Palatschinken/Pfannkuchen)? So etwas würden
wir in Amerika nie bekommen. Das ist wunderbar! Alles nur beste Qualität!
Deswegen versuchen wir auch möglichst viele Städte in Europa zu
besuchen und nicht nur die größten.
Es macht euch also richtig Spaß, jede Nacht auf der Bühne zu
stehen. Aber ist es nicht auch anstrengend, jede Nacht gute Laune zu verbreiten
und immer zu lächeln?
Wir singen zwar über traurige Dinge, sind aber meistens gut gelaunt.
Wir lieben es zu spielen und deswegen sind wir meistens fröhlich. Aber
ich mal schlechte Laune hab, spiel ich trotzdem die Show so gut es geht, irgendwer
anderer wird schon für Stimmung sorgen.
Ihr habt ja auch ein Live-Album veröffentlicht. Das ist doch etwas
ungewöhnlich, nach "nur" drei Alben.
Wir dachten, dass es wichtig war, nach all diesen langen Touren mal unseren
Live-Sound aufzuzeichnen. Wir haben wirklich schon sehr viele Shows gespielt
und live kommen wir ganz anders rüber als auf CD. Wir spielen etwas aggressiver
und schneller und ich denke, dass die Live-CD ziemlich gut unsere Shows repräsentiert.
Außerdem hatten wir damals drei sehr lange Alben, alle dauerten mindestens
65 Minuten. Wir lieben es lange Alben zu machen. Das letzte Mighty Mighty
Bosstones Album dauerte 35 Minuten. Ich dachte mir: Shit, wir haben nach 35
Minuten gerade angefangen.
Euer letztes Werk, Wasted Days, ist ja nun schon einige Monate draußen
und ich war beigeistert und hab auch noch nichts Schlechtes von jemandem darüber
gehört. Hat sich irgendwer darüber beschwert?
Den meisten hat's gefallen, aber ein Typ hat uns eine E-Mail geschickt (lacht).
Ein Bon-Jovi-Fan. Er sagte, dass er unsere Version von "Wanted Dead Or
Alive" hasst und das wir alle Musik für ihn ruiniert haben. Er wird
nie wieder Musik hören können, unsere Version sei schrecklich.
Wie kam es eigentlich zu diesem Bon-Jovi-Cover? Seid ihr insgeheim große
Bon-Jovi-Fans?
Es gab da eine Compilation, auf der Ska-Bands Songs von 80er-Jahre-Metal-Bands
coverten. Also haben wir nur so herumgeblödelt, bis wir schließlich
draufkamen, dass "Wanted Dead Or Alive" einen ziemlich guten Dub-Ton
hat. Und der Song gefiel uns am Ende wirklich. Also spielten wir ihn ziemlich
oft live und als "Wasted Days" rauskommen sollte, haben wir ihn
einfach mit draufgepackt, weil wir ihn schon sooft gespielt hatten.
Ihr seid ja schon lange auf Tim Armstrongs (Rancid) Label "Hell Cat
Records". Was ist so besonders an "Hell Cat Records"?
Wir sind sehr zufrieden mit dem Label, da wir totale, musikalische Freiheit
genießen. Wir können echt alles machen, wozu wir Lust haben und
werden dabei voll unterstützt. Zum Beispiel konnten wir "Wasted
Days", nachdem die CD-Version fertig war, noch einmal komplett neu remixen
und so eine komplett andere Vinyl-Version herausbringen. Nur wenige Plattenfirmen
erlauben dir das.
Ihr seid ja vor kurzem beim "National Public Radio" aufgetreten,
bei einer amerikaweiten Radio-Show. Dabei sind sicherlich auch viele Leute
auf euch aufmerksam geworden, die euch sonst nie gehört hätten.
Was wollt ihr eigentlich mit eurer Musik erreichen und wie wichtig ist euch
kommerzieller Erfolg dabei?
Es hat Spaß gemacht, dort aufzutreten. Wir wollen einfach nur Musik
spielen, verstehst du was ich meine? Es ist nicht schön arm zu sein,
und wir waren sehr lange arm, es ist echt scheiße. Aber wenn wir wirklich
viel Geld verdienen wollten, hätten wir schon vor langem aufgehört,
solche Musik zu spielen.
Würden den die Slackers existieren, wenn ihr nebenbei arbeiten müsstet?
Das wäre sehr schwierig, denn wir sind jährlich mindestens sieben
Monate unterwegs. Also müssten wir alle etwas umdenken. Aber so wie es
jetzt ist, bin ich zufrieden. Wir, und das sind ja auch acht Personen, haben
genug Erfolg, um ein schönes Leben zu führen.
