Stil: Rock Release: 22. September 2003 Label: Motor (Universal) Spieldauer: 14 Titel; 52:18 Minuten Anspieltipps: Time is running Out, Stockholm Syndrome, Falling away with you
Diese Frage kehrt immer wieder und wird wohl ewig vorhanden sein. Armin Lindner warf sie beim neuen Deftones-Album auf und auch in diesem Fall wird sie wohl gestellt werden müssen: Was macht man als Band, wenn man bereits ein scheinbar nicht zu übertreffendes Meisterwerk geschaffen hat? Orientiert man sich musikalisch um und geht neue Wege? Hört man an diesem Höhepunkt auf, wo es am schönsten ist? Oder geht man den Weg weiter und versucht einen würdigen Nachfolger zu produzieren?
Man hörte den Namen Muse zuerst schon über Mundpropagandha ohne die dazugehörige Musik oder die Gesichter der Band zu kennen. Eine ausgezeichnete Live-Band und schrecklich jung sollten sie sein, aus England und vielleicht sogar einmal wieder die Retter des Rock. Das Debut Showbiz drängte nach oben und machte Stimmartist Matthew Bellamy und seine beiden Bandfreunde schnell bekannt. Man konnte nun im Showbiz mitspielen und erreichte das, was man wollte. Hits wie Muscle Museum oder Sunburn machten den schmächtigen, kleinen Sänger zum gefundenen Fressen für NME und andere, doch während Erklärungen zu neuen Radioheads und Rockhoffnungen entwickelten Muse sich ertaunlich weiter. 2001 war das Jahr von Origin of Symmetry, das Jahr von Muse. Tausende Ideen in einem Song, stimmliche Ausschweifungen und geniales Songwriting stieß die englische Presse vor den Kopf. Das Album war schwerer zu durchblicken und man fand immer wieder neue Details in die man sich verlieben konnte. Ein ausgesprochen guter Gitarrist, gleichzeitig Pianist und arienfähiger Sänger tobte sich aus und spielte alles, was er in die Hände bekam gleichzeitig, wechselte Tonlagen schneller als Instrumente und produzierte nebenbei die wunderbarsten Rückkopplungen seit langem. Selten hatten 3 Personen so viel Krach gemacht. Muse gingen in den Raum, kamen zurück und rockten die Massen. Nichts war zu schwierig und nichts zu hoch. Man wollte unterhalten und das gelang großartig. Origin of Symmetry war zumindest meine Platte des Jahres 2001, denn weniges konnte Meisterwerke wie "Hyper Music" oder das Leadbelly-Cover "Feeling Good" übertreffen, Muse wurden persönliche Helden.
Jetzt ist 2003. Muse sind 2 Jahre älter, immer noch blutjung und wollen immer noch unterhalten. Doch wie soll man nach Origin of Symmetry weitermachen? Die gestellte Frage drängt sich auf... Muse entscheiden sich für die dritte Option und schreiten weiter voran - jedoch ein bisschen gemäßigter als zuvor und gucken nun auch mal nach rechts oder links zum Wegesrand. In der Zeit ungerechtfertigter Kriege und politischer Verwirrung widmet sich Mastermind Bellamy jetzt geeigneten Themen und geht weg von der Selbstanalyse. Absolution: Verrückte Herrschertyrannen, Untergangsvisionen und marschierende Massen - apocalypse please. Das treibende Intro geht über in donnernde Klaviere und Bellamy setzt in altbekannter Weise stimmlich gekonnt ein um genau diese Themen in Worte umzusetzen. Die erste Single "Time is running out" beginnt dann ganz ungewöhnlich zurückgenommen und einfacher. Fingerschnippsen und ungewohnte Transparenz. Dann aber doch Rock und Verzweiflung. UUUUUUUh uuuuuuh uuuuuuh yeah yeah yeah! Aber doch ist da irgendetwas anders... Muse sind