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+---Thema: Paper Chase, the - NowYou Are On Of Us Eröffnet von Ulrich


Beitrag von: Ulrich an 28. 06 2006, 20:22

THE PAPER CHASE – NOW YOU ARE ONE OF US

Stil: Indienoise
Release: 02. Juni 2006
Label: Southern Records
Spielzeit: 15 Songs, 50.53 Minuten

< http://www.southern.com >

Mit einem klaustrophobischen Meisterwerk stellen The Paper Chase eindrucksvoll unter Beweis, wie man heute noch einzigartige und trotzdem fast eingängige Musik machen kann.
Now You Are One Of Us. Eine Assimilation, der man sich gerne hingeben muss, denn sonst wird es nichts mit der Freundschaft zwischen Album und Hörer. Leichte Hintergrundmusik sind The Paper Chase natürlich nicht, das ist anstrengend wie der Versuch einen neueren Lynchfilm verstehen zu wollen – und genauso erschreckend lohnenswert.
Wie die monströse Version von Modest Mouse mit Platzangst vor Gewöhnlichkeit brechen die Texaner auf Songs wie We know where you sleep in die isolierten Bereiche der Genialität vor, immer fein am Bereich des totalen Wahnsinns schlingernd, diese Grenze aber Genialerweise nie überschreitend.
Paranoider Jazzcore, Horrorindie, Paper Chase.
Wie Kurzgeschichten von Lovecraft zugleich einzelne Geschichten erzählen und Stimmungsvoll doch zusammen gehören wie bei der Geburt getrennte Fünflinge prescht das Album aus den Boxen ins Gehirnherz.
Wie eine Douglas Coupland-Vision einer schrecklichen Zukunft, die sich auf den zweiten Blick als Gegenwart entpuppt.
Bei Wait Until I Get My Hands On You etwa spukt eine längst verstorbene, Wahrheit und Pathosbesingende Operettensängerin in den Köpfen der inszeniert zynisierten pzeudo-zivilisierten Neuzeit herum, die zittrigen Streicher in der Psycho-Mordszene bei You never take me alive Konterkarikieren den panisch fröhlichen Suizidrock. Sich selbst in wirre Juxtapositionen bringend tanzen The Paper Chase durch Jahrzehnte und wohlverdiente Eitelkeiten.
Der Song “Delivered in a firm unyielding way lingering for just a bit too long to communicate the message “I own you”” ist dann früher wieder vorbei als man den Titel gelesen hat bevor The most important part of your body wieder so herrlich schräg losrockt und fertigfrickelt, dass man schreien möchte wie einst Jamie Lee Curtis. Es gilt, noch im Tod geschminkt zu sein.
Ob What’s so amazing about grace und die anderen extrem kurzen Songs Skitts sind, das weiß man nachher gar nicht so genau zu sagen. Sie erfüllen wohl die gleiche Funktion wie diese Szenen in Tiefgaragen bei den kurz ein Schatten im Hintergrund zu sehen ist bei dem dann später nie aufgeklärt wird was der inhaltlich eigentlich sollte und nur Intentionsatmosphärisch zu erklären ist.
Welche Rolle The Paper Chase selbst bei ihren Horrorvisionen einnehmen, die ja doch alle bloß allegorische Reflektionen sind, das bleibt offen wie viele der musikalischen Fragen. Man weiß nie, ob At the other end of the leash jetzt Herr oder Sklave ist
Wie bei einer Massenhypnose wissen Hörer dieses Albums nachher nicht, was sie während des Hörens eigentlich gemacht habe. Zeitverschwendung ist aber nur für den bedeutend, der Zeit zu einer konstante des täglichen Lebens stilisiert.
Für den Rest ist Now You Are One Of Us da.
Ein absurdes, anarchistisches, angstmachend gutes Album. Widerstand zwecklos.

Beitrag von: Christopher an 30. 06 2006, 20:27

eine extrem unterschätzte band. ein tolles album! obwohl mir hide the kitchen knives bis jetzt irgendwie schon am besten gefiel. aber sie sind immer gut.
Beitrag von: Johannes an 01. 07 2006, 13:40

hide the kitchen knives ist bei paper chase auch einfach mal das überalbum.
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