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+---Thema: Zoot Woman Eröffnet von Sven


Beitrag von: Sven an 31. 10 2006, 12:44


Zoot Woman

Café Central, Weinheim
18. Oktober 2006
ca. 300 Besucher

plastic fantastique

Das Café Central ist, lassen wir seinen neutralen bis leicht kulturwerkstatt-esquen Namen mal außer Acht, ein richtiger Rockschuppen. Jeder Quadratzentimeter Wand ist wahlweise mit Botschaften oder tumben Poppunkbands abgeklebt, Bionade ist hier Stammgetränk, an der Wand hängt ein Stimmenoszillator, die Einrichtung wirkt schon mal benutzt.
Es drängt sich also der Vergleich zum Karlstorbahnhof, sauber aber angenehm, nicht gerade auf. Muss sich in diesem Zusammenhang die Frage stellen, ob unsere Pophelden dieser Jahre mit eindeutigem 80s-Einschlag nicht dort besser aufgehoben wären? Muss nicht - Zoot Woman sind wenig zimperlich und nehmen neben Amsterdam oder den Nokia Trends in Wien eben auch Osnabrück und Wiesbaden mit. Ist das noch mit dem Bus durch die Provinz tingeln um knietief im Tristmorast dem Fan die Hand zu reichen oder bereits Zwangsmassnahme, um auf dem Boden, der die Welt bedeutet, zu bleiben?
Weniger wichtig. Wichtiger: das Konzert, das mit großzügig über einer Stunde Verspätung dann auch beginnt, übertrifft souverän alle Erwartungen, die man ohne Vorerfahrung an die Band überhaupt stellen kann. Ob denn die Band mittlerweile wirklich aus vier Mitglieder besteht bleibt auch nach Recherche undurchsichtig - klar ist nur, dass hier und jetzt drei auf der Bühne stehen. Adam Blake am Schlagzeug wie gehabt, Bea Hatherly als willkommener Neuzugang und natürlich Stuart Price. Blond, höflich zurückhaltend, wie es für einen Popstar seines Kalibers gerade noch toleriebar ist und mitsamt seiner Band voller Energie. Man merkt es den Songs an; Living In A Magazine (2001) wie auch Zoot Woman finden ihren gleichberechtigen Platz, Electropopkracher wie It's Automatic oder Grey Day werden zuverlässig abgefeiert. Price wirkt nicht übermässig euphorisiert, aber auch nicht abwesend; eben wie jemand der schon mit der ein oder anderen Queen of Pop zusammengearbeitet hat (schon dafür werden eigentlich ein paar auf die Griffel fällig: für mich, nicht für ihn!). Das neue Material wirkt zahlreich vertreten, ausgereift und auch nach erstem Hören schlichtweg berauschend; es lässt das neue Album schon in Griffweite erscheinen. Auch wenn dem leider gar nicht so ist, es soll noch bis mindestens März dauern, und man weiß, was das zu bedeuten hat.

Eine Frechheit, wenn Sie mich fragen.

(Bild: Vera Todorova)

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