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+---Thema: Live - Awake: The Best Of Live Eröffnet von Patrick


Beitrag von: Patrick an 19. 12 2004, 11:16

LIVE - AWAKE: THE BEST OF LIVE

Stil: Alternative Rock
Label: Radioactive Records / Geffen / Universal
Spieldauer: 19 Tracks, 77.00 min.
Release: 15. November 2004

< Offizielle Homepage von Live >
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Prolog: Wir schreiben das Jahr 1991. Nevermind von Nirvana schlägt
ein wie eine Bombe, die Seattle-Szene um Soundgarden, Alice In Chains & Co
ist in aller Munde. Vier Schulfreunde aus York, Pennsylvania veröffentlichen
mit Mental Jewelry ein zwar verdammt gutes, aber von der
Öffentlichkeit weitestgehend sträflich missachtetes Debütalbum, das im
allgemeinen Grunge-Boom untergeht. Doch drei Jahre später ist ihnen das
Glück hold: Von ihrem Zweitwerk Throwing Copper verkauft die Band
Live überraschenderweise die astronomische Zahl von über zwölf
Millionen Exemplaren. Wie es dazu kam? Nun, jeder einzelne Song dieses
Albums war für sich genommen großartig, aber zusammen waren sie magisch und
bildeten ein wahres Manifest der damals noch in den Kinderschuhen steckenden
Alternative Rock-Bewegung. Die Band spielte großartig und hatte mit Ed
Kowalczyk einen mit unglaublichem Talent gesegneten Vokalisten in ihren
Reihen. Mit Selling The Drama und Lightning Crashes warf die
Platte zwei Megahits ab, eine Unplugged-Session bei MTV folgte.
Die Band, die also mit Throwing Copper nicht nur ein überwältigendes
Album erschuf, sondern auch gleichzeitig kommerziellen Weltruhm erlangte,
fiel in ein tiefes kreatives Loch. Erst drei Jahre später kommt mit dem
düsteren Secret Samadhi der lang erwartete Nachfolger des Megasellers
in die Läden, der zwar künstlerisch durchaus an die Großtaten anknüpft,
wegener seiner erschwerten Zugänglichkeit kommerziell jedoch nicht annähernd
so erfolgreich abschneidet wie die Vorgängerplatte.
Erst mit dem 1999 erschienen The Distance To Here geraten Live wieder
auf die Erfolgsschiene zurück, trotz einiger misslungener Ausflüge in
Ethno-, Spiritualitäts- und Hippie-Gefilde. Zwar ist The Distance To
Here
kein schlechtes Album, doch die Magie ist weg. Es ist kein von
jugendlichem Enthusiasmus getragenes Mental Jewelry, kein Glanzlicht
wie Throwing Copper und auch kein verqueres Mysterium wie es
Secret Samadhi war. Zudem nervt die zunehmen auch in den Bandkontext
übergreifende 'Free Love For All Hippies'-Attitüde des in die Fänge eines
ominösen Gurus geratenen Kowalczyks, die sich zudem in deutlich schwächeren
Lyrics als zuvor äußert. Wie beschreibt es der Sänger in den Liner Notes zum
Album selbst so treffend: "The Distance To Here Is About God And Love And
Spirit And A Whole Bunch Of Songs About The Transcendental Water Of
Consciousness. This Is A Record For The New Hippies."

Doch es sollte noch schlimmer kommen: Zwei Jahre später erscheint mit
V das fünfte Live-Album, an dem es so deutlich wird wie noch nie
zuvor, dass die Band ihren Zenit eindeutig überschritten hat. Belangloses
Standard-Liedgut wechselt sich ab mit falsch verstandener Experimentierlust.
Niemand wollte Rap-Parts in Live-Songs haben. Doch die Platte verkauft sich
gut, Live sind zufrieden, doch das Feuer ist lange erloschen.
Letztes Jahr dann erschien Birds Of Pray, bei dem die Band sich
konsequenterweise jedweden Experimenten verweigerte und sich gänzlich dem
08/15-Standard des amerikanischen Alternative-Rocks des neuen Jahrtausends
widmete.
Es ist schon schade, wie weit es mit dieser einstmals so wichtigen Band
gekommen ist, die heute so unglaublich unbedeutend ist, dass es dem vom
frühen Schaffen dieser Band maßgeblich musikalisch sozialisierten Verfasser
dieses Reviews weh tut. Denn Absprung haben Live leider schon lange
verpasst, was uns bleibt, ist die Erinnerung an schönere Zeiten.

Dabei helfen wird uns die dieser Tage erscheinende unvermeidliche Greatest
Hits-Platte von Live, Awake: The Best Of Live. Unter den 19
enthaltenen Songs liegt der Schwerpunkt auf den mit jeweils vier Stücken
vertretenen Alben Throwing Copper und The Distance To Here,
die restlichen vier Studio-Alben sind einigermaßen ausgeglichen
repräsentiert. Die Songauswahl ist dabei in Ordnung, wenn auch
verbesserungswürdig (wo zum Beispiel ist das grandiose Pain Lies On The
Riverside
?).
Wie schon im Prolog angedeutet, zählen die ersten zehn Songs von
Awake tatsächlich zum Besten, was der Alternative Rock uns bis Mitte
der Neunziger zu bieten hatte. Vom ungestümen Drive von Operation Spirit
(The Tyranny Of Tradition)
über den verzweifelten Aufschrei I
Alone
hin zum düsteren Lakini´s Juice reihen sich Lieblingslieder
und Hymnen die Klinke in die Hand. Doch mit laufender Spielzeit bzw.
fortschreitender Band-Karriere schwindet die Qualität dieser Platte, bis man
irgendwann frustriert auf den Stop-Knopf der Stereo-Anlage drückt und sich
die ersten zehn Tracks nochmal im Repeat-Modus gibt.
Neben den schon bekannten Songs enthält Awake als Bonus auch ein
Cover des Johnny Cash-Songs I Walk The Line so den bisher
unveröffentlichten Song We Deal In Dreams, ein Outtake aus den
Throwing Copper-Sessions. Für beide Tracks kann man das gleiche
Urteil fällen: Nett, aber absolut nicht essentiell. Gerade an
unveröffentlichtem Material hätte man sich sicherlich noch einen
hochklassigeren Vertreter herauspicken können.

Fazit: Awake verdeutlicht gnadenlos den rasanten Fall dieser
einstmals so wichtigen Band zu einer bloßen Randnotiz im großen
amerikanischen Kommerzrock-Zirkus. Das schmerzt, weckt aber auch schöne
Erinnerungen an bessere Zeiten. Kauft euch für das Geld, das ihr in diese
Best-Of-Platte investieren würdet lieber Throwing Copper, denn das
ist die wahre Best-Of-Scheibe. Heute sind Live leider nicht mehr als ein
comicartig überzeichneter Abklatsch ihrer Selbst.

Beitrag von: Gerri an 04. 01 2005, 00:45

hab noch nie bewußt ein lied von der band gehört, aber das cover gefällt mir  :p
Beitrag von: Patrick an 04. 01 2005, 13:15

wenn du momentan ein lied der band im radio oder sonstwo aufschnappst, würde es mich nicht wundern, wenn du es schnell wieder vergisst...
Beitrag von: Der_kleine_Hobbit an 07. 01 2005, 22:52

My Favorite!
Nur geile Songs!

Absolut empfehlenswertt :bounce:

Beitrag von: Chill an 03. 02 2005, 18:33

Habe mir kürzlich Throwing Cooper gekauft, ist wirklich ein klasse Album.
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