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+---Thema: Cave In - Antenna Eröffnet von EdKo


Beitrag von: Guest an 07. 05 2003, 17:46

CAVE IN - ANTENNA

Stil: Spacerock
Label: < RCA Records > für die CD-Version, < Hydrahead > für die Vinyl-Variante
Spieldauer: 12 Tracks, 56.19 min.
Release: 22. April 2003
Highlights: Joy Opposites, Inspire, Seafrost, Anchor
MP3s: < >> Anchor >
Video: < >> Anchor >

< Offizielle Cave In-HP >

Es ist ja kein Geheimnis, dass die Wunderkinder von Cave In aus dem kleinen Kaff Methuen in der Nähe von Boston meine momentane Lieblingsband sind. Also war es für mich auch schon vorher fast beschlossene Sache, dass Cave In mit ihrem dritten regulären Full-Length-Album Antenna eine klasse Scheibe ablegen würden. Die Frage lautete nur: In welche Richtung erfindet sich diese Ausnahmeband diesmal neu?
Wer gedacht hatte, dass nach dem epischen, nahezu perfekten Prog-Meisterwerk Jupiter eigentlich gar nichts mehr zu sagen wäre, wird nun eines besseren belehrt. Cave In bewegen sich wieder mal in eine ganz andere Richtung, vom puren Underground hin zum radiotauglichen 3-Minuten-Hit (Anchor). Wer jetzt "Sellout!" schreit, hat aber rein gar nichts kapiert. Denn, und das ist die wirkliche Leistung dieser Platte, niemals wird auf Antenna absichtlich in Richtung Mainstream geschielt. Die Entwicklung der Band hin zur Leichtigkeit und zum Simplen war zwar niemals vorausgezeichnet, ist aber nachvollziehbar. Zwischen dem Metalcore der alten Until Your Heart-Stops-Tage und dem traditionelleren Rock-Songwriting des neuen Albums liegen Welten und Grenzen, die Cave In einfach durchrissen haben. Diese Band scheißt auf Genres und macht einfach nur das, wozu sie Lust hat.
Zum Beispiel, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Und eine solche war der Prozess der Entstehung von Antenna, wie uns Gitarrist Adam McGrath im Interview erzählte: "Es ist viel härter, einen knackigen, kurzen Rocksong zu schreiben als einen siebenminütigen Spacejam".
Es mögen sich die Geister daran scheiden, ob Antenna für Cave In nun einen Fort- oder Rückschritt darstellt. Die Band droht mit ihrer Annäherung zum Mainstream äußerlich ihre Szene-Kredibilität und Independent-Identität zu verlieren. Mit Antenna riskiert die Band einiges, dennn es gehört schon Mut dazu, als Szene-Lieblinge ein solch massentaugliches Album aufzunehmen. Aber Cave In scheißen auch auf die Erwartungen anderer Leute. Dieses Vorhaben hätte auch total in die Hose gehen können, ist es aber nicht, denn Antenna ist eines der besten Alben der ersten Jahreshälfte ´03.
Das Album startet mit dem krachigen Opener Stained Silver, der ein gutes Beispiel für gekonntes Songwriting aus dem Hause der Höhlenjungs ist: Hart, aber herzlich, rockend, aber sehr melodiös. "Genau wie früher", ist man hier geneigt zu sagen, aber mit einem bedeutenden Unterschied: Die Songs sind jetzt viel kompakter, eingängiger, schnörkelloser und direkt auf den Punkt. Das mag die Fans der Prog-Ära Cave Ins´ zunächst etwas enttäuschen, aber obwohl die neuen Songs jetzt auch des öfteren unter der Fünf-Minuten-Marke bleiben, fehlt es ihnen doch nicht an Feinheiten und Details, die sich mit jedem Hördurchgang weiter offenbaren.
Am meisten an die 'alten' Cave In erinnert das fast neunminütige Epos Seafrost. Der Song, aus einem Jam entstanden, braucht lange Zeit, um sich zu entfalten und endet in einer minutenlangen, psychedelischen Instrumentalpassage. Neben der Single Anchor gibt es noch weitere Songs, die ob ihrer Eingängigkeit schon nach dem zweiten oder dritten Durchgang im Gedächtnis festkleben. Der große, romantische, potentielle Lieblingssong Joy Opposites etwa, das für Cave In-Verhältnisse untypisch straighte, schnelle Penny Racer oder das nach einem leiseren Intro durchstartende Inspire mit seiner wunderbaren Hookline. Überhaupt, die Hooklines dieser Platte sitzen einfach immer.
Es wird traumwändlerisch zwischen straightem Rock (Rubber And Glue), epischem Prog (Breath Of Water, Woodwork) und Balladeskem (Beautiful Son) hin und her geswitcht, dass es eine Freude ist, der rote Faden bleibt dennoch immer sichtbar.
Ein weiterer Pluspunkt für diese Platte sind die Fähigkeiten der hier aufspielenden Musiker: Das (schweiß)treibende Drumming von JR Conners, die Killer-Basslines von Caleb Scofield, die mal psychedelisch-atmosphärischen, mal wuchtig riffenden Gitarren von AdamMcGrath (hin und wieder fragt man sich wirklich, ob all diese Effekte nur von einer Gitarre stammen können, so vielfältig ist die von ihm ausgehende Wall Of Sound) und der einfach nur perfekte, glasklare Gesang von Stephen Brodksy, die Virtuosität und das technische Können der Bandmitglieder veredelt das tolle Songwriting und in Kombination mit den unbedingt lesenswerten Lyrics komme ich zu einem Schluss:

Fazit: Diese sechsundfünfzig Minuten pralle Wundertüte einer Platte ist trotz oder gerade wegen ihrer gesteigerten Simplizität einfach geil, auch wenn meine Lieblingsplatte von Cave In das epische Prog-Masterpiece Jupiter bleibt. Mit Antenna sollte es gelingen, ein größeres Publikum anzusprechen. Auch, wer noch nie etwas von dieser Band gehört hat, kann dank der gesteigerten Eingängigkeit dieses Album lieben lernen. Hoffentlich kriegen die Jungs nun endlich die Aufmerksamkeit, die sie sich seit einem halben Jahrzehnt durch fantastische Werke redlich verdient haben. Antenna könnte diesen Durchbruch darstellen.

Wertung:

Beitrag von: Chill an 03. 11 2003, 12:54

Cave In haben diese Wertung mehr als verdient, diese Platte ist ein kleines Meisterwerk. Freu mich schon auf die neue.
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