USELESS ID |
Als eine der am härtesten arbeitenden Bands im
„Punk-Rock-Business“ sind Useless ID aus Israel schon lange bekannt. Denn
obwohl die Band klingt, als wäre sie direkt in Kalifornien neben Größen wie
NOFX und Bad Religion aufgewachsen, hatten sie es sehr schwer, aus ihrer
Heimatland wegzukommen und die große, weite Welt mit ihrem oft fröhlichen,
manchmal auch leicht melancholischem Melody-Core zu begeistern. Vor kurzem
erschien ihr neues Album „Bad Story, Happy Ending“, welches vom
Ataris-Frontmann Kris Roe, einem guten Freund und eine Art Mentor, produziert
wurde, auf Kung Fu-Records und auf der darauffolgenden Tour bekam ich die
Gelegenheit, mit der ganzen Band zu sprechen, wobei der Hauptteil der Fragen
von Ishay (Gitarre) und Ido (Drums) beantwortet wurde.
Ihr seid jetzt schon seit knapp fünf Wochen unterwegs und wart dabei auf
zwei verschiedenen Kontinenten. Wie verlief die Tour bis jetzt?
Ishay: Die Tour war bis jetzt
ziemlich gut, wir haben viele nette Leute kennen gelernt und die Shows waren
auch klasse!
Tourt ihr denn durch ein Land besonders gerne?
Ishay: Ja, Japan. Wir lieben
Japan. Aber auch Belgien und Österreich sind toll. Das kommt meist wirklich auf
den Tag an. Manchmal ist eine Show in einem Land sehr gut und wenn man das
nächste Mal wiederkommt, läuft’s nicht so gut. Wir haben keine Vorurteile, wir
touren überall gern.
Ich lese oft, das einige Bands sehr gerne durch Japan touren und dort oft
auch Bonus-Tracks auf ihre Alben rauftun, wie zum Beispiel Weezer oder Less
Than Jake. Was ist denn so toll in Japan?
Ishay: Ich weiß nicht, das ist
schwer zu beschreiben. Es ist einfach nur wundervoll, in Japan zu spielen. Die
Leute behandeln dich immer sehr freundlich, sind sehr nett. Alles passt
einfach. Man muss selber dort gewesen sein, um es verstehen zu können.
Viele werden euch seit eurer Tour mit den Vandals und den Ataris oder seit
eurem „Short Music For Short People“-Beitrag kennen. Könnt ihr bitte dennoch
mal eine kurze Zusammenfassung eurer Bandgeschichte abgeben?
Ishay: Kein Problem. Wir haben
1994 in Israel angefangen und kamen später nach Kalifornien. Wir spielten dort
ein paar Shows, machten ein paar 7-Inches, und nahmen 1997 in Israel unser
erstes Album „Dead’s Not Punk“ auf. Keiner wollte es veröffentlichen, also
taten wir es selber. Wir gingen wieder auf Tour, trafen zufällig die Ataris,
mit den wir dann auch eine Split-CD veröffentlichten und mit deren Hilfe wir
auch auf Kung Fu Records landeten. 2001 erschien unser neustes Album und die
Tourerei ging weiter!
Ihr seid wahrscheinlich die einzig bekannte Punk-Rock-Band aus Israel. Ist
die Szene dort wirklich so schlecht entwickelt?
Guy: Ja, ist sie. Sie ist
ziemlich scheiße. In ganz Israel gibt es vielleicht höchstens zehn Bands. Und
von den zehn ist grad einmal eine gut (siehe unten)! Das ist traurig.
Wollt ihr denn die Szene nicht unterstützen?
Ishay: Natürlich, aber damit wir
ihr helfen können, muss sich erst einmal etwas bilden, worauf man aufbauen
kann. Die Szene muss einmal für sich selbst existieren können, damit wir sie
unterstützen können. Sie soll nicht abhängig sein.
Die meisten Leute vergleichen euch mit den Ataris, obwohl ihr meiner Meinung
nach etwas aggressiver und schneller spielt. Was hält ihr davon?
Ishay: Ich denke auch nicht, dass
wir wie die Ataris klingen, auch wenn das nichts Schlimmes wäre, denn jede Band
hat irgendwelche Einflüsse und die Ataris sind wirklich gute Freunde von uns.
Wenn jemand sagt, dass er uns scheiße findet, ist das natürlich o.k. Aber wenn
jemand sagt, dass wir scheiße sind, weil wir nur wie die Ataris klingen wollen,
finden wir das nicht so toll. Aber es ist immer so, wenn neue Bands kommen und
ein wenig Aufmerksamkeit erregen, dass sie mit anderen verglichen werden. Als
Lagwagon anfingen, sagten die meisten: „Die klingen genauso wie Bad Religion!“
Aber das stimmt doch nicht. Wenn mein Vater beide Bands hört, sagt er auch,
dass beide gleich klingen. Aber Leute, die was von Punk Rock verstehen und viel
davon hören, wissen, dass das nicht stimmt.
