Das Joycehotel eröffnet wieder seine Pforten. Heimelig geht anders, dennoch kann man sich der Faszination dieses seltsamen Gemäuers nicht enziehen und versackt in der hoteleigenen Bar. Wegen dieser Band.
Es ist ruhiger geworden im dänischen Joycehotel: Schwermütige Depression drückt auf dem zweiten Album „Limits“ alle beim Debüt zeitweise noch auftauchenden Anzeichen von Aggression erbarmungslos zu Boden. Parallelen sind zwar da, man täte der Band unrecht, würde man sie als eine bedächtige Version von Interpol oder gar als dänische Ausgabe von Radiohead bezeichnen, entwickelt das Joycehotel doch eine ganz eigene Magie.
Die Beleuchtung in diesem Anwesen ist düster gehalten. In der Bar, diesem Sammelbecken für gescheiterte Existenzen, spielt die Band auf und zieht mit einer ungeheuren Eindringlichkeit in ihren Bann. Die Grenzen, die man auf „Limits“ vorfindet, sind ausschließlich selbstgesteckter Natur. Es ist so, als würde man sich im Joycehotel voll und ganz auf die dunkle Seite der Gefühlsklaviatur beschränken. Doch dadurch, dass die Band sich ausschließlich auf den Umgang mit den schwarzen Tasten des Pianos konzentriert, gewinnt sie eine Stärke, die nur als virtuos zu bezeichnen ist.
Im Joycehotel werden nur schönste Zimmer vermietet, deren minimalistische Einrichtung wie aus einem Guss wirkt. „Limits“ befindet sich im stetigen, unaufhaltsamen Fluss: Refrains ergeben sich fast unmerklich aus den Strophen und werden von Bandkopf Kristian Funder ebenso niedergeschlagen wie anmutig mit tiefer Stimme mantra-artig wiederholt.
Der neueste Ausflug ins Joycehotel garantiert einen düstereren, hypnotischen Trip von ungemein dichter Atmosphäre. Ein großes, reifes Werk.
Wertung:
-------------- this is a film that has no end fiction fights feelings absent as absurd as it sounds there´s more truth than you pretend
Im Gegensatz zum Kollegen Patrick halte ich die Parallelen zu Interpol für doch um einiges Größer als klein. Die New Yorker sind schon in den meisten der Songs herauszuhören und letztlich braucht man als Beweis dafür nur zu erwähnen, dass ich bei mindestens 4 verschiedenen Gelegenheiten bei denen ich die CD einlegte von anderen Anwesenden die Frage hörte "Woher hast du denn neue Interpol-Songs her?" Richtig ist aber natürlich, dass sie wesentlich mehr sind als eine Kopie und eine weitere musikalische Ebene betreten, nämlich die des angedeutet Unbewussten, dass bei Limits eigene, sehr düstere Bilder malt. Die bizarre Untergangsromantik ist so ein beinahe perfekter Musikpfad in den Herbst oder in einen depressiv verregneten Spätsommer. So magisch sind Joycehotel definitiv, ganz egal wie originell oder unoriginell sie nun sein mögen.
-------------- The artist formerly known as Ulrich.