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+---Thema: Ulme - Dreams Of The Earth Eröffnet von Patrick


Beitrag von: Patrick an 07. 06 2007, 14:42

ULME - DREAMS OF THE EARTH

Stil: Heavy Rock / Noise / Progressive
Label: < Nois-O-Lution > / < Indigo >
Spieldauer: 10 Tracks, 62.59 min.
Release: 15. Juni 2007

< Offizielle Bandhomepage >
< Ulme bei Myspace >

Der Fels steht wieder aufrecht in der Brandung. Egal, welches Jahr wir mittlerweile schreiben: Ulme sind noch immer schwerlich an Intensität zu überbieten und erschaffen mit „Dreams Of The Earth“ einen wuchtigen, mächtigen Koloss an Album. Was für ein Comeback.

„The Glowing“ brachte Gewissheit. Alle Bedenken, dass Ulme in der sechs Jahre währenden Zeit ihrer Auflösung ein Stück weit Einzigartigkeit eingebüßt hätten, wischte die letztjährige EP mit gnadenloser Überzeugungskraft vom Tisch. Nicht allerdings, ohne zugleich Willen zur Weiterentwicklung zu demonstrieren. Die Ulme war plötzlich wieder zum Leben erwacht, mit „Dreams Of The Earth“ schlägt sie nun weiter Wurzeln. Deren Essenz macht schon die Eröffnung mit dem neun Minuten langen Gang durch die „White Hallways“ schmerzhaft greifbar: ein Albtraumszenario aus Höllenqualen, Misanthropie und Verletzlichkeit.

Wie der letzte überlebende Protagonist eines Horrorstreifens schleppt sich das Trio angeschlagen und mit letzter Kraft auf allen Vieren kriechend zum Ausgang, zum fernen Licht am Ende eines stockfinsteren Tunnels aus geballtem Seelenleid. Ulme saugen dich erbarmungslos in ihren Kosmos aus blinder, rasender Wut und schwermütiger, sensibler Nachdenklichkeit ein und pressen deinen Kopf im Wechselbad der Gefühle mit Nachdruck unter Wasser. Zwischen heftigen, bis zur Schmerzgrenze intensiven Tobsuchtsanfällen und bitterbösen Hassklumpen aus brutalen Riffwalzen, ruhen die „neuen“ Ulme immer mal wieder in sich. Sind noch immer manisch-depressiv, verdammt angepisst und selbstzerstörerisch, aber auch ein kleines bisschen hoffnungsvoller. Die uralte Vorstellung des Menschen als Teil der Natur prägt „Dreams Of The Earth“ als Leitmotiv. Wie die Ulme durch ihre Wurzeln Lebenskraft und Standfestigkeit aus der Natur bezieht, schöpft auch diese Band Kraft aus meditativer, ritueller Ruhe. Kraft, um sich abermals aufzubäumen und den nächsten Wutausbruch zu überstehen. Neurosis waren vielleicht noch nie so nah wie heute.

Wie diese sind Ulme aus dem engen Korsett des Noiserock längst ausgebrochen und zeigen inzwischen eine Vielfalt, die man ihnen früher nicht zugetraut hätte; die von musikalischer Reife ebenso zehrt wie von menschlichen Enttäuschungen und persönlichen Katastrophen. Ulme können und wollen alles: Episches Drama („Secluded“), knochentrockene Nackenschläge aus brachialer, hasserfüllter Gewalt („Coagulation In The Morning“), getragene Halbballade (der fantastische Titeltrack) oder klares, zerbrechliches Akustikstück („Moonlight“). Und tatsächlich auch durchaus eingängige, fast hitverdächtige Momente („Trapped In The Absurd“, "Leaves Are Falling").

Auch wenn die lebensmüden, von fataler Leidenschaft und verzweifelter Depression geprägten Texte mitunter einen anderen Eindruck erwecken lassen: Ulme gehen an ihrer pessimistischen Weltsicht nicht zugrunde. Zum Absprung bereit, stehen sie am Abgrund und drehen in einem letzten Kraftakt doch noch um. Ein Glück.

Wertung:


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