Berlin braucht ein Punkrock-Festival. Das stand schon immer fest und dass das Gelände von Columbiahalle und Columbiaclub für ein solches geeignet ist, wurde durch Veranstaltungen wie die Deconstruction-Tour in der Vergangenheit schon des öfteren unter Beweis gestellt. Diesmal nun eben unter dem Namen Monster Bash. Dass es dann aber so herausragend werden würde, hätte wohl kaum jemand erwartet. Dank dem übermächtigen Groezrock befanden sich nämlich rund um Ostern jede Menge dicke Bands in Europa und da die belgischen Nachbarn zum Jubiläum ihre Eintrittspreise saftig auf gar nicht mehr so punkrockiges Niveau angehoben hatten, standen die Chancen gut, dass viele Verprellte eher den Weg nach Berlin antreten würden, um dort für faire 30 Euro im Vorverkauf oder 40 Euro an der Abendkasse ein fast identisches Line-Up zu sehen bekommen.
Bei perfektem Sommerwetter und Temperaturen über 25°C verbrachten die meisten Anwesenden den späten Nachmittag erstmal auf dem mit (Vegan-)Food- und Merch-Ständen, sowie Rampen übersäten Open-Air-Bereich zwischen den beiden Hallen. Bei der Deconstruction Tour 2002 befand sich hier übrigens auch eine Open Air-Bühne und wer könnte jemals die legendären Auftritte von Mad Caddies, Randy oder H2O hier draußen vergessen – nur mal so als Anregung für's nächste Jahr. So wurde denn auch schon nicht zum letzten Mal an diesem Abend in Erinnerungen geschwelgt und in der Abendsonne die ersten Bierchen getrunken.
Unter dem perfekten Festivalwetter litten jedoch erst einmal die Bands, die zu früherer Stunde auf die Bühnen mussten. Zum ersten Deutschland-Auftritt von Saves The Day seit ungefähr acht Jahren fanden sich gerade mal wenige hundert Besucher in der C-Halle ein. Schade eigentlich, denn die Band ließ die eher schwächeren Platten der letzten Jahre unter den Tisch fallen und spielte dafür die Highlights von Through Being Cool und Stay What You Are, was von den Anwesenden auch gebührend honoriert wurde.
Das Schicksal der eher mäßig gefüllten Halle ereilte dann allerdings auch Thursday, die sich in einem unglaublichen Soundbrei durch den Versuch eines Best-Of-Sets würgten und dabei mal wieder bewiesen, dass sie eben keine Band für die große Bühne sind. Ihre Qualitäten als fantastische Liveband, stellten die Jungs dann zwar drei Tage später beim umjubelten Gig im Kölner Gebäude 9 wieder unter Beweis, doch beim Monster Bash blieben sie leider weit hinter den großen Erwartungen zurück.
Diese waren bei Millencolin eigentlich gar nicht so hoch, doch was sich dann ab dem ersten Song No Cigar abspielte, ist kaum zu beschreiben. Ein Bierbecher-Wurfregen, der jedem Turbonegro-Konzert gut angestanden hätte, ein Moshpit, der von der Bühne bis zum Mischerpult reichte und 3.000 sich in den Armen liegende Leute, die sämtliche Songs des Überalbums Pennybridge Pioneers von vorne bis hinten mitbrüllten. Ja, richtig gelesen. Anlässlich des letztjährigen zehnten Geburtstags ihres Meisterwerks, befanden sich die Schweden auf Jubiläumstour und lieferten ein begeisterndes Set ab. Es gibt wohl nicht viele Punkrock-Platten, die konsensmäßig so sehr gefeiert werden, wie dieses Album und folglich glich die C-Halle für eine Stunde einem absoluten Tollhaus. Material Boy, Right About Now oder The Ballad gab es schließlich auch seit der 2002er Tour nicht mehr live zu hören. Als Zugabe noch Farewell My Hell und Mr. Clean oben drauf und WOW!, was für ein Auftritt.
Dem stand der Gig der Descendents natürlich in Nichts nach. Ganze 14 Jahre hatte es gedauert, bis sich die Punkrock-Legende mal wieder in Europa blicken ließ und dann hatte Berlin auch noch jede Menge Glück, denn bereits am nächsten Tag verlor Kultfigur Milo Aukerman seine Stimme und die folgenden Shows in England mussten abgesagt werden. An diesem Abend erschien die Band jedoch fit und motiviert wie zu besten Zeiten und so gab es vom 48jährigen promovierten Biochemiker die Klassiker wie I Don't Want To Grow Up, Everything Sucks oder I'm Not A Loser zu hören. Frenetisch abgefeiert vom glücklichen Ü30-Publikum.
Und wie könnte ein solcher Auftritt einzig und allein noch getoppt werden? Durch den größten Punkrock-Zirkus der Welt natürlich: NOFX. Fat Mike, mittlerweile auch schon 44 und frisch geschieden, lief wie immer zu Hochform auf. El Hefe schlug sogar ein Rad und was soll man sonst noch zu einer Show schreiben, die bereits mit Dinosaurs Will Die, Leave It Alone und Stickin' In My Eye eröffnet wurde. Der totale Wahnsinn, wie immer. Bleibt nur zu hoffen, dass dem Mädel mit den Krücken, das sich vor dem Gig in den vorderen Teil der C-Halle verirrt hatte, nichts Ernsthaftes passiert ist. Es war wohl ihr erstes NOFX-Konzert. Mit Sicherheit nicht ihr letztes.
Und für Berlin vermutlich auch nicht das letzte Monster Bash-Festival. Das Konzept mit insgesamt knapp 20 Bands (auch wenn der Fokus in diesem Bericht nur auf den Headlinern lag) ging jedenfalls auf und hat jede Menge Spaß gemacht.
NOFX Intro Dinosaurs Will Die We Called It America Leave It Alone Stickin' in My Eye Mattersville Seeing Double at the Triple Rock Eat the Meek Murder the Government It's My Job to Keep Punk Rock Elite Can't Get the Stink Out Leaving Jesusland What Now Herb? Herojuana Fuck the Kids I Wanna Be an Alcoholic Scavenger Type Bob I Got A Feeling I Wanna Be an Alcoholic Radio Franco Un-American The Man I Killed The Money Will Roll Right In Reeko Fuck The Kids II Linoleum The Separation of Church and Skate The Bag Totally Fucked Champs Elysées Kill All The White Man
Descendents Descendents Coolidge I Wanna Be a Bear Rotting Out Nothing With You Coffee Mug Hope Sour Grapes Pop She Don't Care Myage I'm the One When I Get Old Talking I Don't Want to Grow Up I Like Food Cheer Suburban Home Silly Girl Everything Sux Clean Sheets Pervert Get the Time Weinerschnitzel I'm Not a Loser
Millencolin No Cigar Fox Material Boy Duckpond Right About Now Penguins & Polarbears Hellman Devil Me Stop to Think The Mayfly Highway Donkey A-Ten Pepper The Ballad Farewell My Hell Mr. Clean