Ihr erzählt in euren Songs viel persönliches, viele Geschichten.
Wollt ihr mit eurer Musik oder auf euren Konzerten irgendwelche Botschaften
verbreiten, gar politische Botschaften, oder geht es euch nur um den Spaß?
Wir wollen den Leuten natürlich schon einiges mit auf den Weg geben.
Zum Beispiel, dass man nur glücklich sein kann, wenn man auch wirklich
das macht, was einem gefällt, und nicht das was andere Menschen glücklich
macht. Das ist das Wichtigste. Im Leben geht es nicht darum, nur herumzusitzen
und alles zu analysieren und zu denken, dass einem nur Schlechtes wiederfährt
und das ganze Leben scheiße ist. Denn das ist der falsche Weg und das
wollen wir auch rüberbringen. Wir wollen den Leuten nicht unseren politischen
Standpunkt aufdrängen, sondern sie nur zum Nachdenken herausfordern.
Also interessieren euch politische Angelegenheiten wie zum Beispiel die
Situationen in Österreich und Italien, oder auch in den USA weniger?
Ich denke, dass das meiste nur vorübergehend ist. Wenn solche Leute wie
George W. Bush an die Macht kommen bemerken wir, wie faul wir doch sind. Dann
denken alle: "Hätte ich doch nur gewählt!". Jeder weiß,
dass Bush ein Idiot ist, aber er ist trotzdem Präsident, und das nur,
weil wir zu faul waren und dachten, das jemand anders für uns wählen
würde. Ich denke, man sollte wirklich aufpassen, wer regiert. Es wird
immer ein paar Leute geben, die rechts denken und handeln, die aber auch nur
wenig Zuspruch bekommen, die sind nicht so schlimm. Aber man sollte wirklich
Acht geben auf die wahren Rechts-Freaks, die Gemeinden regieren, so tun, als
ob sie die Armut bekämpfen wollen und das Schulsystem verbessern wollen
und dich nur belügen und dir nur dein Geld nehmen wollen. Man sollte
generell immer vorsichtig in Bezug auf Politiker sein. Ich mein, jeder weiß,
dass sie lügen...es sind Politiker!
Auf eurer Website steht, dass ihr unterwegs seid, um die Frage "Was
ist Ska?" zu beantworten. Was bedeutet Ska für dich persönlich?
Jamaikanische 60er-Jahre-Musik, vom Jazz beeinflusst, das bedeutet Ska für
mich, aber es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, ihn zu spielen.
Siehst du die Slackers als eine Ska-Band?
Nein, nicht wirklich. Ich würde sagen, wir spielen jamaikanische Musik:
Ska, Rocksteady, Reggae, R & B.
Was hältst du von Bands wie "No Doubt" oder "Reel Big
Fish", die ja in den Medien immer als die "Parade-Ska-Bands"
herhalten müssen, aber eigentlich keinen traditionellen Ska spielen?
Ich mag No Doubt und ich denke, dass Gwen Stefani ziemlich gute Texte schreibt.
Ich höre gern ihre Musik, aber sehe sie nicht als Ska-Band, lediglich
ein wenig davon beeinflusst, was ich aber gut finde. No Doubt sind keine Jazz
Band, die Skatalities waren eine Jazz-Band, sie spielen eher Pop.
Denkst du, dass der große Ska-Hype wiederkommt?
Wahrscheinlich. Es gibt derzeit nur eine kleine Pause, damit sich die ganzen
anderen Rock-Bands austoben können, aber es wird immer Leute geben, die
an traditionellem Ska interessiert sind.
Hast du auch andere Einflüsse, die nichts mit jamaikanischer Musik
zu tun haben?
Ich liebe Musik und ich höre ziemlich viel verschiedenes Zeug, zum Beispiel
auch noch Classic Rock wie die Rolling Stones oder auch Country. Ja, man glaubt
es kaum, aber ich höre auch Johnny Cash oder die Stanley Brothers.
Wie schauen eure Zukunftspläne aus? Gibt es eine Band, mit der ihr
gerne touren würdet?
Wir werden in Zukunft einfach nur weitertouren, es steht nicht besonders an.
Wir touren gerne mit Alternative/Punk Rock/Hardcore-Bands, wir lieben die
Mischung. So macht es einfach mehr Spaß. Ein Traum von mir wären
Weezer, das wäre echt cool.
Vielen Dank für das Interview!
© 2001by purerock.de
more interviews