Die „neue“ Evanescence ist draußen. Eine Live-DVD plus eine Live-Cd.
Und schon steht man wieder vor den alten, so oft gestellten, Fragen: 1. Wozu braucht man ein Live-Album? 2. Muss eine Band nach ihrem Debut schon gleich ein(e) Live-Cd/Remix-Album/Best-Of herausbringen?
Und genauso schnell steht man wieder vor den gleichen Antworten: 1. Warum denn nicht? Vor allem, wenn eine DVD dabei ist! (als Konter in etwa so brauchbar wie „ACH JA?!“) 2. Wenn es sich lohnt… (im kontertechnischen Sinne wohl genauso sinnvoll)
Und wer jetzt „argh – nicht dieeeee“ sagt, der muss auch daran denken, dass er, wenn es ihn so stört, die Band auch ganz einfach nicht beachten muss…
Evanescence haben in den vergangenen 2 (?) Jahren einen erstaunlichen Erfolgsprozess durchlaufen und könnten sich, trotz der bis jetzt relativ kurzen Zeit ihres Ruhmes, fast schon als ‚alte Hasen’ bezeichnen. Ihr Debut-Album „Fallen“ erfuhr beeindruckende Resonanz in sämtlichen Kreisen und die Band tourte infolge dessen einmal (oder zwei- bis dreimal?) um die ganze Welt. 2 Grammies und dutzende Auszeichnungen später kommt nun eine Live-DVD (und –CD), die ein ganzes Konzert im Pariser „The Zenith“ dokumentiert. Der Trend Cds zusammen mit DVDs zu einem fairen Preis anzubieten („Anywhere but home“ bei amazon für 15,99, was ja einem normalen Albumpreis durchaus entspricht) ist dabei sehr zu begrüßen.
Zum Album: Mit „Anywhere but home“ versuchen Evanescence die Energie eines Konzertes für immer festzuhalten und das gelingt ihnen - auch, wenn man ihre Musik nicht mag - erstaunlich gut. Mit brillantem Sound (lediglich Amy Lee könnte manchmal etwas lauter als die pompösen Bässe sein) und einer selbst auf Cd erfahrbaren Atmosphäre, schaffen es die Musiker eine Stunde ohne Pause abwechslungsreiches Material zu bieten. Viele ruhige Klavier-Passagen, knallende Nu-Metal-Riffs und klassische Kompositionen mischen sich wie immer bei Evanescence - auch live. Dazu kommen 3 neue Songs (das Korn-Cover „thoughtless“ – ob nun gut oder schlecht – aber für mich besser als das Original) und natürlich das wichtigste: Eine DVD: Diese stellt den eigentlich Höhepunkt dieses Albums dar (auch, wenn CD, rein von der Qualität her, nun wirklich nicht zu verachten ist). Nicht nur das gesamte Konzert (und zwar aus Sage und Schreibe 14 Kameraperspektiven), sondern auch alle Videos und ein dreiteiliges Behind-the-Scenes sind in wahlweise 5.1-Dolby-Digital oder Stereo in perfekter Klangqualität vorhanden (man sollte bei diesem Live-Album die Klangqualität wirklich öfters betonen, denn die ist gerade oft bei Live-CDs recht bescheiden). Ein schönes Layout kommt noch dazu. Wer sich also als Fan von Evanescence betrachtet, der sollte hier unbedingt zuschlagen, denn nicht nur der faire Preis rechtfertigt den Kauf von „Anywhere but home“. Das Konzert fügt sich gut in die Gesamtkomposition der DVD ein und in der Hinsicht lassen sich hier wohl wenige Makel finden.
Fazit: Wer schon immer mal ein Konzert von Evanescence in voller Länge oder Amy Lee auf Rollschuhen durch die leere Halle fahrend sehen wollte (siehe Behind the Scenes), der liegt mit dem Kauf von „Anywhere but home“ völlig richtig. Wer große Neuerungen oder etwas Ungewohntes bei Evanescence erwartet, der sollte lieber auf ein neues Album warten. Alles in allem lässt sich sagen: Überaus gut gemachtes Paket zu sehr fairem Preis.
- “Aber das ist doch alles schon da gewesen“ - “ACH JA?!“
-------------- Some people never go crazy. What truly horrible lives they must lead.