Der Name spricht Bände: "The Piano Session" versammelt drei herbstliche Piano-Balladen auf einem Fleck, die den Mitleids-Bogen auf Dauer allerdings überspannen. Musik für bekennende Weicheier und kitschunempfindliche Drama-Queens.
"Melodramatic Popular Song" ist eine der beliebtesten Genre-Einordnungen, mit denen sich Bands im MySpace-Kosmos heutzutage schmücken. Selten passt sie wirklich, bei der Band Reseda allerdings könnte sie den Sachverhalt kaum besser treffen. Melodramatisch sind die drei Stücke der EP "The Piano Session" nämlich über alle Maßen. Die Stimme und das Piano stehen im Vordergrund der reduzierten Instrumentierung, hinzu gesellen sich als Nebenakteure eine sachte Gitarre und ein gedämpftes Schlagzeug, als Gäste treten ein Akkordeon und eine Bratsche auf den Plan. Und wie das nun mal oft so ist, wenn Stimme und Piano aufeinander treffen, ist diese Art von Musik derart gefühlig, dass sich einem auch mal die Nackenhaare nicht deshalb aufstellen, weil das Dargebotene einen besonders ergreift.
Sicher, Reseda verstehen etwas von ihrem Handwerk. Seit zehn Jahren musiziert das Quintett aus Schweden schon zusammen, dementsprechend professionell und souverän hören sich auch diese drei Songs an. Allein, sie berühren nicht, gehen nicht zu Herzen, sondern vielmehr auf die Nerven. Wer schon um den Schmalz-Faktor von Bands wie Coldplay oder Snow Patrol einen großen Bogen macht, sollte Reseda erst recht kein Ohr schenken, diese geben sich nämlich gar nicht erst viel Mühe, Überdosen an Pathos und Kitsch zu vermeiden. Sänger Tomas Hartwig drückt ein wenig zu sehr auf die Tränendüse und versinkt dabei so elendig im Selbstmitleid, dass man insgeheim die Faust ballt und diesen wehleidigen Schwächling im Geiste zum Kämpfen auffordert. Dramatisch oder dramatisierend – diese Frage stellt sich hier schon.
Für ein kommendes Album müssen sich Reseda dringend Alternativen zum Piano-Pathos einfallen lassen. Pläne gibt es diesbezüglich aber scheinbar ohnehin schon: "Reseda is about a lot of things. In this session, a lot is about the piano. Next time around, we’ll show you what else there is to our story", kündigt die Band im Booklet an. Wollen wir hoffen, dass Reseda selbst schon wissen, wie das nächste Kapitel aussieht. Eigentlich wäre nun mal eine Katharsis an der Reihe...
-------------- this is a film that has no end fiction fights feelings absent as absurd as it sounds there´s more truth than you pretend