Stil: Indiepop/Country/Songwriter Release: 13. 06. 2005 Label: LoLiLa / Broken Silence Spieldauer: 11 Titel; 42:13 Minuten Anspieltipps: Wenn Du Weisst, Manchmal, Auf Unbestimmte Zeit, Sag was du willst
Es gibt diese Songwriter-Platten, die ahnt mensch von Weitem. Mensch kennt den/die Songwriter/in, kennt seine/ihre Fähigkeiten und weiß, dass da noch einiges kommen könnte, kann die Richtung aber nicht benennen. Sei das nun jemand wie Breitwandpop-"Wunderkind" Roman Fischer oder Peer Göbel, der Erschaffer schrulliger Skizzen, es gibt sie - und in der phrasenhaften "gerechten Welt" würden sie anstelle der Sozialarbeiterpoesie von Judith Holofernes oder dem "wir haben uns alle lieb"-Hingeschrammel eines Peter Brugger als Songwriteraushängeschilder Deutschlands stehen. Daniel Decker ist einer von diesen Talenten. Doch anders als the afformentioned ist seine Herangehensweise deutlich der einzigen Musikrichtung geschuldet in der die Einsamkeit - welche ein Grundthema seines Schaffens ist - wirklich ausgedrückt werden kann: dem Country. Keine Sorge, hier gibt's kein Jodeln und keine Fideln. Und einen countrytypischen Beat gibt es auf gerade mal zwei Liedern dieser Platte. So erinnert hier in lebhafteren Momenten einiges an Bands wie Fink, wenn es jedoch wirklich dunkel und karg wird bleiben höchstens Parallelen zu frühen Smog. Wo auf der ersten 7" noch der Selbstzweifel dominierte, beginnt diese Platte mit dem Blick herum und dem Erkennen der eigenen Einsamkeit und dem Kämpfen mit der Enttäuschung. Im Tiefpunkt der Platte "Sag was du willst" wird so karg musiziert, dass der Staub in der Luft zu sehen ist, erst mit dem darauffolgenden "Auf unbestimmte Zeit" wird losgepoltert und dem Selbstmitleid eine Absage erteilt. Das gerade dies der schäwchste Song der Platte ist, ist ein schwerer Wermutstropfen. Ab da wird sich hingegen gewehrt: "Gibt mir etwas, dass ich nicht hassen muss" wird da halb gefleht, halb mit Knarre im Anlauf gefordert. Es gibt nichts, an das geglaubt werden kann, doch es wird weiter gesucht. "Ich glaube, dass da irgendetwas ist" singt Daniel und auch wenn es Sachen sind, die er "nicht fassen kann". Selten eine so einsame Platte gehört, in der soviel Hoffnung versteckt ist. Auch wenn diese Platte noch nicht alle Stärken Daniels ausspielt, wenn das so weitergeht, geht da gar nix mehr drüber. Lasst diesen Mann nicht umsonst alles ausbreiten, geht und holt euch die Platte und geht zu seinen Shows, verdammt.
P.S.: Vorab wurde die "Auf Unbestimmte Zeit"-EP online gestellt. Auf http://www.auf-unbestimmte-zeit.de gibt's den gleichnamigen Track, einen Kollabo-Song mti Na Sabine, wie sieht's aus in München?!, sowie einige Remixe zum Download. Cover is auch dabei. Super Sache, das. Hingehen und runterladen, vor allem den TasToth-Remix.