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+---Thema: Cloudberry - Destroyer Eröffnet von Patrick


Beitrag von: Patrick an 23. 09 2005, 13:49

CLOUDBERRY - DESTROYER

Stil: grandioser Gitarrenpop
Label: < Saint Records > / < Broken Silence >
Spieldauer: 16 Tracks + Hidden Track, 29.20 min.
Release: 22. August 2005
Highlights: Punface; Us, Bedlam; Amplifier; Tearjerker
MP3: < >> Raw! > // < >> Tearjerker >

< Offizielle Homepage >

Cloudberry ist Marco Pleil - und der war vor einigen Jahren mal ganz nah dran an einer Karriere im großen Musikbiz: Der Vertragsunterzeichung beim Major EMI folgte eine Singleproduktion, die dann aber niemals veröffentlicht wurde. Cloudberry wurden wieder fallengelassen. Andere Menschen würden jetzt, enttäuscht von der großen, bösen Musikindustrie, den Kopf in den Sand stecken, nicht so aber Marco. Der machte weiter und veröffentlichte kurze Zeit später sein erstes Album Elijah. Nun ist der Nachfolger da – und Destroyer ist ein wahres Highlight geworden.
Genau genommen handelt es sich bei der Scheibe um eine Konzeptplatte, aber wer mit diesem Begriff die Suche nach einem roten Faden, zwanghafte Verkopftheit oder den ständigen Hang zu anstrengendem Pseudo-Anspruch in Form irgendwelcher wirrer Geschichten assoziiert, ist hier auf dem falschen Dampfer. Das Motto, an das sich Marco bei Destroyer hält,  ist simpel, aber effektiv: Reduktion, aber nicht als Limitierung. Reduktion – auf den Pop, auf die alles überstrahlende Hook, die Essenz eines großen Rocksongs. Warum lange Intros und ausufernde Zwischenspiele einbauen, wenn ein Song doch schon so fabelhaft funktioniert?
Ein gewagtes Konzept sicherlich, denn wenn die Melodien nicht stimmen, ist die Wirkung schnell dahin. Auf Destroyer hat Marco allerdings einen Überschuss an eingängigen Hooks eingefangen: 16 Songs plus Hidden Track finden sich auf der Platte, doch durch die zeitmäßige Reduktion und den Verzicht auf jeglichen Ballast in Form von Ausschmückungen und Verzierungen beläuft sich die Spielzeit der Scheibe dennoch nicht mal auf eine halbe Stunde. Richtig gelesen, denn ein Cloudberry-Song dauert im Durchschnitt knapp anderthalb Minuten und mehr Zeit ist auch tatsächlich nicht nötig, um den Hörer glücklich zu machen. Klingt interessant? Ist es auch!
Musikalisch gesehen lassen die Songs in Punkto Gesang und Melodieführung eine Sozialisation Marcos im Britpop der Neunziger vermuten, auch die dieser Musikrichtung oft eigene, lebensfrohe Art von Melancholie äußert sich in den Cloudberry-Kompositionen. So werden beim Genuss von Destroyer desöfteren Erinnerungen an Blur, Oasis und Konsorten wach, aber ebenso muss man an deutsche Kollegen wie Blackmail, Conic und Slut oder Klassiker wie die Beach Boys oder die Beatles denken. Dennoch sind Cloudberry nicht zuletzt durch ihre ganz eigene Herangehensweise eigenständig genug, um für sich selbst zu stehen.
Ob Marco samt Band nun gerade aus losrocken (No Refrain), in Melancholie baden (Opinion) oder dir eine Stimmung hoffnungsvollen Aufbruchs vermitteln (Wit), sie machen immer eine gute Figur. Und Punface ist in seinen 64 Sekunden das vielleicht beste Beispiel dafür, wie kurz ein perfekter Gitarrenpopsong sein kann oder darf.

Fazit: Diese Platte macht es dir richtig leicht, sie zu mögen. Die Reduzierung auf den Kern würde viele andere Platten als substanzlos entblößen, hier passiert nichts dergleichen, denn Destroyer brilliert durch einfallsreiches, famoses Songwriting. Und immer, wenn die siebzehn Songs wieder mal schnell an dir durchgerast sind, möchtest du schnell auf die Repeat-Taste drücken. In der Kürze liegt halt manchmal doch die Würze und so ist ‚kurzweilig’ wohl das passendste Adjektiv, das die Qualitäten dieser kleinen, aber ungemein feinen Platte kurz und bündig zusammenfast. Große Überraschung und absoluter Geheimtip!

Wertung:


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