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+---Thema: Parlor Mob, The - And You Were A Crow Eröffnet von Andreas


Beitrag von: Andreas an 29. 04 2009, 18:58

THE PARLOR MOB - AND YOU WERE A CROW

Stil: 70s Hard Rock
Datum: 08. Mai 2009
Label Roadrunner Records / Warner
Spieldauer: 12 Songs

Multimedia: < >> MySpace >

Vor langer Zeit datete ich ein Mädchen. Sie war jung, hübsch und schien auf gute Musik zu stehen. „Ich stehe ja hauptsächlich auf 70s Hard Rock“, sagte sie. „Cool“, erwiderte ich. „Ich für meinen Teil mag Deep Purple ein Stück mehr als Led Zeppelin.“ Darauf blickte sie verdutzt drein und fragte: „Deep waaaas?“  Plötzlich wurde ich schlagartig müde, fuhr das Mädchen freundlich nach hause und feierte mit Freunden bis zum nächsten Morgen. Das Mädchen habe ich nie wieder getroffen.

Was soll diese Anekdote? 70s Hard Rock ist eine Herzensangelegenheit. Die Meisterwerke dieser Zeit bestechen nicht nur durch eine besondere Atmosphäre, sondern besitzen diesen magischen einzigartigen Sound.  

Skeptisch steht man einer Band gegenüber, deren Pressetext ankündigt, dass sie den Sound des 70s Rock ins Gedächtnis rufen würde.

Vorab: diese Skepsis ist unangebracht:

Mit blues-schwangerem Hard Rock beschenken „The Parlor Mob“ die Gegenwart. Man wähnt sich in den wilden 70ern. Stampfender Rhytmus arbeitet. Man meint Bonham am Schlagzeug zu hören, Plant singen zu hören. „Deep Purple“ und „Black Sabbath“ standen wohl auch am Taufbecken dieser Band, während „Jethro Tull“ den Segen des Hard Rocks sprach.

Auch amerikanische Bands scheinen einen gewissen Einfluss auf die Jungs gehabt zu haben, so sind durchaus Elemente des Southern Rock zu hören.

Entscheidender aber als jede große Band der 70er ist der Vibe jeder gottverdammten Garagenband auf dieser Erde, die sich in „The Parlor Mob“ verdichten. No Tricks, no cheats, einfach nur echter Rock um der Musik willen.

So wirken die Lieder organisch und nie konstruiert. Als ob sie einem natürlichen Gesetz des Rock folgen würden. Hier macht es keinen Unterschied, ob es ein eher seichter Song ist, oder ein vorwärtstreibender, schneller Song.

„When I was an Orphan“ ist eines der besten Lieder, die ich seit Jahren gehört habe. Wie bei einer Rolltreppe, die in den Himmel führt, stellt sich ein gewisses Gänsehautgefühl ein.  Er führt viele unterschiedliche Elemente, die aber zu einem Netz verwoben werden und keineswegs lieblos zusammengenietet erscheinen. Die Jungs bauen ihre Lieder aus Stimmungen, anstatt das eigentlich recht überschaubare Repertoire dieser Musikart lieblos  zu erweitern. Auch Can‘t keep no Good Boy Down sollte hier noch genannt werden. Allein diese beiden Lieder sind ein wirklich guter Kaufgrund für dieses Album.

Der Name „The Parlor Mob“ entstammt einer wilden New Yorker Straßengang, die berühmt waren für Unruhen und Krawall. Die gegenwärtigen „The Parlor Mob“ beschwichtigen dagegen so manch geschundenes Ohr eines Musikfreundes. Hier wird nicht der Nostalgie gehuldigt, sondern hier kehrt eine Band an die Oberfläche, die einen Sound spielt, der in tausenden von Garagen überlebt hat.


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