Druckfertige Themaversion

-purerock.de forum
+--Forum: livereviews
+---Thema: Kaiser Chiefs + We Are Scientists + The Chalets Eröffnet von Sven


Beitrag von: Sven an 20. 03 2006, 18:24

The Chalets + We Are Scientists + Kaiser Chiefs

Hugenottenhalle, Neu-Isenburg bei Frankfurt
7. März 2006
ca. 800 Besucher

pretty heavy fine

Welche Chancen bieten sich einem in der totalen Regungslosigkeit wie Handlungsunfähigkeit gefangenen Land, wie Deutschland in heutigen Tagen eins ist - erst recht wenn wir bald in diesem Jahr schon den ganzen Müll von den Straßen fegen dürfen, die Fußballweltmeisterschaft also ihr seliges Ende gefunden hat?
Es ist eigentlich ganz einfach - der Ausweg scheint der Konzerttourismus zu sein. Zu Gast bei Freunden - für schweißtreibende drei Stunden. Und dann tschö, bis zum nächsten Mal. Das in seiner ganz Pracht erleben durfte unsereins also an diesem Samstag abend - hauptsächlich zu verdanken war das sicher den Kaiser Chiefs, die seit ihren jüngst eingeheimsten Musikpreisen (Brit Awards, NME Awards) nun auch nicht gerade kleiner geworden sind.
So dürfen wir uns im Land der Ahnungslosen also auf jede Menge Briten auf Kurztrip freuen, und die meisten davon kommen auch noch ohne Hoolattitüde aus.
Wie lange hat man sich schon gefragt, wo in den letzten eins, zwei Jahren die grüne Insel eigentlich abgeblieben ist - junge, frische Rockbands betreffend. The Chalets kommen aus Irland und selbstredend ist, wer die drei Jungs und zwei Mädchen auf der Bühne erlebt hat, versucht das einfach unter "bezaubernd" abzuheften. Beide Vocalistinnen ziehen eine Show ab, der mal sich wohl schwer entziehen kann - ein Augenzwinkern hier und eine lässig hingeworfene Choreographie da, wie man sie fast schon mit einer Tanzgruppe kleiner Mädchen einstudieren würde. Äusserst Nett. Der Eindruck den diese Zeilen, positiv oder negativ, nun vermitteln mögen, trifft auch auf die Musik zu. Das kann man schon mögen, zumal es mit eindeutiger Betonung auf souveränem Entertainment weiter geht.
Letzten Winter noch komplett unbekannt, setzen We Are Scientists nun endlich an, die Zielgruppe mit offenem Ohr für Genrevertreter wie den Strokes, Hot Hot Heat oder Maximo Park im Sturm zu nehmen. Kleinere technische Probleme zu Beginn des Sets, das wie bei den der anderen beiden Acts des Abends auch, auf die volle Überzeugungskraft der erste Platte setzt, fallen bei derartiger charmanten wie einheizenden Darbietung nicht weiter ins Gewicht. Die drei Musiker, nach Selbstdefinition scientists, but not scientific, sind ganz schlicht gesagt die besseren Killers. In jeder Beziehung. Das ist nicht schwer, sagt ihr? Mag stimmen - nur mindert das aber nicht den Wert der Aussage, jener nach der W.A.S vielleicht weniger inhaltlich, aber sicher in Bühnenpräsenz einen Gegenpol setzen zu dem aufgeblasenen Rockblödsinn der Schönlinge aus Las Vegas.
Was ist nicht alles schon geschrieben worden über die Kaiser Chiefs - Galionsfiguren der jüngeren britischen Musikszene, Spaßmacher der Nation und, den meisten weniger präsent, produziert von Stephen Street. Das baut eine Erwartungshaltung auf - die dann auch nicht enttäuscht wird. Vollprofis die sie sind, bringen sie auch Frankfurt zuverlässig zum Kochen und erwartungsgemäß ist Ricky Wilson auch eine ausgesprochene Rampensau. Leicht mopplig, kokettiert er hin und her zwischen Rock'n'Roll Superstar der der Crowd Feuer gibt und androgynem Spaßmacher der nur spielen will. Dazu bedienen die fünf aus Leeds ihre Fans mit all den wundervollen Songs von Employment, dem Schunkler Marvin Gayes' I Heard It Through The Grapevine, Sink That Ship - nur um einen glücklichen Pulk zurückzulassen. Zugedröhnt mit so viel Glückseligkeit lässt der sich auch gleich noch die für mein Verständnis happigen Merchpreise gefallen, Shirts für 23, Krawatten für 15 und fünfmarkstückgroße Pins für 10 Euro. Aber hey, jedem das seine.

Beitrag von: Patrick an 20. 03 2006, 22:25

Quote (Sven @ 19. Mar. 2006, 19:24)
Wie lange hat man sich schon gefragt, wo in den letzten eins, zwei Jahren die grüne Insel eigentlich abgeblieben ist - junge, frische Rockbands betreffend.

Das, lieber Sven, ist natürlich ausgemachter Blödsinn. Da es aber inhaltlich gut in den Kontext deines Reviews passt, wird dir das ausnahmsweise verziehen.

Ach ja, dass Stephen Street die Kaiser Chiefs produziert, passt ja nur insofern, als dass die Kaiser Chiefs ohnehin (mal mehr, mal weniger erfolgreich) versuchen, dass Erbe der alten Blur zu verwalten.

Beitrag von: Sven an 21. 03 2006, 13:14

ich finde das machen sie schon ganz gut.
Beitrag von: Patrick an 21. 03 2006, 15:39

Employment ist nett, hat aber auch einige Längen. Da sind manche B-Seiten besser ;)
Copyright 2000-2005 purerock.de
Powered by Ikonboard 3.1.2a
Ikonboard © 2001 Jarvis Entertainment Group, Inc.