nicht mehr ganz so kompliziert, machen es dem Hörer einfacher aber auch dadurch vielleicht ein kleines bisschen uninteressanter. Stimmliche Wahnsinnsleistungen wie auf Origin of Symmetry gibt es nur noch wenige, obwohl Bellamy wohl immer noch gesangstechnisch die englische Musikwelt beherrscht. Doch vereinzelt schleicht sich Langsamkeit in Absolution ein. Nach "Stockholm Syndrome", schnell, hart und genau richtig, folgen sogar Balladen und Ausflüge in andere Gefielde. "Falling away with you" baut sich auf und fällt wieder, aber fällt möglicherweise doch ein bisschen zu stark. Blackout wartet sogar mit Mandoline und Orchester auf, hat aber nicht mehr die an Muse so geliebten Kanten und Ecken - man wollte Fehler ausbügeln und hat nun Bügelfalten statt einem lückenlosen Gesamtwerk. Dann aber steht dagegen wieder "Butterflies and Hurricanes"- aufbauend, streicher-kräftig und fesselnd. Verwirrung und dann wieder Bellamys Stimme, die schon immer der wichtigste aber lange nicht einzigste Aspekt von Muse war. Muse schaffen es wieder in Räume zu entführen, fassen an der Hand und nehmen mit. Aber es fehlt irgendetwas. Zwischen Origin of Symmetry und Absolution ist etwas auf der Strecke geblieben - es macht sich auf "Endlessly" bemerkbar und liegt weder an Bellamys Stimme, noch an einem der Bandmitglieder. Zwar tauchen rückwärtslaufende Beats und versuchte Details auf, aber es fehlt wiegesagt irgendetwas. "Ruled by Secrecy" bildet dann aber doch einen passenden und dramatischen Abschluss und lässt den Hörer verwirrt zurück - Muse 2003.
Fazit: Muse sind zurück aus dem Raum. Schrumpfende Universen sind Apokalypse gewichen und Bellamy rennt dagegen an, versucht alles und zerbricht immer wieder daran um schließlich neue Anläufe zu starten - er gibt nicht auf. Muse sind immer noch eine großartige Band und werden wohl immer meine persönlichen Helden bleiben, doch "Absolution" schafft es leider nicht "Origin of Symmetry" zu übertreffen. Die Musik von Muse gehört zur intelligenten Alernative-Rock Elite und erinnert in manchen Aspekten geradezu an Queen oder andere proggressive Leistungen vergangener Tage (und damit ist nicht prog-rock gemeint). Absolution ist gut, sehr gut. Aber mit einer Wertung von
gibt es keine weitere Aussicht auf die 10, die ich Origin of Symmetry gegeben hätte. Man wartet gespannt auf weiteren kreativen Output der Band, denn daran mangelt es Muse anscheinend nie.
-------------- Some people never go crazy. What truly horrible lives they must lead.
Schöne Rezension, welcher ich mich größtenteils anschließen kann, auch wenn ich Punkten gegeben hätte. Auch ich empfinde Origin Of Symmetry als fast perfektes Meisterwerk, sodass Absolution fast schon schlechter sein musste. "Time Is Running Out" ist aber für mich bisher mit DIE Single des Jahres, vielleicht sogar mein neuer Muse-Lieblingssong. Wie gut angemerkt wurde, sind Muse doch sehr viel eingängiger geworden, was tatsächlich etwas die "Spannung" nimmt, aber zum Beispiel die Vergleiche zu Radiohead hatte ich noch nie verstanden - ich habe da immer nur sehr entfernte Ähnlichkeiten gehört...wie auch immer: gutes Album, auf dessen Live-Präsentation ich mich schon sehr freue.
-------------- "You're not drunk if you can lie on the floor without holding on." - Dean Martin
werd mir die platte wahrscheinlich auch holen. war auch live seeehr begeistert von ihnen.
