Melodycore aus Mönchengladbach: Musikgeographisch gesehen gehören Age Of Orange auf die andere Seite des Nordatlantiks.
Seit seinem unfallbedingten Zwangsausstieg bei den Toten Hosen kümmert sich Wolfgang „Wölli“ Rohde vermehrt um die Nachwuchsförderung in seiner Heimat Düsseldorf und Umgebung. So spezialisiert sich der Ex-Schlagzeuger auf seinem Label Goldene Zeiten vorwiegend auf deutschsprachige Musik junger Newcomer aus dem Punk- und Crossover-Bereich wie Cho-Jin, Planlos oder Massendefekt. Oder lassen wir den Schlagzeuger selbst die Maxime ausgeben (reden tut diese Gattung Musiker bekanntlich ohnehin selten): „Ich habe keinen Bock mich mit mainstreamiger Anglo-Soße zukleistern zu lassen.“ Mit dem Signing von Age Of Orange bricht man aus diesem Schema jedoch aus, steht die Band mit ihrem in englischer Sprache gesungenen Pop-Punk doch in der Tradition typisch kalifornischer Tugenden.
Da sind auf dem tiefblauen Cover doch tatsächlich Palmen zu sehen und auch die Songs haben es meist auf das Verbreiten guter Laune abgesehen. Was, wenn auch nicht immer, doch meist gelingt: Das von Beatsteaks-Produzent Uwe Sabirowsky produzierte “Atlantic“ bietet netten, fast schon nostalgisch anmutenden Melodycore, meist Uptempo und mit leichtem Surfeinschlag, hin und wieder wird der eitle Sonnenschein allerdings auch mal von dezenten Emo-Anleihen melancholisch gebrochen. Doch letztlich bleiben die Songs immer positiv, gefällig, harmlos und leider auch überwiegend überraschungsarm.
Nicht schlimm, wenn die Band diesen Stil wie im Opener “Stand Ups And White Outs“ mit viel Energie, Spielfreude und gelungener Hook perfektioniert oder mit der Hymne “White Kite“ einen todsicheren Ohrwurm in den Gehörgängen platziert, doch im gesamten Verlauf des Longplayers gelingt dies selten. Zu oft trällert man zwar die kurzweiligen Melodien mit, hat sie aber im nächsten Augenblick bereits wieder vergessen. Schlimmer wird´s gar noch, wenn ein Songs als besonders grauslich in Erinnerung bleibt, so geschehen beim unbeholfenen, ungemein kitschigen Versuch einer Ballade namens “Chord In Thoughts“.
Schade auch, dass man nicht etwas mehr vom in diesem Genre vorgezeichneten, konventionellen Weg abweicht, zeigen doch Songs wie das mit einer plötzlich einsetzenden Wendung erstmals wirklich überraschende “Little Heroes“ oder der ausnahmsweise nachdenkliche, halbakustische Abschluss “Somewhere In Between“, dass die Jungs durchaus zu mehr imstande sind, als die andere Seite des Atlantiks auf Wöllis Label musikalisch nach Schema F zu repräsentieren. Das machen sie zwar anständig, aber unterm Strich ist “Atlantic“ einfach nur einfallsloser Durchschnitt.
Wertung:
-------------- this is a film that has no end fiction fights feelings absent as absurd as it sounds there´s more truth than you pretend
AGE OF ORANGE - ATLANTIC
