Nachdem den Prog-Rockern von Porcupine Tree mit ihrem letzten und dazu noch großartigen Album "In Absentia" der Charterfolg und ein Meisterwerk gelang ist in diesem Jahr nun der Nachfolger da und muss sich mit seinem Vorgänger messen. Deadwing. Mastermind Steven Wilson scheint sich nie zu langweilen. Nicht nur, dass er mit Porcupine Tree dauernd an Neuem werkelt, er hat auch noch Zeit für ein Album und Tour seines noch relativ frischen Nebenprojektes Blackfield (sollte man sich, wenn man Porcupine Tree mag, auch mal anhören). Dazu werden noch Retrospektiven, DvDs und anderes veröffentlicht. Insgesamt sind von der Band auf ihrer Website 7 Nebenprojekte angegeben. Wilson ist also beschäftigt. Auf Deadwing widmet er sich aber trotz Pop-Nähe nach Blackfield wieder den härteren und Progtypischeren Riffs und Parts. Auf 9 Titeln wird der Wechsel zwischen Ruhe, Flüstern, atmosphärischen Betten, sich verlagernden Rythmen und harten Gitarren zelebriert. Und das, eigentlich war es nicht anders zu erwarten, gelingt mal wieder sehr gut. Bei "Lazarus" zeigt Wilson, dass er stimmlich auch Balladen (wie schon bei Blackfield bemerkt) meisterhaft beherrscht, nur, um danach wieder über den Shufflebeats und Odd-Meters eine Fläche à la Maynard James Keenan zu legen. Natürlich ist das hier sonst nicht wirklich mit Tool zu vergleichen, zu leicht annehmbar und dem Hörer eröffnend. Das stört aber auf Deadwing auf keinen Fall. Vielmehr ermöglicht es die Platte zu mögen und sie trotz mainstreamigen Momenten auch als Fan der härteren Gangart in sein Herz zu schließen. Die Band war 2002/2003 zusammen mit Opeth auf Tour und das liegt nahe. Auch, wenn Opeth mit Damnation ein Album vorgelegt haben an das nicht wirklich leicht heranzukommen ist. Deadwing ist ein gutes Album. Es wiederholt nicht die ewigen Prog-Arien und, auch wenn es manchmal durch die melodischen Refrains und die teilweise zu seichten Gitarren ein wenig nervt, so sind Porcupine Tree trotzdem noch besser als so viele andere Bands. Die Cd wird laut Informationen wohl auch als DVD-Audio herauskommen und ich denke, dass das eine lohnende Investition sein könnte, weil es sich hier auch klangtechnisch wirklich lohnen könnte. Da das auch schon bei "In Absentia" der Fall war wird die Band wissen, dass diese Entscheidung auch von Erfolg gekrönt sein kann. Manchmal würde ich mir allerdings ein paar mehr härtere Momente wünschen. Die Gitarrenarbeit bleibt aber extrem gut. Nicht zu überfüllt mit völlig kranken Riffs aber solide und weit über dem Durchschnitt. Es gibt ihn doch. Den wirklich guten Rock außerhalb der Radios und dem faden Durchschnittsgeschmack. Und manchmal schafft es dieser Rock wirklich jedem zu gefallen. So ist es vielleicht und wünschenswert auf "Deadwing". Endlich gibt es wieder genug Bands, die zeigen, dass Songs über 5 Minuten keineswegs langweilig sein müssen. Bei "Open Car" fühlt man sich dann dank Rythmus und Gesang an Tool erinnert, aber nicht kopiert, sondern wirklich gut und souverän umgesetzt. Diese Momente lassen einen Deadwing wirklich schätzen. Im Refrain frohlockt dann wiederum der traditionellere Prog-Rocker. Und so etwas, wie das Ende von "Start something Beautiful" - das ist schon einsame Spitze. Eine gute Mischung. Ein gutes Album.
Fazit: Procupine Tree. Deadwing. Anhören. Kaufen. Mit Kopfhörern lauschen. Die Augen schließen. Dreimal täglich bitte. Toll.
-------------- Some people never go crazy. What truly horrible lives they must lead.