Generell ist es ja um unsere holländischen Nachbarn etwas ruhiger, wenn es um den europäischen popkulturellen Austausch fern solcher Knallveranstaltungen wie dem Eurovision Song Contest geht (ein rhetorischer Twist; auch dort wird kaum brilliert, aber hey, welchen Reim soll man sich in Zeiten, in denen Lordigute Unterhaltung bieten, davon nur halten). Andere Länder hinterlassen da schon weitaus mehr Eindruck; Frankreich: vielleicht. Schweden, das vereinigte Königreich, in jüngster Zeit auch Dänemark: ganz sicher. Selbst das genauso kleine Belgien präsentiert sich mit weitaus mehr Profil. Um diesen Zustand nun zu ändern, darum bemüht sich unser sympathisches Nachbarland aber daher auch - mit dem mittlerweile dritten Sampler einer sogenannten "holländischen Welle" - ganz so als ob wir Teutonen gerne an unsere "neue Welle" erinnert werden möchten. In den Staub, wer hier nun Einspruch erheben möchte. Aber: geschenkt. So wie der Sampler, den unsere verehrten Kollegen von der Visions gratis ihrem kleinen Magazin beilegen, auch so wie er auf dem Holland-Showcase auf der Popkomm ausgeteilt werden wird. Diese freundliche Zusammenstellung indes hat Ähnlichkeit mit einem grösseren Fruchtkorb, den man in einer gehobenen Absteige unverlangt ins Zimmer gestellt bekommt. Er ist immens und umfangreich, dir Früchte sehen teilweise wie aus Wachs aus. Man möchte ihn gar nicht anfassen, so schön ist die Komposition arrangiert. Und als wäre das alles nicht genug, hat man eigentlich sowieso keine Lust auf Obst, die Nase voller Koks. Die Namen aber kann man lesen, die Musik einordnen. Das reicht von Gitarrenmusik britischer Färbung (z.B. Gem und Green Lizard) über gefälligen R'n'B (Pete Philly & Perquisite) zu etabliertem Tanzpop (Junkie XL, den wir noch durch das Presley-Cover A Little Less Conversation kennen). Akustisches zum Thema Liebe und erstaunlich kompetenter (also us-amerikanischer) Rap stehen ganz selbstverständlich neben Punk, der hart und amtlich nach vorne gehen kann (Peter Pan Speedrock) oder eigentlich längst keiner mehr ist (Face Tomorrow). Dabei immer präsent bleiben die kleinen Epen mit prätentiösem Frauengesang, die sich so manchem wohl in der Grosshirnrinde breitgemacht haben, um dort dringend benötigten Platz zu beanspruchen - und keine schlüssige Antwort geben wollen, warum diese Art von Goth-Pop nun gerade dortzulande so erfolgreich ist.
Bleibt schlussendlich eine bunte Mischung, aus der sich dank Website jeder heraussuchen darf, worauf er Lust hat.
V/A - Neue Holländische Welle 3.0
