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Überschrift: Why Music Sucks In 2004, Oder: der völlig planlose Bericht zur Popkomm in Berlin< Älteres Thema | Neueres Thema >
Ulrich Offline
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Gruppe: Redaktion / Admin
Beiträge: 8646
Seit: 03 2001
Verfasst am: 06. 10 2004, 22:29

Why Music Sucks In 2004
oder: der völlig planlose und unvollständige Bericht zur Popkomm in Berlin


Die Popkomm, dieses Jahr das erste mal in Berlin. wirklich unterstützt wurde sie von den großen Labels nicht und auch wenn sich die Musikindustrie mal wieder selbst an allen Stellen aufs höchste selbstbeweihräuchert wurde schnell klar, dass Ppopkomm eigentlich nur eine Erfindung ist, die höchstens den Labelbossen was bringt, weil sie alle Kontakte in einer Stadt haben. Das „das Glas ist halb-voll“-Gerede in den Medien sollte wohl nur als self-fulfilling-prophecy dienen. Das ein oder andere nette Konzert gab es in den Tagen sicher, aber was hat das unterm Strich mit der Popkomm zu tun und ist das an normalen Tagen in Berlin anders? Eben. Musikindustrie, das heißt Wichtigtuer und Schweinepriester unter sich.
Verkaufen für normale Besucher Tagestickets für 92 Euro pro Person. Klar, man soll damit auf alle Konzerte die im Rahmen des Popkommfestivals stattfinden, umsonst reinkommen. Aber abgesehen davon dass die meistens eh nicht teuer sind wird das folgendermaßen geregelt: lasst ein paar Leute mit Popkommkarten rein und danach keinen mehr. Bei ausverkauften und attraktiven Events ist die Chance also groß, dass man mit dem teuren Popkommticket vor verschlossenen Türen steht. Und auf der Messe selbst: riesige stände der Majorlabels mit einem Informationsgehalt der stark monoton fallend gegen 0 strebt. Die mitarbeiter an den ständen wissen ja eh nichts und haben als Normalbürger auch nicht mehr mit Musik zu tun als der wöchentliche Discogänger und Radiokonsument. Auf den lustigen Faltblättern sind nur Karten von den Ständen abgedruckt – man kann also gezielt dahin gehen, wo man nichts findet. Universal etwa bietet lustige Maps (man ist ja international) an und gibt den Verbindungswegen zwischen den leeren Sitzgruppen pfiffige Namen wie „D12 Avenue“ oder „Marilyn Manson Chausee“. Man fühlt sich schon irgendwie verarscht. Noch dazu weil Joey, der Affe das Highlight der Messe ist.
Alle paar Meter steht wohl Mouse t. mit einem neuen Handy in der Hand und führt wichtige Businesstalks mit aufgeplusterten Vollidioten. Thomas D. räkelt sich in seinem Sitz und ist langweilig wie der ganze Rest. Sicher, vor allem ist die Messe für Menschen gedacht, die leicht Kontakte herstellen können – aber 92 Euro sind 92 Euro zuviel für den Schmu und ich will weder Indielabels beim Minigolfen zugucken noch Caipirinha saufen bis ich umfalle. Zumindest nicht hier. Interessant nur wenn Indielabels wie Burning Heart bekannt geben, wie groß ihr Anteil am Musikmarkt ist: 0,000001 Prozent und ähnliche Zahlen kommen dabei heraus.
Am Dienstag präsentiert Universal Sum 41 im Casino nähe wahrschauerstraße. Die Labels stehen wohl darauf, Konzerte in Locations stattfinden zu lassen die bald abgerissen werden sollen – tun sich etwa parallelen zur eigentlich Musikindustrie auf? Vielleicht.
Heute will man uns jedenfalls weiß machen, dass die Karten für 17 Euro „Punkrockpreise der Extraklasse“ sind. Ich habe mein Freiticket und wollte es eigentlich verscherbeln – auf den gleichen Gedanken sind aber noch zahlreiche andere Leute gekommen. Drinnen ist es dann erwartungsgemäß sehr leer – vielleicht haben Sum 41 noch nie vor weniger Leuten gespielt. Auch wenn die Jungs mittlerweile Popstars sind (oder zumindest mit welchen verheiratet sind) und sie professionell Gute Laune herrschen lassen, merkt man ihnen an, dass sie lieber woanders wären und auch die „Fuck George W.“-Standards klingen eher auswendig gelernt als von Herzen kommend. Trotzdem: eigentlich gar nicht schlecht was sie machen. Hab mich trotzdem lieber in die bequeme Hollywoodschaukel verzogen, wo ich allerdings klar machen musste das ich kein Grass verkaufe. Als ich nach ’ner guten halben Stunde Richtung Chefredakteur aufbrach und unterwegs noch Sticker auf Laternenpfähle unterbrachte überholten mich nach einer weile aber schon die ersten Leute: das Konzert war schon nach einer Dreiviertelstunde vorbei. Da weiß man doch noch, wofür man sein Geld ausgibt.