-------------- "Es ist die Emotion, die Leidenschaft, die uns antreibt. Das Spiel auf dem Rasen ist nur der Anlass, das Fundament. Die Gesänge aus tausenden Kehlen peitschen durch das rund, die Menschenmassen hüpfen heißblütig auf und ab, die Fans hüllen den Block in ein Fahnenmeer und der Pulk bringt das Stadion mit hallenden Schlachtrufen zum Beben - das ist der Moment, für den wir leben."
ich weiß nicht was ich von muse halten soll. einerseits mag ich zwar die innovativen gitarrenläufe, andererseits finde ich haftet ihnen immer etwas aufgesetztes, operretenhaftes an was ich dann nicht so gerne mag und zu guter letzt komm ich auf die stimme nicht wirklich klar. cool übrigens ist "new born" in der remastered Edko-Version ;)
-------------- The artist formerly known as Ulrich.
ich find das album auch sehr geil. mein lieblingssong davon ist stockholm syndrome. ich glaub aber das origin weiterhin mein lieblings muse album bleiben wird. ich würde auch eine 8/10 geben, aber eine wertung ist bei so musik, wie von muse, denk ich nicht wirklich vielsagend.
ich denke du hast in deiner review sehr gut das neue album beschrieben, finde aber die wertung auch zu hoch. was mich erstaunt ist, dass deine review gar nicht nach 9/10 klingt, deswegen versteh ich nicht ganz wie du auf die wertung kommst. ganz persönlich vermisse ich die "alten" muse, die gitarren im vordergrund und die verzerrten gesänge, aber so objektiv betrachtet ist die platte fast so gut wie die anderen beiden. von allen aber doch das schlußlicht, auch nach längerem hören.
Muse sind nicht mehr ganz so kompliziert, machen es dem Hörer einfacher aber auch dadurch vielleicht ein kleines bisschen uninteressanter.
damit triffst du den nagel auf den kopf. aber will man gerade von muse einfache musik hören? trotz aller musikalischen vielfalt auf dem neuen album, schade ist es schon.
Stil: Rock Label: Motor (Universal) Spieldauer: 14 Titel; 52:18 Minuten Highlights: laut: Hysteria, The Small Print, Time Is running Out; leise: Falling Away With You, Blackout
Ich hab sie also auch, die neue Muse. Mit DVD, ging ja im Großhandel meines Vertrauens gar nichit anders, und da soll mal die Rede von "Limited Edition" sein ;-).
Voller Erwartungen also CD gehört, und wieder und wieder. Der erste Eindruck ist schon etwas ernüchternd. Irgendwie vermisst man etwas, auch wenn alles wieder dabei zu sein scheint: Gitarrenwände die ganz weit nach vorne rocken, opulente Klavierpassagen und die Texte, die sich immer um das Gleiche zu drehen scheinen: Tod, Ende, Vergänglichkeit. Manchmal glaubt man schon, es geht gleich um das Ende der / oder zumindest um die Herrschaft über die Erde. Das alles ganz groß vorgetragen von Matthew Bellamy, ist an Tragweite nicht mehr zu überbieten. Es geht eben um alles, alles steht auf dem Spiel. Soweit wie gehabt - doch scheint alles etwas bemüht, weniger facettenreich und raffiniert als auf den Vorgängern. Erwartet man diese überwältigenden Gitarren von "Origin Of Symmetry", beispielsweise bei "Hyper Music" oder "Citizen Erased", dann schraubt man die besser mal wieder etwas runter. Man hat etwas das Gefühl, die drei hätten sich gesagt "Ok, jetzt muss mal wieder etwas, was richtig rockt, her. Und dann haben sie "Stockholm Syndrome" geschrieben. Das rockt, klar, aber etwas plump, vorhersehbar. Ein anderes Mal funktioniert es dann wieder besser, was "Hysteria" oder "The Small Print" zeigen. Überhaupt ist es vielleicht einfach falsch, wieder ein Brett wie es bei "Origin Of Symmetry" oder auch bei "Showbiz" teilweise der Fall war, zu erwarten. Midtempo Tracks wie "Apocalypse Please" scheinen diesmal mehr zu dominieren, so sehe ich das zumindest. Andererseits ist Muse mit "Falling Away With You" schon etwas mehr oder weniger Unerwartetes gelungen, es geht also schon, wahrscheinlich klingt das, wie ich das beschreibe, sowieso übertrieben, denn Muse sind schon Muse, und dieses Album ist schon gut. Vielleicht wäre auch mehr drin gewesen.
