Sven
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Verfasst am: 31. 12 2006, 17:42 |
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Prey For Rock & Roll
DVD Release: 17.11.06 Regie: Alex Steyermark Stil: fiktives Biopic Vertrieb: Galileo Medien / Rough Trade
Hard Facts sehen erstmal so aus: Prey For Rock & Roll ist einem Theaterstück nachempfunden, dass eine hier wie auf der anderen Seite des Atlantiks wohl gleichermassen unbekannte Rockmusikerin - in ihrer Hauptrolle wohl Sängerin - namens Cheri Lovedog über ihr Leben geschrieben hat. Die Adaption der Adaption sozusagen. Es soll ein Leben gewidmet dem Rock & Roll gewesen sein, die Erfahrungen, die man somit zwangsläufig in diesem Biz macht, sollen dann auch sowohl in der Realität wie, überspringen wir gleich eine Station, in diesem Film eine tragende Rolle spielen.
Desperate Housewives
Es gibt da also eine all-woman group, Gesang, Drums, Bass, lead-Gitarre, alles da. Es sind wirklich Frauen und keine girls mehr, das wird im Film schnell deutlich, denn das ist auch ein zentrales Element der Geschichte. Und jüngere Schauspielerinnen auf älter zu trimmen wäre wirklich zu albern geraten, gut dass wenigstens darauf verzichtet wurde. So aber geht es um die großen Fragen ab einem gewissen Alter, die sich gerade der Hauptcharakter Jacki ständig stellt: Rock mit vierzig, geht das noch? Merke ich überhaupt, ab wann ich zur Karikatur gerate, die es mit ihrer Clique einfach nicht zu Ruhm schafft und auch noch im Familienalter die Verstärker von A nach B trägt und wieder zurück?
Wie das so ist bei Musikfilmen: es geht oft daneben. Und wenn es nicht daneben geht, dann ist es zumindest nicht so packend, spannend, hat schlichtweg nicht genug Substanz, um eine Geschichte über zwei Stunden zu tragen. Ernst zu nehmende Gegenbeispiele wollen mir da so viele nicht einfallen. Wichtiger noch, wenn es aber um Rockmusik speziell geht: wieviel Authenzität geht noch? Wie gut aufrichtig gemeinte Intentionen, wahre Gefühle und Ideale, und all das unterstelle ich dieser Cheri Lovedog einfach mal, rüberkommen, hängt im Film mehr noch als auf der Theaterbühne und auch dem Musikmachen selbst von der schauspielerischen Qualität ab. Und was hier passiert, haben wir alle schon so oft gesehen. Vielleicht ist es etwas hart, aber auseinander nehmen können wir das ganz leicht: wie kommt es, dass die im Film schon präsenten Konzerte immer super ausgeleuchtet sind? Dass alle etwas doof choreographiert dazu tanzen? Dass in der Band irgendwie alle lesbisch sind (die mild nudity in den Liebesszenen hat dann mit ein bisschen Gefluche wohl auch just zur rated R Einstufung geführt - während das bei uns unter FSK 12 läuft)?
"Okay, zwei Lesben, ein Möchtegern-Rockstar und 'n Tequila schluckender Speedfreak gehen in ein Restaurant. Ich hab's mir immer anders vorgestellt. (Jacki)
Mir fallen keine Argumente ein, die den Film besser gemacht hätten, wäre nicht er irgendwie "half-independent" sondern gleich mit Unterstützung einem der großen Filmstudios gelaufen - mit einem bekannten Namen wäre das sicher drin gewesen, denn spätestens seit Walk The Line sind Musik-Biopics ein Thema. Doch - eben bekanntere Schauspieler, die dem Ganzen paradoxerweise mehr Leben hätten geben können. Richtig indie mit richtiger crowd, richtigem Krach und richtiger, ganz rock'n'rollesque, Verplantheit wäre der andere Weg gewesen.
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