Am mittwoch habe ich dann kurz bei Metropo Link reingeguckt, bei denen deutsche und russische Rockbands auftraten – was ich gesehen habe war aber langweilig, also habe ich lieber mit Kollege Bastian Geburtstag gefeiert (Herzlich Glückwunsch noch mal, Partycrasher!) und mit Menschen über Musik geredet, die selbige um ihrer selbst willen lieben und nicht aus Faktoren wie Coolness oder Finanzen.
So weit so schlecht. Popkomm am Donnerstag: Vorfreude auf Face Tomorrow. Ich komm beim SO36 an, quatsch den ersten freudestrahlenden Typen und seine Freundin an was denn so cool gewesen ist und bekomme zu hören: Face Tomorrow Mann! Hammer Konzert! Gerade vorbei! Popkomm vs. Ulrich – Popkomm 1 – Ulrich Nuuuullll.
Die restlichen Bands kann ich mir jetzt auch nicht mehr ansehen – immer würde ich an meine Schmach erinnert werden.
Also mache ich mich auf zum Palast der Republik, in dem Motor Records heute sein zehnjähriges Jubiläum feiern will. Ich bin geladen, muss aber vor dem Palast, der ja bald abgerissen werden soll (sic!) trotzdem hinten anstehen und erfahren, dass heute nur geladene Gäste reinkommen. Also warten. Die Typen hinter mir haben früher im Motor Büro gearbeitet; wie die zwei Schnitten vor mir zu ihren Gästelistenplätzen gekommen sind kann man wohl in der halbe Schlange nicht überhören. Die zwei führen wohl einen Wettstreit, wer mir mehr bekannten Bandmitgliedern im Bett gewesen ist. Heute verschaffen wohl Virginia Jetzt den beiden Eintritt – das rechte Mädchen sei dank kommt auch ihre Freundin rein. Sschweigen wir lieber drüber wie sie das gemacht haben will...
Ich bin dann irgendwann drin, bekomme 4 Freigetränke, davon Durst und bin schon etwas überrascht als ich Rammstein auf der Bühne des ehemaligen DDR-Palastes sehe. In NVA-Uniform und mehr oder weniger Unplugged! Das war also das große Geheimnis – schade nur, dass der Saal eher schlecht als recht gefüllt ist und die hälfte noch draußen in der Schlange stehen muss. Das Konzert ist recht schnell vorbei und auch wenn ich kein Rammstein-fan bin war es doch ein bisschen imposant. Nach Ramstein dann die Gelegenheit umherzustreifen und festzustellen: „Scheiße, wo bin ich hier?“
Die männlichen Anwesenden: einer cooler als der andere, alle den ich-bin-wichtig-blick drauf und möchtegern-tarantino-look mit Designerkrawatte.
Die weiblichen Anwesenden: Nase hoch, Brust raus, falsches grinsen aufgesetzt, alle den ich-habe-mit-jemand-wichtiges-geschlafen-blick drauf.
Medienschlampen unter sich.
Viele suchen den Grund, warum es der Musikindustrie so schlecht geht – scheiße, ich habe ihn gesehen! Und das gleich duzende Male! Ich fühle mich unwohl, das Bier hilft mir zumindest etwas dabei und irgendwie fühle ich mich den Fatzkes ja auch überlegen. Mit meinem Kapuzenpullover werde ich angeguckt als ob ich mich hier reingemogelt hätte und nicht dazu gehören würde. Tu ich ja auch nicht und ich kann nur sagen: ein Glück. Zwischen Wichtigtuern dann das ein oder anderen bekannte Gesicht (Thees Uhlmann, Tim Renner, Niels Ruf glaube ich auch und noch mehr deutsche Musikprominenz).
Dann tritt das erste Motorsigning auf: Phillip Boa mitsamt Band. Ganz cooler Auftritt, aber das Publikum ist zu 90% nun mal blöd und der Sound sowieso zu leise und mehr auf den coolen house, der zwischen den Auftritten gespielt wird, ausgelegt als auf Rockmusik.
Danach fand mich wohl an der Bar wieder. meine Gutscheine waren längst aus und auch mein Geld wurde langsam knapp als mich ein Typ von der Seite anhaut: „Hey Junge, hier, hast meine Gutscheine. Ich hau’ sofort wieder ab und du scheint hier der einzig coole Typ zu sein.“ Danke, Bierpegel und Selbstbewusstsein rauf.
Dann tritt das letzte Motorsigning auf: Virginia Jetzt. Ich geh pissen und Bier trinken, auch wenn die Band ganz nett rüberkommt. Trotzdem mache ich es mir lieber auf den Telekomkissen gemütlich. Die Kommentare von der Band sind aber ok, zum Beispiel dass sie die Popkomm in Köln besser fanden (habe ich zumindest so verstanden – beim Motor Records Bericht zur Party wird das Gegenteil behauptet) und was denn Sido hier machen würde (Motor hatte ein riesige Pseudeo-künstlerische-pseudo-cyberpunkige Maske aufgehängt).
Als letzter Act kommen schrecklicherweise Die Raketen und nach einigen Songs mache ich mich lieber auf den Nachhauseweg, werde noch daran gehindert ein gemütliche Telkommkissen zu klauen und bin bestätigt: Popkomm saugt. Wenn das die Musikindstrie ist geht es ihr noch viel schlechter als zuvor gedacht. Fashion Faggots & Fuckin’ Fakes: zum kotzen.


