Schwedenrock, mal anders: Paradoxerweise bringt ausgerechnet ein Südländer die Melancholie dorthin, wo die Sonne mitunter schon mittags wieder untergeht.
Mal ehrlich: Was in Deutschland ein Bankangestellter ist, ist in Schweden ein Rockmusiker. Eine alles andere als originelle Berufswahl, so scheint es zumindest anhand des unnatürlich hohen Ausstoßes an Rockmusik aus diesem doch gar nicht so großen Land, dessen Einwohner offenbar schon mit der Gitarre um den Hals dem Mutterleib entspringen. Auch der griechischstämmige Sänger und Gitarrist mit dem schönen Namen Aleco Georgopulos entschied sich für ein Leben in Rockland und gründete 2001 in Stockholm seine Band Stonepark.
Dass man in Schweden genau weiß, wo die Wurzeln des Rock’n’Roll begraben liegen, ist dank Bands wie den Hellacopters, den Hives, oder auch (unangenehmerem wie) Mando Diao mittlerweile europaweit bekannt, in eine ähnliche Kerbe schlagt auch Alecos Band, wenn diese auch neben den üblichen Rock’n’Roll- und Punk-Einflüssen noch den Alternative Rock der 90er mit ins Boot holen. Soundgarden, Pearl Jam und Alice In Chains gehören zu den in Schweden meist weniger üblichen Größen bei der Inspirationsverortung und so klingen Stonepark auf ihrem Debütalbum “Tracks“ eigenständig genug, um ein (Vor)Urteil wie „Och nee, nicht noch so `ne weitere Schwedenrockband!“ erfolgreich vermeiden zu können.
Entscheidend dafür ist neben den zwar nicht herausragenden, aber dennoch ausnahmslos ordentlichen, simplen Songs vor allem Alecos leidenschaftlicher Gesang, der über typisches Rock’n’Roll-Geshoute hinausgeht und für enormes Wiedererkennungspotential sorgt. Seine Vorliebe für Moll-Melancholie verleiht den Songs ein Plus an Tiefgang, das viele Genrekollegen vermissen lassen. Wehleidig gehen Stonepark dabei glücklicherweise dennoch nie zu Werke, weiß man doch genau, in welchen Momenten ein kraftvoller, geradliniger Punkrocker wirkungsvoll platziert werden kann („Stupid People“, „Different Point Of View“).
„Tracks“ wird auch deshalb zum gelungenen Debüt, weil Alecos Kollegen einen gänzlich unterschiedlichen Musikgeschmack an den Tag legen: XTC, Deep Purple, U2, The Doors oder Saybia etwa. Was man der Platte nun nicht unbedingt anhört, den angenehmen Abwechlungsreichtum aber durchaus erklären kann. Vom punkigen Auftakt („Live Out Loud“) über das flotte Klagelied in nicht mehr als drei Akkorden („Why“, “Planet I“) und die breit angelegte, getragene Ballade („Follow Me“) bis hin zur eingängigen Midtempo-Hymne („Carpe Diem“, “Coming With The Colors“) verliert man so mitunter manchmal etwas den roten Faden aus den Augen, verweigert sich aber so gleichzeitig der Art von Selbstlimitierung, die gerade die schwedische Rockszene oftmals zu einem gleichklingenden Brei aus großspurigen Posen und Hellacopters-Riffs macht. Und dieses Problem hat diese Band mit Charakter garantiert nicht.
Wertung:
-------------- this is a film that has no end fiction fights feelings absent as absurd as it sounds there´s more truth than you pretend