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+---Thema: Christian Kreuz - Diktatur des Kapitals Eröffnet von NattyDread


Beitrag von: NattyDread an 29. 01 2004, 16:14

Christian Kreuz – Diktatur des Kapitals (2LP)

Stil: Synthie-Elektro-Dub-Wasauchimmer
Label: DiskoB
Release: schon draussen
Spielzeit: 12 Songs, die mal zu Ende sind
Anspieltipps: Verrückt Nach Liebe, Küss Mich, Sie Irren Umher, Lebenslänglich Disco
Hörprobe: < Koks & Prada >


Eigentlich müsste ich „Diktatur des Kapitals“ hassen, Synthie-Versatzstücke; stupide pumpende Beats, hier und da mal ein hipper Reggea Track; oberflächliche, stets mit dem Klischee liebäugelnde Lyrics, die auch nicht vor Pennäler-Gesellschaftskritik zurückschrecken. Und zu guter letzt Christian Kreuz: Heuchler, Poser, Hipster, und überhaupt ist der Typ wohl ein Graus für den feinabgestimmten Geistesmenschen.

Aber genau darin liegt die Stärke von „Diktatur des Kapitals“. Egal wie bedeutungslos (oder möchtegern-bedeutungsschwanger) Songs wie „Nur Geträumt“ auch scheinen mögen, es ist verdammt schwer sich diesen zu entziehen. Denn was auch immer der Kopf sagt, Herz und Glieder übertönen ihn mit Leichtigkeit. Besonders spürt man dass, wenn Kreuz mal die Gesellschaftskritik-Pornobrille absetzt und z.B. mit „Küss Mich“ ein kleines, einfaches Liebeslied auf die Beine stellt. Da stört es einen Dreck, Zeilen wie „Komm her mein Schatz ich liebe dich, weil du so klug und sexy bist“ in dem Song zu wissen. Warum großartig am Text herumschrauben, wenn es eine kurze, prägnante Aussage auch tut? Extrem vereinfacht: sicherlich. Kann jeder: vielleicht. Prolet: na und? Eins beherrscht Kreuz wie kein Anderer: Die Parole. „Koks & Prada, für die gaga Intifada“ skandiert er z.B. über einem stumpfen EBM-Beat.

Kreuz begeht dabei nie den Fehler seine Platte zu monoton werden zu lassen. Immer kurz bevor der Beat zu aufdringlich wird, schiebt er eine kleine Spielerei ein, nölt etwas rotziger oder bringt eine Hookline die einen dann den Rest des Tages beschäftigt. Dabei helfen außerdem noch die kreuz’schen Reggae-Tracks „Küss mich“ und „Sie irren Umher“, die nur auf den allerersten Blick irgendwie deplatziert wirken.

Fazit:
Gedankenfutter hat uns Kreuz also nicht vorgelegt. Warum auch? „Back in Black“ wurde dereinst auch zerrissen, es sei vorhersehbar, halbstark, pubertär. Kümmert heute keinen mehr. Wenn man mit der richtigen Einstellung an „Diktatur des Kapitals“ herangeht, und das manchmal auch erkennbare Augenzwinkern darauf nicht übersieht, wird man sehr viel Spass daran haben.


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