Die Schweden machen uns einmal mehr vor, wie man gute Rockmusik zu spielen hat. Diese hier schreiben das „Indie“ vor dem Rock und die Melodien auf den Notenblättern groß. Es ist noch keinen Monat her, als die Schweden Nervous Nellie scheinbar aus dem Handgelenk ein herrlich lockeres Indierockalbum aus dem Ärmel geschüttelt haben – und schon bahnt sich mit Niccokick eine Band an, die ihre Sache keinen Deut schlechter machen. Das Intro kommt noch atmosphärisch-post-rockig daher und man hat Logh vor dem geistigen Auge, doch schon Sekunden später regieren keine Soundwälle mehr, sondern ohne jede K-Frage herrlich frische Melodien das Land namens Awake From The Dead, My Dear Best Friend. Die einstigen Helden hören sicher auf die Namen Dinosaur Jr. und Pavement, aber die punkige Geschwindigkeit, die Garagenhafte Rauheit und die hymnisch-himmlischen Melodien kommen wesentlich direkter und unverbissener daher. Viel Indierock und viel vom so genannten Retro-Rock darf man schlucken. Die charakteristische Stimme von Andreas Söderlund, den der ein oder andere sicher von seiner Aktivität bei Soudns Like Violence kennen dürfte, sorgt für das Quäntchen gut tuender Indie-Verrücktheit und für den Rest die tolle Produktion von Ronald Bood, dessen Arbeit man bei Mando Diao, Sugarplum Fairy und den Shout Out Louds hören kann. Jene Shout Out Louds sind dann zusammen mit Nervous Nellie auch die besten Vergleiche die man ziehen kann (und alle kommen sie aus Schweden): ein bisschen Retro-Rock, viel poppige Eingängigkeit und ganz viel Indierockgitarren. Es gibt jene Garagen-Rock-Songs (I drink to get thrilled, Are You Ok?, raue Modest Mouse-Indienummern mit Weakerthans-Folk-Gitarren (Run! Run! Run!, I’m Hurt) und sogar Streicher-Phatos-Rock (Susanne, Some don’t make it through the haze). Alles gelingt, alles klingt toll und – genau wie bei den Shout Out Louds und Nervous Nellie – herrlich unprätentiös. Genaue das richtige Mittel gegen einsetzende Herbstdepressionen.
-------------- The artist formerly known as Ulrich.