PRIMUS - ANIMALS SHOULD NOT TRY TO ACT LIKE PEOPLE (DVD+CD)
Stil: Progressive Alternative Rock oder so Release: 9. September 2003 Label: Interscope/Universal Spieldauer: 05 Titel; 28:17 Minuten; die DVD dauert ca. 2½ Stunden und enthält u.a. 13 Videoclips Anspieltipps: Sgt. Pilcher; My Friend Fats MP3s/Reinhören: unter http://www.primussucks.com/animals/ gibt es jeden Song zum reinhören und mehr Infos zur DVD
Nach vierjähriger Pause und Fast-Auflösung melden sich Primus nun in Originalbesetzung zurück. Das heißt lediglich, dass der alte Drummer Tim Alexander wieder dabei ist und somit den sehr funkigen, aber weniger "kranken" Bryan "Brain" Mantia ersetzt. Das ganze wird mit einer umfangreichen DVD sowie 5 neuen Songs zelebriert. Die Audio-CD ist zwar nur als "Bonus" angekündigt, ist aber mit 30 Minuten länge schon eine Review wert, zumal sich bei Primus doch einiges getan hat. Natürlich erkennt man sie sofort wieder, an den Texten hat sich nix geändert und Les Claypool hat immer noch seine Cartoon-Stimme. Gitarrist Ler LaLonde spielt auch immer noch dieselben typischen, dissonanten Melodien. Aber alles in allem ist der Sound auf den 5 Songs durchgehend düster, weniger hart und dafür sehr viel psychedelischer, als man es von Primus kennt. Der sauschnelle geslappte Bass, eigentlich das Markenzeichen von Primus, ist hier sehr viel reduzierter, leiser und langsamer gespielt. Bei einigen Stellen ist er ganz klar in den Hintergrund gemischt und kaum zu hören. Wer sich für Les Claypools Seitenprojekte interessiert, erkennt ganz deutlich den Einfluss seiner "Fearless Flying Frog Brigade", mit der er die letzten Jahre unterwegs war und mal eben drei Alben veröffentlicht hat. Mir persönlich fehlt der "alte" Bassstil etwas, dafür kommen die Songstrukturen mehr zur Geltung. Erstaunlicherweise hält sich auch Tim Alexander ziemlich im Hintergrund; war er früher immer sehr groovig und dabei noch verspielt, so findet man kaum noch durchgehende Rhythmen, die Drums halten sich oft bewusst im Hintergrund. Und wenn dann so ein richtiger Rhythmus kommt, dann auf jeden Fall weniger druckvoll als früher. Die ganze Scheibe ist durchzogen von Delay-Effekten, als hätten Primus diesen Effekt gerade entdeckt. Auch durch viele andere Effekte werden hier Bass und Gitarre gejagt. Das verstärkt natürlich den Psychedelischen Effekt, aber nimmt auch den Groove raus und führt zu einer sehr ruhigen Grundstimmung, die auch in schnelleren Teilen nicht verschwinden will. Alles in Allem sind die Songs zwar gut, es ist schön was neues von Primus zu hören, aber so richtig auf den Punkt kommen wollen die drei anscheinend nicht. Irgendwie schwebt mir das alles zu sehr im Raum. Freunde von Primus werden an dieser CD zwar ihre Freude haben, aber wer Songs im Stil der "Seas of Cheese"-Zeiten erwartet wird wohl gänzlich enttäuscht werden. Die DVD hingegen lässt kaum Wünsche übrig: alle Videoclips (die wahrscheinlich nie auf MTV gelaufen sein werden, denke ich mal), dazu das Preisgekrönte "The devil went down to Georgia", Backstage- und Live-Mitschnitte, Bootleg-Aufnahmen, Primus anno '87 mit blutjungem Les Claypool (und einem Song, der erst 5 Jahre späöter veröffentlicht wurde) und noch viel mehr. Das ganze kostet kaum mehr als eine normale (Major-)CD und ist damit für über 3 Stunden Musik (CD und DVD zusammen) richtig günstig. Bleibt nur zu hoffen, dass Primus nach ihrer ausgedehnten US-Tour auch nach Europa kommen.