7ieben fröhnen dem schweren, schweißdurchtränkten Hard Rock, machen ihre Sache gut und verschenken ihre neue CD sogar als Gratis-Download. Einziger Wermutstropfen: Die Texte.
Viel Mühe haben sich die Dresdner von 7ieben mit der Verpackung ihrer neuen CD gemacht, die über die Bandhomepage kostenlos heruntergeladen werden kann: Neben jeweils sechs Studio- und Live-Aufnahmen erwartet den geneigten Downloader ein aufwändiges elektronisches Booklet mit zahlreichen Fotos, Texten, ausführlichen Liner-Notes, Videoschnipseln und weiteren Extras.
Doch neben der Verpackung stimmt auch der Inhalt. „Rock Show“ bietet genau das, was der Name verspricht: Handfesten, abwechslungsreichen Hard Rock mit headbangtauglichen Metal-Parts, Classic Rock-Soli und kleineren Sprechgesangs-Einlagen. So cheesy das ganze schon auf dem Papier auch wirken mag, es macht Spaß. Fette, riffbetonte Songs wechseln sich mit ruhigerem Stoff ab. Sänger Christoph klingt zwar hin und wieder ein wenig nach Marius Müller Westernhagen, beweist dafür aber Variabilität, weiß er doch sowohl die härteren Songs mit seiner kräftigen Stimme markig und passend zu untermalen als auch die Balladen gesanglich überzeugend zu intonieren. Als kleine Besonderheit haben 7ieben einen Cello-Spieler in ihren Reihen, der den Songs eine unaufdringliche Begleitung verpasst, die glücklicherweise niemals an Klassik-meets-Metal-Sünden erinnert. Schade nur, dass das exotische Instrument in den härteren Songs etwas untergeht und vor allem bei den wenigen ruhigen Songs zur Geltung kommt.
Neben den Studio-Songs zeigen auch die Liveaufnahmen, die im übrigen aus Songs älterer Studioalben bestehen und qualitativ kaum abfallen, dass die Band durchaus patent dazu in der Lage ist, ihre „Rock Show“ zu entfachen. Deren musikalischer Teil weiß also mit Songs wie dem großspurigen „Definition von Rock“ oder dem treibenden Unter Löwen“ durchaus zu gefallen.
Doch zur Musik gehören auch Texte und die treiben einem bei 7ieben hin und wieder die Schamesröte ins Gesicht. Vorneweg, falls hier Ironie im Spiel sein sollte, ist sie zumindest vortrefflich getarnt worden. Klar ist auch, dass in einem solchen Genre eine dicke-Hose-Poser-Attitüde an der Tagesordnung ist, aber so mancher lyrischer Totalausfall ist selbst für Hartgesottene schwer zu verkraften. Besonders gravierend tritt dies bei „Don Juan“ zu Tage. Einen „gelungenen Spagat zwischen Erotik und rotzig-rockiger Direktheit“ nennt die Band das selbst, absolut peinlicher, plumper Machismo ist das wohl für die meisten. Zeilen wie „Schönes Mädchen, Mother Of Rock / Die Nacht wird fabulös, Du meine Schnucke, ich dein Bock“ oder „Dein Knackarsch tanzt nicht ohne Grund / Ich hoff’ du kannst das was deine Augen machen auch mit deinem Mund / Oh Baby / Du machst mich scharf, Hot-Chili-Lady“ klingen nach Revolverheld mit einer Altersfreigabe ab 16 und vermiesen den Spaß am ordentlichen Song doch erheblich. Auch die sexistische Forderung nach „pussy licking all night long!“ im Liveteil geht doch leicht unter die Gürtellinie.
Aber was soll 's? Musikalisch ist das hier sehr solide und mit Hilfe des kostenlosen Downloads sollte jeder für sich selbst entscheiden, ob er dazu in der Lage ist, die textlichen Ausrutscher auszublenden.
-------------- this is a film that has no end fiction fights feelings absent as absurd as it sounds there´s more truth than you pretend
wobei ich jetzt fairerweise sagen muss, dass die band mich benachrichtigt hat, dass die von mir zitierten textzeilen doch ironisch gemeint sind. ist halt wirklich schwer zu differenzieren in diesem fall, finde ich. aber von diesem einen beispiel mal abgesehen sind die texte für mich offen gesagt entweder oberflächlich und derbe oder bedeutungsschwanger und pathetisch. zwischen diesen beiden extremen gibt es leider nichts und das macht das ganze doch etwas unhomogen.
-------------- this is a film that has no end fiction fights feelings absent as absurd as it sounds there´s more truth than you pretend
dt. texte gehen so oft nicht weil die deutsche sprache wesentlich komplexer ist als das simple englisch. dort gehen auch solche texte ja ziemlich häufig erstaunlich gut. dass sie derbe sind ist meiner meinung nach eher egal, rockmusik ist da viel zu oft politisch zu korrekt geworden.
-------------- The artist formerly known as Ulrich.
mag sein, aber einerseits geht das mir persönlich dann doch zu weit unter die gürtellinie (ja, ich spießer!) und dann wiederum gibt es hier die von mir beschriebene klaffende lücke zwischen stumpfem partyspaß und pseudo-tiefsinnigem anspruch.
-------------- this is a film that has no end fiction fights feelings absent as absurd as it sounds there´s more truth than you pretend
hey... patrick hat mich ermuntert, hier mal den austausch voranzutreiben. nuja, was soll ich sagen, sind schließlich meine texte. den text "don juan" habe ich in der tiefen hoffnung fertig gebastelt, dass sich einige entrüstet abwenden und andere schelmisch grinsen. außerdem hoffte ich, dass diese trennlinie nicht exakt an der geschlechtergrenze entlang läuft. tja, das klappt derzeit gar nicht schlecht, und darüber freu ich mich diebisch ;)
danke, patrick, dass du im kommentar noch erwähntest, dass die anderen texte wahrlich nicht südlich des hosenbunds marodieren. bis auf die erwähnte zügellosigkeit im letzten live-track benehm ich mich ja ganz manierlich, denk ich. und die live-sauereien haben wir drin gelassen, weil wie ulrich richtig anmerkt, isses immernoch roggenrohl und so... ;)
christoph | www.7iEBEN.de ps: ich würde mich echt freuen, wenn einige lust hätten, unser album ganz und gar von unserer seite zu "saugen!" (achtung, patrick ;) ) als diskussionsgrundlage gewissermaßen...