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+---Thema: Callahan, the - Hardpop Eröffnet von Patrick


Beitrag von: Patrick an 22. 04 2007, 16:39

THE CALLAHAN - HARDPOP

Stil: Synthie-Poprock
Label: < Modern Noise > / < Cargo >
Spieldauer: 12 Tracks, 42.23 min.
Release: 20. April 2007
MP3: < >> Baby I Miss You > // < >> Melody That Counts >

< Offizielle Bandhomepage >
< The Callahan bei Myspace >

Wenn ein ehemaliger Keyboarder zum Frontmann mutiert, ist die Marschrichtung vorgezeichnet: Synthie-Pop, here we come! The Callahan adaptieren diesen in derart trashiger Art und Weise, dass es schon wieder großen Spaß macht. Ein Revival, authentischer als jede 80er-Party.

Eine einzige Reminiszenz an die 80er ist es, das Erstlingswerk „Hardpop“ der fünf Stockholmer von The Callahan. Die Betonung liegt ganz klar auf der zweiten Silbe des Albumtitels, Härte sucht man vergeblich. The Callahan stehen hemmungslos zu ihrer Pop-Affinität und unterstreichen diese noch mit dem permanenten Einsatz ultrakäsiger 80er-Synthies. Die Gitarren halten sich meist im Hintergrund, das Hauptaugenmerk liegt stets auf Frontmann Andy Callahan und seinen stylishen Entertainer-Qualitäten. Stets auf der Suche nach der großen Geste, geht die Band derart pathetisch und over the top zu Werke, dass man sich nicht mehr ganz sicher sein kann, ob man es hier nun mit einer Parodie in Form ironischer Überhöhung zu tun hat oder doch schlicht mit fünf Getriebenen, die der Gegenwart aus Überzeugung und Leidenschaft etwa 20 Jahre hinterherhinken.

Die Tendenz jedoch geht eindeutig zu Letzterem, kann man sich doch bildlich bestens vorstellen, wie Sänger Andy Callahan zu diesen Songs auf der Bühne den authentisch eleganten Hüftschwung zelebriert und die Mädchenherzen im Publikum reihenweise für sich gewinnt. 2003 markierte für den ehemaligen Tastenmann den Wechsel ans Mikro. Nun schmachtet er hingebungsvoll im Scheinwerferlicht, leidet melodramatisch, liebäugelt mit dem Publikum ebenso wie mit seiner androgynen Seite und würde wohl am liebsten ein Kostüm mit goldenen Flügeln aufsetzen. Kurzum: Für die Rolle des schamlos exhibitionistischen, selbstdarstellerischen Frontmanns ist er ganz klar prädestiniert.

Dass erstaunliche an „Hardpop“ ist eigentlich, dass man dennoch nicht angeekelt davonrennen will. Mit dem richtigen Gespür für einprägsame Hooks und dank geschickt variiertem Tempo mutieren The Callahan mit Volltreffern wie dem Disco-Stampfer „Melody That Counts“ oder dem nach vorne preschenden „Baby I Miss You“ zu einer wahren Hitmaschine des schlechten Geschmacks. Selbst vor getragenem Glamrock à la David Bowie schreckt man in „Dirty Little Angel“ nicht zurück. Bei „Shooting Star“ oder „Make It Alright“ dudeln die Synthies wiederum zu ausnahmsweise weiter in den Vordergrund gemischten Gitarren ähnlich wie einst die Fußorgel der Sportfreunde Stiller, mit denen The Callahan auch den stets gutgelaunten Blick aufs Leben gemeinsam haben. „Hardpop“ ist optimistisch, lebensfroh und so neonfarben grell, dass es dem ein oder anderen schnell zu bunt werden wird. Dass der Textgehalt flach und oberflächlich bleibt, gehört zur Sache der Natur. Die selbst formulierte Devise lautet schließlich: „It’s The Melody That Counts / And The Words Are Just / A Way To Make The Sound“.

Nichts soll groß vom Schwelgen in den Melodien abhalten und eine beeindruckende Hitdichte macht es tatsächlich möglich, dass man den oberflächlichen Reizen dieser Platte bereitwillig erliegt. So ganz Ernst nehmen sollte man das alles natürlich nicht. Tut die Band selbst schließlich auch nicht, wie dann spätestens die abschließende Acapella-Hymne beweist – „Bohemian Rhapsody“ lässt grüßen. Guter Abschluss einer netten Trash-Platte. Lange nicht mehr so blendend peinlich unterhalten worden.

Wertung:


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