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+---Thema: Blotch - Chewed To Bits By Flying Rodents Eröffnet von Patrick


Beitrag von: Patrick an 03. 08 2006, 14:30

BLOTCH - CHEWED TO BITS BY FLYING RODENTS

Stil: Rock-Experimente / Soundtrackartiges
Label: NormalRec / < FinestNoiseReleases > / < Radar >
Spieldauer: 12 Tracks, 42.41 min.
Release: 19. August 2006
MP3: < >> Snippets zu allen Songs >

< Offizielle Bandhomepage >

Vom Affen gelaust, von der Tarantel gestochen, vom Schwein bepfiffen – all das war gestern. Heute lässt man sich lieber gepflegt von einem Nagetier in Stücke zerkauen. Der Soundtrack dazu ist ein nervenaufreibender Genre-Trip auf Improvisationsgrundlage – nicht immer geschmackssicher, aber stets fern der Norm.

Die vier Menschen hinter Blotch sind Freigeister. Alte Hasen, sowohl studierte Musiker als auch ursprünglich aus dem Punk kommend. Neben Blotch engagiert man sich in Theater-, Tanz- und Kunstprojekten und versucht(e) sich an diversen musikalischen Nebenschauplätzen, vom Komponieren fürs Theater über Krautrock bis hin zum Irish Folk. Kein Wunder also, dass die vier Protagonisten im Rahmen eines Improvisationskollektivs zueinander fanden. Was passt, denn auch für den ersten Longplayer „Chewed To Bits By Flying Rodents“ bildet freie Improvisation stets das Fundament.

Wer nun also denkt, dass dieses Konglomerat von Avantgardisten und musikalischen Weltenbummlern gemeinsam nur abseitiges und für den gemeinen Hörer schwerverdauliches fabrizieren kann, liegt so falsch damit nicht: “Chewed To Bit By Flying Rodents“ ist in der Tat ganz weit draußen; ein unkonventionelles, exotisches Stück Musik, mehr Collage als zusammenhängendes Werk, mehr Tracks als Songs. Diese tragen kryptische Titel wie „Kei“, „Eki“, „Tryka“, „Dzing“ oder „Theda Bara“ und haben nur wenig gemeinsam, gewiss aber eine gewisse Qualität als Soundtrack und stetige Abgefahrenheit.

Erstaunlich, was die Band aus der klassischen Rockbesetzung (g, g, b, dr) herausholt: Von Drum ´n´ Bass über Funk, Fusion, Ambient, Dance und Jazz bis hin zu Anleihen fernöstlicher Folklore reicht das allumfassende Spektrum. Dem überwiegend instrumentalen Liedgut wird nur in vier Tracks eine Art von Gesang angediehen. „Eine Art“ deshalb, weil sich der ursprünglich aus der Mongolei stammende Obertongesang namens Khoomej für westliche Hörgewohnheiten als ein kehliges, tiefes und enorm gewöhnungsbedürftiges Gebrummel, Gegurgel und Geseiere ausnehmen dürfte.

In diesem experimentellen Rahmen gelingt der Band das ein oder andere Highlight, die exotische Paarung aus Drum ´n´ Bass und Khomeej in “Chewed To Bits By Giant Turtles“ etwa oder der Funk-Rocker „Theda Bara“. Allerdings bleibt einiges auch Stückwerk. Das fast achtminütige „Dzing“ zum Beispiel ist in seiner penetrant nervigen, monotonen Dissonanz ein absoluter Prüfstein für jedwedes Nervenkostüm. Auch was die Zusammenkunft von Elektro-Einlagen, Kirchenglocken und Blech-Percussions in „Scoop“ erreichen soll, bleibt mehr als schleierhaft. So endet der zur Schau gestellte Eklektizismus leider ein ums andere Mal in nervigem, spannungsarmen Herumgeklimpere, dem der Focus fehlt.

Doch auch wenn “Chewed To Bits By Flying Rodents“ nicht gänzlich überzeugen kann, bleibt eine hörenswerte, vielfältige Entdeckungsreise durch Stile und Genres, die Freunden abseitiger Klänge durchaus empfohlen werden kann. Zudem besticht das Werk auf optischer Ebene dank liebevoller Covergestaltung plus sehenswertem, animiertem Videoclip und da die CD für lediglich 5€ über die Bandwebsite beziehbar ist, kann man ohnehin nicht viel falsch machen.

Wertung:


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