Eigentlich sollte man Plattenkritiken nicht mit Plattitüden beginnen, doch selten bietet es sich so an wie in diesem Fall. Denn es ist doch einfach so: alles, was Chuck Ragan anfasst wird zu Gold. Ob mit der Hauptband, mit seinem Bluegrass-Projekt oder eben alleine. Der Hot Water Music-Frontmann scheint einfach ein goldenes Händchen zu haben. In diesem Falle könnte es natürlich auch an Produzent Ted Hutt liegen, der mit den Bouncing Souls ja auch schon The Gold Record aufgenommen hat, dass dieses neue Chuck Ragan-Soloalbum tatsächlich Gold Country heißt. Oder aber vielleicht daran, dass die Platte in einem Studio auf einem ehemaligen Bergwerk-Gelände aufgenommen wurde, welches zu Zeiten des Goldrauschs... Ok, es reicht.
Gold Country ist nämlich tatsächlich viel zu gut geworden, als dass man sich mit dem Albumtitel aufhalten sollte. Zwei Jahre nach Feast Or Famine ist es Chuck Ragan mal mindestens gelungen das Niveau des Vorgängers zu halten. Die Platte lebt dabei in erster Linie natürlich wieder von Chucks rauer, von Jameson-Whiskey durchtränkten Stimme. Doch auch die Arrangements aus Cello, Violine, Piano und Gitarre können sich hören lassen, schaffen sie es doch mittlerweile sogar im Magazin der Süddeutschen Zeitung angeprisen zu werden. Was der geneigte Leser dabei aber berechtigterweise als Country-Folk-Mischung erwarten wird, entpuppt sich in Nummern wie Glory für wahre Fans schnell wieder als das Ragansche Herzblut-Gebölke, für das er so abgöttisch geliebt wird und zu dem es sich auf den energetischen Konzerten so trefflich die Fäuste in den Himmel recken lässt. Genauso kann der Mann aber auch nachwievor die gefühlvollen Momente zelebrieren, wie im famosen Ole Diesel oder dem abschließenden Get Em All Home. Dann ist vielleicht am besten zu spüren, wie sich aus dem wilden Punkrockboy der 90er der gesetzte Zimmermann entwickeln konnte, der seine Tage nach Feierabend am liebsten gemütlich mit seiner Frau verbringt.
Und eines ist mal sicher. Das hier ist so ehrlich und so voller Herzblut, dass wir sicher sein können: bei Chuck Ragan ist nun wirklich alles Gold was glänzt.
CHUCK RAGAN - GOLD COUNTRY