Ido: Wir wurden sogar mal mit Agent
Orange verglichen (von Maximum Rockn’Roll), die ja überhaupt nichts mit uns
gemeinsam haben. Das war sicher der schlechteste Vergleich.
Du sprachst von Einflüssen, welche sind das hauptsächlich für euch?
Ishay: Da gibt es viele, aber
wenn’s ums Songwriting geht, finden wir besonders MxPx, Elvis Costello, Midtown
und natürlich Bad Religion gut. Aber da gibt es echt zu viele.
Hört ihr privat auch Nicht-Punk-Rock-Bands?
Ishay: Ido hört viel Reggae.
Ido: Ja, aber ich denke, das passt
nicht besonders gut zu Useless ID. Vielleicht bauen wir es ja später ein.
Ishay: Wenn du eine wirklich gute
Band fragst, welche ihre Einflüsse sind, wirst du immer viele verschiedene
Bands aus verschiedenen Musikrichtungen hören. Die meisten Bands, die nur Punk
Rock hören, klingen nicht besonders gut und originell.
Auf der neuen CD sind ja hauptsächlich Songs über gescheiterte Beziehungen
enthalten. Wie kam es dazu und wollt ihr in Zukunft auch mehr politische Songs
schreiben?
Ishay: Meistens reflektieren die
Lyrics die Situationen, die du in letzter Zeit durchgemacht hast und man
bekommt so die Möglichkeit, alles zu verarbeiten. Und wir dachten in den letzen
zwei Jahren eben viel über Beziehungen nach und erlebten auch einiges. Daher
diese Texte. Weiters denke ich, dass ein „Song mit Aussage“ nicht unbedingt im
Gegensatz zu einem Lovesong stehen muss. Jeder Mensch wird in seinem Leben mit
verschiedenen Situation konfrontiert und denkt and verschiedene Sachen und ich
glaube, dass die Liebe bei den meisten einen großen Teil dieser Situationen und
„Sachen“ ausmacht, während Politik meist dahinter steht.
Guy: Außerdem ist es für eine
israelische Punk-Rock-Band wirklich keine große Herausforderung, politische
Texte zu schreiben, obwohl unsere alten Stücke viel damit zu tun hatten.
Verletzt euch die momentane politische Situation in Israel? Denkt ihr, dass
es jemals Frieden geben wird?
Ido: Es ist einfach eine
erschreckende Situation und ich bin sehr pessimistisch eingestellt. Es ist ein
sehr unstabiler Zustand. Manchmal denkt man, es sei alles in Ordnung und am
nächsten Tag schaut die Welt wieder ganz anders aus. Es ist einfach
fürchterlich und unberechenbar. Man wird sehen, was passiert.
Ihr singt ja nur in englisch. Habt ihr vor auch mal einen Song auf hebräisch
aufzunehmen?
Ishay: (Verzieht das Gesicht)
Nein, bloß nicht. Das würde fürchterlich klingen. Hebräisch klingt nicht
besonders schön. Außerdem würden dann nur die Leute in Israel wissen, wovon wir
singen, und das wollen wir auch nicht.
Was halten eure Familien von eurem „Job“? Mögen Sie eure Musik? Unterstützen
sie euch und besuchen sie eure Konzerte?
Ishay: Ich denke, dass nur sehr
wenig Eltern wollen, dass ihre Kinder in einer Punk-Rock-Band spielen und so
ist es auch bei uns. Die meisten mögen die Musik nicht und sind deswegen nicht
sehr begeistert und stolz.
Ido: Meine Eltern würden kommen, aber
nur wenn ich sie einlade.
Fat Mike (NOFX) hat mal gesagt, dass seine Eltern ihn unterstützten und
stolz auf ihn wären.
Ishay: (Lacht) Wenn wir soviel
Geld verdienen würden wie NOFX, wären meine Eltern auch sehr stolz auf mich und
würden meine Musik lieben.
Gibt es noch irgendwas, das ihr der ganzen Welt sagen wollt?
Ishay: Ja! Du schreibst doch für
ein Internet-Magazin! Poste mal den Link von Man Alive!, einer fantastischen
Band, die sich jeder mal anhören sollte. Die sind echt gut, mach sie bekannt!
Kein Problem! Vielen Dank für das Interview!
Hier gibt es einen Haufen Mp3s und Informationen zu Man Alive, der einzig guten
israelischen Punk-Rock-Band (laut Useless ID): www.mp3.com/manalive
Wer Useless ID Musik hören möchte, wird hier fündig:www.mp3.com/uselessid
Viel Spaß!
© 2001by purerock.de
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