Das KFZ ist ziemlich gut gefüllt, als ich am Mittwochabend nach der Arbeit gegen halb 10 dort eintreffe, schließlich spielen Bands der Größenordnung von Walls Of Jericho eher selten in Marburg. Narziss befinden sich zum Glück schon am Ende ihres Sets, was mich aber echt überhaupt nicht traurig stimmt. Mit der Info, dass Olli Kahn gegen Australien schon zwei Tore kassiert hat, geht’s dann um kurz vor 10 in den vollen Konzertsaal, in dem Walls Of Jericho gerade mit All Hail The Dead ihr Set eröffnen. Von der ersten Minute an gibt es auf der Bühne pure Action. Die Band spielt zwar eher routiniert ihr Set runter, aber Frontfrau Cadance geht ziemlich aus sich heraus. Während sie aggressiv ihre Lyrics rausschreit, prügelt sie auch noch wild um sich und geht ziemlich ab! Dadurch werden natürlich auch die, sagen wir, Tough Guys vor der Bühne animiert mit ihrer Show zu beginnen und so gibt’s ansatzweise Violant Dancing zu sehen. Die zahlreichen Metaller im Publikum sehen darüber irgendwie angepisst aus, lassen sich aber beim Headbangen nicht aus dem Konzept bringen und so entsteht, wie so oft im KFZ, vor der Bühne ein Halbkreis in dem sich ein paar Typen profilieren dürfen, während die Masse das Geschehen von weiter hinten betrachten muss. Der Sinn solcher Schlägereien wird mir wohl auf ewig verborgen bleiben, aber nun ja, wem es gefällt! Mir gefällt definitv nicht, dass Cadance nach ausnahmslos jedem Song in ihr Mikro schreit: „Your fucking awesome!!! The next song is called … and now I want to see a big circlepit!” Irgendwann nervt das einfach nur noch! Immerhin gibt es eine gute Mischung aus alten und aktuellen Songs zu hören. Aber als es schon nach knappen 20 Minuten heißt, „We have two Songs left… Give me a Circlepit, blablabla!“ denke ich zunächst an einen Witz. Tatsächlich ist dann aber schon nach There Is No I In Fuck You Schluss. Zwar gibt es noch den Smashhit Revival Never Goes Out Of Style, inklusive Pennywise Bro Hymn Mitgröhlchor, als Zugabe, aber als wir uns um halb 11 schon wieder vorm KFZ wiederfinden, bin ich doch irgendwie verärgert. Ein Kumpel von mir ist eben erst gekommen und hat gerade noch 2 oder 3 Songs mitbekommen. Dass Hardcore-Shows selten eine Stunde überschreiten, ist ja längst bekannt und sogar mit 40 Minuten Underoath konnte man sich abfinden. Aber eine knappe halbe Stunde für die Hauptband finde ich schon sehr unverschämt, zumal deren letztes Album eine Spielzeit von gut 35 Minuten hat und wir alle ca.10 Euro Eintritt gezahlt haben. Für Walls Of Jericho werde ich jedenfalls in absehbarer Zeit kein Geld mehr ausgeben. Zwar hat Deutschland an diesem Abend wohl, wie immer, scheiße Fußball gespielt, aber immerhin gab’s da beim 4:3 gegen Australien sieben Tore. Das wäre jedenfalls mehr Entertainment gewesen, als eine halbe Stunde „Give me a circlepit“-Gebrüll - vor allem wär’s für lau gewesen!
