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+---Thema: Against Me! - White Crosses Eröffnet von Christian


Beitrag von: Christian an 27. 05 2010, 01:04

AGAINST ME! - WHITE CROSSES

Stil: Punkrock
Release: 04. Juni 2010
Label: Sire Records / Warner Music Germany
Spieldauer: 10 Titel; 35:52 Minuten
Anspieltipps: White Crosses, Because Of The Shame, Rapid Decompression

Multimedia: < >> Website > // < >> MySpace > // < >> last.fm >

I was a teenage anarchist, but then the scene got too rigid.

Es ist ja so, dass Against Me! im letzten Jahr angeblich kurz vor der Trennung standen. Drummer Warren Oakes hatte gerade die Band verlassen, um eine Tortilla-Bar zu eröffnen, und man konnte ahnen, dass bei den ehemals vier besten Freunden, die in ihren Anfangstagen als legitime Hot Water Music-Nachfolger gefeiert wurden, so einiges im Argen lag. Was genau die Gründe für den Ausstieg waren, ist bis heute unklar. Man sei im Guten auseinander gegangen heißt es natürlich. Doch auch der überraschende Ersatz am Schlagzeug, ausgerechnet durch Hot Water Music-Drummer George Rebello, vermag auf dem neuen Album White Crosses nicht zu verschleiern, was Tom Gabel vor kurzem in einem Interview bestätigte: “Ich habe keine Angst vor Melodien. Ich habe vielmehr die Vorstellung davon, dass wir diese Songs auch im Stadion spielen können, rausgucken und einen Ozean von Menschen sehen, die mitsingen.“ Ob diese Auffassung von der ganzen Band, die früher mal mit Punkrock-Idealen im Studentennest Gainesville gegründet wurde, geteilt wurde sei mal dahin gestellt.

Klar ist: wer sich heute immer noch darüber aufregt, dass Against Me! zu Fat Wreck-Zeiten hemmungslos die A&R's der großen Labels verarschten, dies auf einer DVD veröffentlichten und nun aber doch schon ihr zweites Album bei Warner herausbringen, der wird White Crosses von vornherein keine Chance geben. Wer sich jedoch auf eines der mitsingtauglichsten Punkrock-Alben des letzten Jahres, ach was des letzten Jahrzehnts einlassen möchte, der wird in der neuen Platte seine Erfüllung finden. Die unverzerrten Gitarren und das raue Gegröle der ersten Veröffentlichungen haben Against Me! bekanntlich schon vor langer Zeit hinter sich gelassen. Behalten haben sie jedoch ihr unglaubliches Gespür für Punkrockhymnen im, da könnte sich Tom's Traum tatsächlich bald erfüllen, Stadionformat.

Überhaupt, dieser Tom Gabel. Immer noch gerade mal erst 29 Jahre alt, hat doch er Against Me! fast im Alleingang dorthin gebracht, wo man heute steht. So wurde auch White Crosses zu großen Teilen von ihm alleine geschrieben. Dabei zeigt er sich einmal mehr als intelligenter Songwriter mit großer politischer und gesellschaftskritischer Beobachtungsgabe, wie im grandiosen High Pressure Low oder dem Titeltrack White Crosses. Auf der anderen Seite kommt jedoch auch die enorme Begabung für emotionale Momente zum Tragen. So gelingt mit Because Of The Shame wahrlich eine Über-Hymne, deren Text allerdings fast den Atem stocken lässt. Immerhin besingt Tom hier seine verstorbene Exfreundin und die Unfähigkeit mit seinen Gefühlen sich selbst und ihrer Familie gegenüber umzugehen. Eingebettet ist der Song als Kontrastprogramm zwischen die unverschämt poppige Single I Was A Teenage Anarchist, die allen szenigen Kritikern ein ordentlicher Tritt vor den Latz verpasst und die kantige Nummer Suffocation. Später versucht die Halbballade We're Breaking Up zum Glück gar nicht mit Born On The FM Waves vom letzten Album zu konkurrieren. Vielmehr thematisiert Tom hier das Scheitern einer Beziehung, womit auch das Fast-Auseinanderbrechen im letzten Sommer gemeint sein könnte. Am Ende heißt es jedoch “I’m not giving up on us“ und dafür kann man der Band schon jetzt dankbar sein.

White Crosses ist zwar in keinster Weise vergleichbar mit der Frühphase von Against Me!, doch vielleicht trotzdem neben Reinventing Axl Rose die wichtigste Platte der Band. Nach dem letzten Album New Wave wusste niemand, wohin die Reise gehen würde. Die Krise überwunden, kommen Against Me! jedoch gestärkt zurück und man darf vermuten, dass in diesem Sommer keine andere Platte mit besseren Herzblut-Hymnen veröffentlicht werden wird. Ob ihr Weg die Band tatsächlich in die Stadien führt, darf trotz allem bezweifelt werden. Vorerst spielen sie jedenfalls nochmal die kleinen Clubs. Und da gehört die passionierte Live-Band ja auch irgendwie hin. Bei Mitgröl-Nummern wie Rapid Decompression werden jedenfalls die Fetzen fliegen. Was bei so einem Songs wohl im Stadion los wäre?


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