In ihrer US-amerikanischen Heimat gelten Bellafea schon seit längerem als große Postpunk-Hoffnung, als Nachfolger einer Lücke die nicht erst seit der Auflösung von Pretty Girls Make Graves entstanden ist. Mit selbstauflösender Kraft ist Heather McEntire, die Frontfrau Bellafeas, gesegnet. Nachdem die ersten beiden Songs ihrer Debüt-Langspielplatte, gefeierte EPs und Split-Auftritte gab es schon zuvor, noch sehr laut und krachig vertrackt daher kommen, im Post-Hardcore-Stil, ist spätestens bei Thornbird II auch die Melodie angesagt, die Melodie von sich ineinander spinnenden Postpunk. Das ist Sonic Youth und Ikara Colt-Tributzollung zugleich. Die Schönheit von Melancholie und Wut, im gerade los gehenden Herbst wieder Konstante in der Gefühlswelt des Postmodernen Menschen, wird bei Telling The Hour zelebriert, einem atmosphärisch dichtem Song der mit tiefem Folk-Americana-Bass und düsterer Grundstimmung hörbar macht, dass Produzent Brian Poulsen früher auch schon bei Slint hinter den Reglern saß. Das eigentlich aus drei Leuten bestehende Bellafea-Kollektiv wird auf der Platte noch von zahlreichen Gästen verstärkt, die bekanntesten davon sind JohN Darnielle von den Mountain Goats und Dave Laney von Milemarker. Erlebt das Album ein wohl gewolltes Tempo-Tief im Mittelteil wird zum Ende, bei den grandiosen Songs Run Rabbit Run und Arctic wieder aufs Gas gedrückt, wenn im Hintergrund die Musikgäste sich ihre Lunge aus dem Hals schreien. Steigen und fallen tut diese Band aber mit ihrer Sängerin: in den besten Momenten von einer Stärke und sich selbst auflösenden Verzweifeltheit ausgestattet, in den weniger guten kaum präsent. Ein pessimistisches Herbstalbum die die Dychotomie aus Schön und Hässlich schon im Namen, Bella-Fea, trägt.
-------------- The artist formerly known as Ulrich.
BELLAFEA – CAVALCADE
