Und wieder ein Incubus-Album, das gemischte Gefühle produziert: Soll man sich nun einfach über ein gutes Album freuen oder doch lieber darüber ärgern, dass ein sehr gutes weiter ausbleibt?
Eine dezente Überraschung leitet die neue Incubus-LP “Light Grenades“ ein: “Quicksand“ erinnert mit elektronischem Gezirpe und experimentellen Loops an Tüftler wie Radiohead, bevor Brandon Boyds Stimme sämtliche Zweifel darüber ausräumt, ob man auf der neuen Scheibe tatsächlich an den gewagten Prog-Ausflug “The Odyssey“ anknüpfen will, jenen 27-minütigen Instrumental-Soundtrack, den die Band zum Computerspiel “Halo 2“ komponierte.
Eher geht “Light Grenades“ in die konventionellere Richtung des ebenfalls in der Zwischenzeit aufgenommen “Stealth“-Soundtracks, wie schon der nachfolgende Rocker “A Kiss To Send Us Off“ demonstriert. Alle Trademarks der Band werden aufs Parkett gebracht: Perfektes Handwerk, eine gute Mischung aus Druck und Melodie, außergewöhnlich charismatischer Gesang, poetische Texte, gutes Songwriting. Doch bleibt der Track arm an Überraschungen, was sich exemplarisch auch im Verlauf der Platte nicht sonderlich ändert. Was einerseits heißen kann, dass dem Single-Vorboten “Anna Molly“ in bester Band-Tradition wieder gewohnt gut die Balance aus Eingängigkeit und Anspruch gelingt. Andererseits verzaubern die Balladen zwar wieder mit vorzüglichen Melodien („Dig“), geraten aber trotz der hervorragenden Produktion stellenweise doch deutlich zu seicht (“Love Hurts“).
Aus dem „gut, aber schon bekannt“-Gefühl vermag erst Lied Nummer sechs wieder aufzuwecken: Der hektisch drückende Titeltrack belebt im Ansatz gar den SciFi-Crossover von “S.C.I.E.N.C.E.“ auf erfolgreiche Art und Weise wieder. Doch im Folgenden droht die Platte gerade im Mittelteil ins Mittelmaß zu kippen. Das nicht nur vom Namen her ähnliche Doppelgespann aus “Oil And Water“ und “Diamonds And Coal“ hat zwar wohlwollend betrachtet einen guten Flow, langweilt aber vielleicht gerade deshalb, weil es keine Ecken und Kanten beinhaltet, an denen man sich stoßen könnte. Zu glatt und perfekt gibt sich das Quintett dort, zu harmlos und unaufgeregt, zu beliebig und belanglos.
Mit dem famosen Rocker “Rogues“ zwingt sich die Band dann aber schnell wieder zur Besserung, bevor der solide Schlussteil eine Platte beschließt, die zwar gut zu gefallen weiß, den Hörer aber dennoch unbefriedigt zurücklässt. Schlug sich auf dem 2004er-Vorgänger “A Crow Left Of The Murder“ die Überambition der Beteiligten in einer gewissen Zerfahrenheit nieder, wirkt “Light Grenades“ wieder mehr wie aus einem Guss. Doch oft wird Potential leider nur angedeutet, aber nicht entschieden genug ausgelotet – etwa die Funk- , Soul- und Latin-Einflüsse in “Diamonds And Coal“, “Pendulous Threads“ und “Paper Shoes“.
Ein rundes und gutes Album ist “Light Grenades“ dennoch geworden, wenn auch nicht die versprochene Granate. Auf diese müssen wir weiter warten. Ein wenig Hoffnung darauf, dass die Band das, was sie in den Highlights dieser Platte demonstriert, demnächst auch wieder auf voller Länge ausspielt, bleibt aber. Und diese stirbt bekanntlich zuletzt.
Wertung:
-------------- this is a film that has no end fiction fights feelings absent as absurd as it sounds there´s more truth than you pretend