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+---Thema: Inborn - Chef D'Oeuvre Eröffnet von Patrick


Beitrag von: Patrick an 08. 08 2007, 22:11

INBORN - CHEF D'OEUVRE

Stil: experimenteller Postcore / Noiserock
Label: < FinestNoise > / < Radar >
Spieldauer: 9 Tracks, 38.11 min.
Release: 11. Juni 2007

< Offizielle Bandhomepage >
< Inborn bei Myspace >

Schon mit ihrem zweiten Album legen die jungen Luxemburger Inborn ein Manifest vor. Ein Konzeptalbum, das pure Ambition ausstrahlt - ihre Version des "Shape Of Punk To Come". Noch ist das oft zu bemüht, stellenweise aber lassen es Inborn gewaltig knallen.

Schon der Untertitel von "Chef D’Oeuvre" versprüht fast schon zuviel der Ambition. Er lautet: "A Reflection On The Status Of Art In An Age Of Cultural Decline". Nun gut, wir haben verstanden: Inborn aus Luxemburg haben auf ihrem zweiten Album viel vor. Das überraschende daran: Über weite Strecken hat das junge Quartett neben dem Willen tatsächlich auch das nötige Talent, um sich von der Masse abzuheben.

Von der ersten Sekunde an verspüren Inborn Lust auf Noise und errichten mit scharfkantig schneidenden Riffs gewaltig lärmende Krachwände, die in einer wunderbar rauen, drückenden Produktion gebührend zur Geltung kommen. Im Geiste von Refused blicken Inborn über den Tellerrand des Hardcore hinaus und vereinnahmen krachenden Noiserock, sperrigen Postcore und strukturlosen Prog, aber auch melodischen Alternative für sich. "Chef D’Oeuvre" atmet Entdeckergeist, riecht nach experimenteller Avantgarde und klingt zunächst vertrackt, ist durch einen hohen Anteil repetitiver Elemente aber durchaus eingängig. Rockende oder langsam wälzende Instrumentalparts wechseln sich mit Passagen ab, in denen Frontmann Cedric flüstert, schreit, spricht und selten wirklich singt. Das erinnert mal an Chino Moreno (Deftones), dann wieder an Aydo Abay (Blackmail) oder Brian Molko (Placebo), ist aber meistens doch eigenständig genug, um sich keine Plagiatsvorwürfe gefallen lassen zu müssen.

Doch stellenweise merkt man Inborn noch deutlich an, dass sie noch nicht am Ende ihrer Entwicklung stehen. Nicht immer stimmt die Balance zwischen Hypnose und Monotonie. Da wirken Songs oft mehr nach improvisierter Jamsession als nach ausformulierter Komposition. Dann wiederum sitzen Riffsalven punktgenau und strahlen schiere Wucht aus, werden aber in Zeitlupe gegriffen, wirken, als würde man eine Vinyl-Platte auf der falschen Geschwindigkeit abspielen. In solchen Momenten, denen es an Dynamik und Abwechslungsreichtum fehlt, wirkt "Chef D’Oeuvre" noch unausgereift und mehr gewollt als gekonnt. Vor allem aber müssen Inborn aufpassen, dass man sie dank ihres bedeutungsschwangeren konzeptionellen Überbaus nicht für eingebildete Pseudo-Künstler hält. In artifizieller Sprache kritisiert man den zunehmenden kulturellen Verfall der modernen Gesellschaft, bleibt aber seltsam vage und versteckt sich hinter leeren Phrasen und Parolen. So aber gerät die kryptische Kulturkritik zum reinen Selbstzweck.

In musikalischer Hinsicht hingegen ist und bleibt "Chef D’Oeuvre" aber ein Treffer, wenn auch kein Volltreffer. Ein eindrucksvolles, spannendes Werk, das schwer an seinen eigenen Ambitionen zu tragen hat, aber dennoch eine Chance verdient. Ihrem eigenen Anspruch werden Inborn so vielleicht noch nicht ganz gerecht. Aber nach vollendetem Reifeprozess darf man von diesem jungen, talentierten Haufen noch viel erwarten.

Wertung:


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