Da muss ich dich korrigieren, Feeling Good stammt im Original von Nina Simone.
Bin nach deiner Review mal sehr gespannt auf´s Album, auch wenn meine Erwartungen jetzt sehr gedämpft wurden. Andererseits ist für mich Origin Of Symmetry zwar ein sehr gutes Album, aber auch nicht der Oberhammer gewesen, den es für die meisten von euch offensichtlich darstellt.
@Ulrich: Danke. Vielmals. Arsch ;-)
-------------- this is a film that has no end fiction fights feelings absent as absurd as it sounds there´s more truth than you pretend
Wenn das wirklich ernstgemeint war, danke. Kann ich mir aber nicht vorstellen, weil ich meine Version im nachhinein und beim momentanen Stand meiner Entwicklung (harhar) recht lächerlich finde
-------------- this is a film that has no end fiction fights feelings absent as absurd as it sounds there´s more truth than you pretend
Andererseits ist für mich Origin Of Symmetry zwar ein sehr gutes Album, aber auch nicht der Oberhammer gewesen, den es für die meisten von euch offensichtlich darstellt.
wollt dem eigentlich nur kurz zustimmen... der sound auf "origin..." is zwar sehr fett aber die besseren songs sind für mich nach wie vor eindeutig auf dem ersten album zu finden
-------------- "Es ist die Emotion, die Leidenschaft, die uns antreibt. Das Spiel auf dem Rasen ist nur der Anlass, das Fundament. Die Gesänge aus tausenden Kehlen peitschen durch das rund, die Menschenmassen hüpfen heißblütig auf und ab, die Fans hüllen den Block in ein Fahnenmeer und der Pulk bringt das Stadion mit hallenden Schlachtrufen zum Beben - das ist der Moment, für den wir leben."
-------------- "Es ist die Emotion, die Leidenschaft, die uns antreibt. Das Spiel auf dem Rasen ist nur der Anlass, das Fundament. Die Gesänge aus tausenden Kehlen peitschen durch das rund, die Menschenmassen hüpfen heißblütig auf und ab, die Fans hüllen den Block in ein Fahnenmeer und der Pulk bringt das Stadion mit hallenden Schlachtrufen zum Beben - das ist der Moment, für den wir leben."
Ja, lustig wäre´s auf jeden Fall für euch, aber das Cover ist mir heutzutage peinlich. Damals konnte ich noch nicht gut singen (kann ich es heute? harhar).
-------------- this is a film that has no end fiction fights feelings absent as absurd as it sounds there´s more truth than you pretend
-------------- "Es ist die Emotion, die Leidenschaft, die uns antreibt. Das Spiel auf dem Rasen ist nur der Anlass, das Fundament. Die Gesänge aus tausenden Kehlen peitschen durch das rund, die Menschenmassen hüpfen heißblütig auf und ab, die Fans hüllen den Block in ein Fahnenmeer und der Pulk bringt das Stadion mit hallenden Schlachtrufen zum Beben - das ist der Moment, für den wir leben."
Argh Wenn mir 10 verschiedene Leute (und damit meine ich nicht zehn verschiedene E-Mail-Adressen eine Mail an patrickag@purerock.de mit dem Betreff "Ich will Newborn!!!" schreiben, lasse ich das Grauen auf die Welt los.
-------------- this is a film that has no end fiction fights feelings absent as absurd as it sounds there´s more truth than you pretend
-------------- "Es ist die Emotion, die Leidenschaft, die uns antreibt. Das Spiel auf dem Rasen ist nur der Anlass, das Fundament. Die Gesänge aus tausenden Kehlen peitschen durch das rund, die Menschenmassen hüpfen heißblütig auf und ab, die Fans hüllen den Block in ein Fahnenmeer und der Pulk bringt das Stadion mit hallenden Schlachtrufen zum Beben - das ist der Moment, für den wir leben."