"Ich ermahne dich, Ikaros, dich auf mittlerer Bahn zu halten, damit, wenn du zu tief gehst, nicht die Wellen die Federn beschweren, und wenn du zu hoch fliegst, das Feuer sie nicht versengt. Zwischen beiden fliege! Ich befehle dir auch, nicht den Bootes, den Großen Wagen oder das gezückte Schwert des Orion anzuschauen. Nimm deinen Weg unter meiner Führung.“ Ob sich Ikaros ihren Namen aus guten Gründen gegeben haben? Wenn Nein ist es erstaunlich, dass ihr Bandname so gut zum Knackpunkt ihres Albums Speak Music passt, wenn Ja stellt sich die Frage warum sie dann nichts dagegen unternommen haben. Jedenfalls lässt sich ohne weiteres feststellen, dass die Schweden im einen Moment zu hoch hinaus wollen um im anderen Moment zu tief zu fliegen währen die goldene Mitte selten erreicht wird. Die Band wurde gegründet von David und Gunnar die einige sicher noch als Kreativpfeiler der mittlerweile aufgelösten Leiah kennen; David’s Soloprojekt Ariel Kill Him dürfte sogar noch bekannter sein. Den Emo hat auch Ikaros im Blut: ruhiger, gefühlsduselig kalter Gesang trifft heiße Melodien. Dazwischen gibt es auch elektronische und Post-Rock-Momente die hin und wieder an eine schlechtere Version von Logh erinnern. Progressive Pop Elemente (think about Sunny Day Real Estate meets Sigur Ròs) gibt es in diesem Emo zuhauf, doch das geht eigentlich nur drei Mal wirklich gut: zum ersten beim zwölfminüter Teeth[, das seltsamerweise aber an dritte Stelle platziert wurde wo es doch für den Abschlusstrack prädestiniert zu sein scheint, zum zweiten beim schönen Don’t Bother Playing Dead mit Theremin-artigem Einsatz wo man das einzige Mal von diesem sphärischen Pop wirklich berührt wird, zum dritten beim tatsächlichen Abschlusssong Bob und Rock das im einen Moment herrlicherweise so klingt, als stamme die Musik aus einer schwedischen Familienserie nur um im nächsten Moment Fuzzgitarren, Wall of Sounds und Noisegewitter vorzustellen. Dazwischen fliegen Ikaros mal zu nahe am Wasser und langweilen durch furchtbare Einfallslosig- und Mittelmäßigkeit und mal zu Nahe an der Sonne wenn sie die Songs voll stopfen als wären sie Truthähne zu Thanks Giving und immer haben sie die Gedanken schon ganz woanders und verirren sich in ihren viel zu großen Vorstellungen und Plänen. Dabei verlieren sie nur allzu oft ihr eigentliches Ziel aus den Augen: die richtige angespannt-melancholische Atmosphäre zu kreieren. Das ist schade und man möchte den Musiker ständig zurufen: nein, bitte, macht das jetzt nicht so. Das ist doch euer Untergang! Genau wie bei der Lektüre einer griechischen Sage... Und der unglückliche Vater – nun schon nicht mehr Vater – rief: "Ikaros". "Ikaros!" rief er. "Wo bist Du? In welcher Richtung soll ich Dich suchen?" "Ikaros!",rief er. Da erblickte er die Federn in den Wellen, und er verfluchte seine Künste und er barg den Körper in einem Grab; und die Erde wurde nach dem Namen des Bestatteten benannt.
-------------- The artist formerly known as Ulrich.
IKAROS – SPEAK MUSIC