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Gerri Offline
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Verfasst am: 12. 10 2004, 11:03

danke für den bericht
war sicher witziger das zu lesen, als es mitzuerleben


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Denken führt zu nix!
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Sven Offline
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Verfasst am: 12. 10 2004, 13:24

so schlimm stell ich mir das mit dem ganzen zeug for free aber auch nich vor ;)

und was macht niels ruf heute eigentlich?
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Ulrich Offline
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Verfasst am: 12. 10 2004, 16:00

auf pseudo-wichtige medienereignisse zu gehen ;)
aber eine erfahrung wert war das alles schon - ich ziehe aus schlechten erlebnissen auch meist etwas positives und guck mir das dann ales einfach mit einer gewissen distanz an


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richard dü Offline
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Verfasst am: 13. 10 2004, 19:59

du bist wie maynard, bruder *zing*

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skaninchen Offline
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Verfasst am: 13. 10 2004, 23:31

hehe sehr schöner bericht. obwohl eigentlich ja eher bittersüss.
dabei fällt mir ein: war zufällig jemand bei diesem punk-kongress in kassel? ich hoffe doch mal nicht, aber ich würde gerne wissen wie scheisse dass da wirklich gewesen ist.


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Patrick Offline
EdKo



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Seit: 07 2001
Verfasst am: 17. 10 2004, 12:28

Danke für den Bericht, Ulle. Das Business stinkt, doch purerock.de ist das gallische Dorf, das niemals bezwungen wird :)

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this is a film that has no end
fiction fights feelings absent
as absurd as it sounds
there´s more truth than you pretend


http://www.monogoic.de

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CrashDummy Offline
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Seit: 10 2004
Verfasst am: 25. 10 2004, 02:33

haha geiler bericht... die ganze sache war ja in köln schon sinnlos, nur das wir noch den vorteil hatten das halbwegs gute bands immer auf dem parallelen ringfest gespielt haben, obwohl das lineup auf dieses jahr auch ohne popkomm wohl garnicht mal zu verachten war. aber so wie sich das anhört wars wohl nochma so einiges schlimmer als hier immer. das kommt halt davon wenn man klaut :D
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Christopher Offline
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Seit: 02 2003
Verfasst am: 26. 10 2004, 09:14

gut!

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Some people never go crazy. What truly horrible lives they must lead.
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8 Antworten seit 06. 10 2004, 22:29 < Älteres Thema | Neueres Thema >

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Schnellantwort Why Music Sucks In 2004
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