Stil: Emopunk, Powerpop Release: 22.09.2006 Label: Burning Heart Records / SPV Spieldauer: 12 Titel; 42:34 Minuten Anspieltipps: Take Care, Do You Want To Be Loved, Holiday Parade
Schaffen es die Vorreiter einer ganzen Sound-Generation nach einer solch langen Pause wieder an alte Zeiten anzuknüpfen? Es rumpelt. Es knarzt. Es holpert. Doch Gott sei Dank. Der Motor springt an. Die Maschine läuft wieder.
Es gibt diese Bands die immer schön fleißig ein Jahr am Album arbeiten, um es dann ein Jahr auf Tour zu bewerben. So steht immer schön alle zwei Jahre (manche Bands entscheiden sich für den Drei-Jahres-Rhythmus) ein neues Album im Plattenregal und der Fan kann sich quasi errechnen, wann das nächste Werk der Lieblingsband zu erwarten ist. Bei Samiam war das im Prinzip gar nicht so anders, doch als nach dem 2000er Geniestreich Astray keine weitere Platte folgte, begann man sich allmählich zu wundern. Zwar spielten Samiam noch gelegentlich ein paar umjubelte Konzerte, doch zunehmend wurden die Mitglieder auch in anderen Bands aktiv. Viele der eingefleischten Fans hatten die Hoffnung wohl schon aufgegeben, als im Jahr 6 nach Astray plötzlich die Meldung kam, dass Samiam wieder ein an einem Album arbeiten würden.
Nur wenige Monate später steht jetzt Whatever’s Got You Down in den Läden und die Vorfreude ist beim Erhalt des Albums kaum zu bremsen. Doch mein Gott, das Cover verursacht massivste Augenschmerzen. Geschenkt. Man kann nicht immer ein schmuckes Artwork der Marke Astray erwarten. Zählen tut sowieso die Musik, aber die rumpelt zunächst merkwürdigerweise auch nur so vor sich hin. Dazu der Gesang. Rauh und rotzig wie Hot Water Music zu besten Zeiten. Ist das das wirklich Jason Beebout der mit Songs wie Capsized oder If You Say So die Hymnen unserer Jugend gesungen hat? Tatsächlich dauert es eine ganze Weile, bis man hinter der neuen rauhen Schale die alten Samiam wieder findet. Dann holen sie einen jedoch mit aller Kraft wieder ein. Die Alten. Die, die man seit Jahren vermisst hat. Do You Want To Be Loved ist der erste Song, bei dem sich das Gefühl wieder einstellt. Mit seiner unbeschwingten Art hätte er auch auf dem letzten Album sein können. Auch Holiday Parade ist so ein Lied, bei dem man sich im verschwitzten Club vor der Bühne mit allen Freunden Arm in Arm wieder finden möchte. Bide My Time macht an der Stelle weiter, wo Full On vor Jahren aufgehört hat. Das ist groß. Das schreit nach mehr. So wie früher.
Leider kann die Band das Niveau jedoch nicht durchgängig so hoch halten. Die ruhigeren und fast schon experimentellen Come Home oder Lullaby wirken merkwürdig deplaziert. Fast schon langweilig. Irgendwie zu bemüht. Genau wie das etwas verkrampft wirkende Are You Alright. Das gab es alles schon besser. Doch nichts für ungut. Ein Lied wie Take Care rettet dir sowieso wieder den Tag, wartet darauf im Moshpit mitgegröhlt zu werden. Auch wenn man gespannt sein darf wie Beebouts Stimme sich dort live anhört.
Samiam lassen auf Whatever’s Got You Down zunächst ein wenig die Unbekümmertheit der Vorgängeralben vermissen. Auch die kantige Produktion führt dazu, dass es etwas dauert bis man dahinter seine alten Helden wieder findet. Dann erschließen sie sich einem jedoch trotzdem: Die wunderschönen Powerpop-Hymnen, auf die wir so lange gewartet haben.
Ob sich Samiam mit dieser Rückkehr wirklich einen Gefallen getan haben? Denn mal ehrlich, ohne den Samiam-Nostalgie-Bonus würde diese Platte wohl kaum jemanden begeistern...oder? Warum Billigproduktion? Warum seltsamer Gesang? Warum Demontierung des eigenen Denkmals. Sind für mich ganz schön viele Fragezeichen auf einmal, so dass doch geneigt ist, die im Albumtitel formulierte Frage direkt an die Band weiterzugeben. So richtig schlecht ist die Platte ja auch nicht, aber bisher doch eine der Enttäuschungen des Jahres für mich...
-------------- this is a film that has no end fiction fights feelings absent as absurd as it sounds there´s more truth than you pretend
ich werd sie mir auch bald anhören und bin gespannt. auch wenn mir die platte vllt nicht so gut gefallen sollte, freu ich mich unglaublich die band mal live zu sehen.
Muss zugeben, dass ich Samiam vorher nicht groß gehört habe und auch gerade deswegen die Scheibe an Christian weiter gegeben habe. Mich hat sie nicht besonders bewegt, auch wenn ich sie nicht schlecht fand. Okay bis gut also. Nur so als Fazit eines sozusagen "Außenstehenden".
SAMIAM - WHATEVER'S GOT YOU DOWN
