Die Urgesteine Mad Sin legen mit diesem Album ihr bisher bestes vor – und das heißt im Klartext: eines der besten Psychobilly-Alben aller Zeiten. Nicht mehr lange dann können Mad Sin ihr zwanzig jähriges Bestehen feiern. Während die meisten anderen Bands nach solch einer langen Zeit schon längst überflüssig und eine Kopie ihrer selbst geworden sind machen diese verrückten Berliner nicht weniger als einen verdammten Klassiker einzuspielen. Soviel Energie und frische und letzten Endes im Kontext der Band selbst auch Mut hätte ihnen wohl niemand mehr zu getraut. Auch nicht nach dem letzten Werk Survival of The Sickest von vor drei einhalb Jahren, dass schon ein gutes Album war. Nein, was sie jetzt mit Dead Moon’s Calling vorlegen ist schon eine grandiose Überraschung. 18 Songs mit keinem Ausfall, 18 Lieder und ausschließlich ungezwungene Psychobilly-Hits mit dezentem Augenzwinkern, vielen witzigen Zitaten und dem Gespür für unpeinliche Sing-A-Longs. Ob es jetzt ein punkiger Rock’n’Roll-Feger wie Fuel For Brains, 2xLove=2xPain oder Cannibal Superstar ist, ein Psychobillyslapbassong wie T.C.S oder Walk The Night, eine Filmmusik-Huldigung wie Brand New Gun (ein Tributsong an Trantinos Einsatz vom Nancy Sinatra-Klassiker in Kill Bill) oder Dead Moon (mit Gastauftritt von Horrorpops-Patricia und Theremin-Einsatz der an so manchen B-Movie-Soundtrack denken lässt) oder schlicht poppiger Power-Punk wie Radio Psycho: das hat Hand, das hat Fuss, das hat Liebe und Herz. Dass sie sich stilistisch so verdammt offen zeigen würden ist vielleicht die größte Überraschung. Die Trademarks – verrücktes Geheule, tiefer Social D.-Gesang, Surf-Melodien und natürlich Highspeedslapping - bleiben natürlich bestehen, aber was dazwischen zugelassen wird ist beachtlich und gelungen. Wichtiger als der Stil ist freilich das Songwriting und das ist bei Dead Moon’s Calling nicht weniger als superb, ich will es noch einmal betonen. Die ganzen Zombie und Werwolf-Themen haben Mad Sin vielleicht auch mit bedacht eingestreut: „Ha, ihr habt uns schon tot gesagt – jetzt sind wir zurück und hungriger als je zuvor!“, schreien sie uns ins Gesicht. Wer weiß, vielleicht wird man dieses Album eines Tages jungen Leute zustecken wenn sie einen um das beste aller Psychobill-Rock-Alben bitten. Die seufzen dann wehmütig weil sie glauben das Pech der Zuspätgeborenen zu haben – oder auch nicht und Mad Sin werden ewig weiter gute Songs schreiben. Zu zu trauen wäre es ihnen nach Dead Moon’s Calling allemal...
-------------- The artist formerly known as Ulrich.