Vor vier Jahren haben die Briten von Guapo mit dem Album Five Suns eine Trilogie begonnen, die Ende 2005 ihren zweiten Teil hatte (beim tollen Black Oni) und jetzt, wieder zwei und ein halbes Jahr später ihren Abschluss findet. Eine ziemlich waghalsige Sache, ist man doch natürlich völlig heraus aus der Geschichte und muss sich erst einmal wieder in das Guapo’sche Universum hineinhören. Es macht aber tatsächlich schon einen Unterschied, ob man Elixirs für sich alleine hört oder im Zusammenhang der anderen beiden Alben. Jetzt mag man argumentieren, dass das bei allen instrumentellen Platten so funktionieren würde, weil man erst einmal gefangen in ihrer Atmosphäre mehr über die Entwicklung sagen kann, und man hat damit natürlich auch Recht, sicher sind die Symphonien von Beethoven chronologisch gehört noch eindrucksvoller, nur haben Guapo durch die explizite Kennzeichnung der Musik als zusammen gehörende Trilogie ja gerade erst dafür gesorgt, dass ich und alle Guapo-Hörer diese Verbindung herstellen. In instrumentelle Musik Programmatik hineinzuinterepretieren ist nun mal nichts als das: eine Interpretation. Aber genug des Geschwafels, kommen wir zum Jetzt. Elixirs unterscheidet sich stark von den beiden anderen Teilen, und auch von all den anderen Veröffentlichungen, die Guapo seit bald fünfzehn Jahren auf uns niederrasseln lassen. Es ist ein sehr reduziertes Album geworden, es gibt nicht mehr die verrückt schnellen Keyboard-Melodien, die das Kopfkino auf Verfolgungsjagd einstellen, stattdessen lang anhaltende Töne, im Ambient-Bereich angesiedelt, Postrock immer noch, aber eher Sigur Ros jetzt als Black Emperor. Durch den Einsatz von Streichern, später auch Sirtar, und anderen Instrumenten kann man dem Sound schon einiges hinzufügen, auch wenn es gerade die wahnwitzigen Keyboard-Melodien waren, die die Band um die Konstante Daniel O’Sullivan zu einer so herausstechenden und besonderen haben machen lassen. Ihre Platten hat man unter hunderten sofort wieder erkannt, das hat sich mit dem neuen Album schon geändert. Dass das Album bei Neurot erscheint, dem Label von Neurosis, was schon seit dem ersten Teil beschlossene Sache war, macht Sinn. Düster statt manisch ist die Atmosphäre. Zwischen Bohren & der Club Of Gore und David Lynch-Hauskomponist Angelo Badalmenti. Besonders gut gelungen diesmal ist das zweiteilige Epos Twisted Stems, das man allerdings auch schon von einer EP kennen kann (was auch ein bisschen seltsam anmutet, wenn man sich in Erinnerung ruft, dass das hier ein Teil einer Trilogie ist). Hier werden die in Schichten funktionierenden und sich aufbauenden Instrumente begleitet von einem Gesang, der genauso funktioniert und dadurch eher Klang als Sprache vermittelt. Mit dem bei ATP Recordings veröffentlichendem Sänger Alexander Tucker beim ersten Teil dieser beiden Kompositionen und mit der wie immer tollen Jarboe von den Swans beim zweiten. Ob das Album nun als Teil einer Trilogie gehört wird oder nicht: gewohnt gut wenn auch stilistisch ganz anders sind Guapo ohne Zweifel.
-------------- The artist formerly known as Ulrich.
GUAPO – ELIXIRS
