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+---Thema: Dungen - Ta Det Lugnt Eröffnet von Ulrich


Beitrag von: Ulrich an 25. 06 2005, 14:07

DUNGEN – TA DET LUGNT

Stil: psychedelischer Folk-Rock
Release: 27. Juni
Label: Subliminal Records
Spielzeit: 13 Songs, 53.17 Minuten

< http://www.subliminalsounds.se >
< http://www.dungen-music.com >

Dass auffällig viele großartige Rock- und Metalbands aus Schweden kommen brauche ich hier wohl niemandem erzählen. Wie viele von denen die ihr kennt singen aber auf schwedisch?
Dungen jedenfalls haben sich dazu entschieden eben das zu wagen. So bemerkenswert das alleine ist: das Herausragendste bleibt es nicht. Musikalisch sind die Schweden nämlich eine eigenständige und kreative Wucht wie ich sie noch nie gehört habe.
Ist das Folk-Rock? Ist das psychedelischer Rock? Oder gar Popmusik?
Da man kein Wort versteht, geht es nur und einzig und alleine um den klang des ganzen und das ist gut so.
Der eher Opener Panda ist eher schwach, aber als Einführung in den sehr speziellen Dungen-Sound gut geeignet. An den muss man sich nämlich erst einmal gewöhnen – nach einem Hördurchgang sollte man nicht über Ta Det Lugnt urteilen.
Gjort Bort Sig kann schon mal einiges versprechen, dass der dritte Song Festival, der erste wirkliche Gute des Albums definitiv zu halten vermag. Es wird beschwingt, es wird Laid-Back, es wird psychedelisch. Und dann endet das Ganze auf einmal mit einem alten Klavier-Sound – eine Vorbereitung auf die großen Dingen, die noch kommen sollen.
Das folgende Du e för fin för mig beispielsweise ist ein Highlight der Platte: weirde Streicher-Sounds, die an Arcade Fire erinnern, führen hinüber zu einem 8minütigen blumigen Prog-Folk-Stück. Es ist unglaublich und auch unbeschreiblich wie viel alleine in diesem einen Stück steckt. Da ist etwa der eingängige und oft wiederholte Gesangsstil gepaart mit Folk-Gitarren, zwischendurch, für Sekunden nur scheinbar, verrücktes Kinder-Gepfeife als hätte Al Pfeiffer gerade was ausgeheckt und würde sich seinen Weg durch eine Erwachsenen-Menge mit unauffälligen Tönen bahnen, dann ein verrücktes psychedelisches Gitarren-solo, dass in einer noch verrückteren absteigenden Tonfolge endet, die klingt, als würde eine Bombe vom Himmel fallen. Und wie eine Bombe schlägt das nach ein paar Hördurchgängen ein!
Es folgt mit dem Titeltrack Ta Det Lugnt direkt der nächste eigenständige Hit - erst eingängig und dann blumig, dann in der Mitte des Siebenminüters ein Gitarre, die schreit wie Aphex Twin’s Sounds bei Come to Daddy, dann wieder ein Amelie-Klavier, dann Saxophone, die ins psychedelisch-jazzige begleiten und den Song schließlich beenden.
Det du tänker i dag är du i morgon ist ein schönes Instrumental-lied, dass eingesetzt in einem coolen Gangsterfilm Kultstatus erlangen könnte, gleiches gilt für Lejonet & Kulan.
Man merkt, dass Frontmann und Multi-Instrumentalist Gustav Ejstes viel gelernt hat von den Sampling-Methoden des Hip-Hop: Dinge werden aus ihrem Kontext gerissen und einfach neu eingefügt. Wie ein Mosaik-Bild ergeben die Einzelteile das Gesamtwerk. Doch Samples werden hier analog produziert, weswegen Dungen hin und wieder ein bisschen an das Go Team erinnern (aus dessen Label Memphis Industires dieses Album in England übringes auch erscheint) – nur sind Dungen wesentlich homogener, weitläufiger und in ihren Soundeskapaden wärmer.
Seit The Arcade Fire habe ich nichts mehr so eigenständiges gehört und wie die Kanadier klingen auch die Schweden: gleichzeitig nach allem anderen und nach nichts was du kennst. Eine große, unvorhergesehene Platte einer Band, die keiner auf der Rechnung haben kann. Groß!

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