Stil: Hörspiel Release: 29. September 2006 Label: Nobistor Records Spielzeit: 25 Segmente, 60 Minuten
„Irgendwas ist gerade gebrochen. Ich glaube es hat mit dem Weinhangar zu tun. Am besten fand ich das Nordlicht. Besser hätt’ ich es auch nicht gemacht.“ Und dann verrücktes Lachen. So fängt Der Seuchen Prinz – III an und um es mit Sokrates zu halten weiß man hinterher nicht viel. Eine Stunde später weiß man etwas mehr, aber verwirrt ist man immer noch. Verwirrt auch die Aufgabe, darüber jetzt eine Rezension zu schreiben. Wie erklärt man etwas, was einen nicht kleinen Anreiz daraus bezieht, dass man vor dem Hören nicht viel darüber weiß? Am besten gar nicht, das ist wohl die Antwort. Also die Eckdaten. Der Seuchenprinz, das ist ein dreiteiliges Hörspiel aus der Feder von Jens Rachut, dem Sänger von Oma Hans und Kommando Sonne-nmilch. Wer jetzt eine chronologisch erzählten ???-Krimi in der Punkrockszene erwartet wird enttäuscht werden, soviel sei verraten. Stattdessen ist Der Seuchenprinz eine ziemlich abgedreht aufgerollte Geschichte, die mindestens genauso traurig wie lustig ist. Traurig wird es durch poetische Texte und eine gewisse Endzeitstimmung, die Komik ist vielleicht gut mit der von Douglas Adam auf PCP zu vergleichen. Oder Kafka trifft sich mit Burroughs auf eine Folge Family Guy. Elemente aus Science Fiction, Film Noir, Mistery, Dadaismus und Philosophie werden verwoben, verschiedene Handlung-Andeuten-Stränge wechseln sich mit Fahrstuhlmusik mit dichten Texten ab. Das ist für Leute, die sich vorstellen können auf so was zu stehen, mindestens interessant. Kleine Geschmacksprobe des alltäglichen Wahnsinns? “Wenn du den Platz in der ersten Reihe bei den Australian Open direkt am Netz eingenommen hast, wird aus deiner Sonnenmilchtube die Paste kommen, die man beim Fondue-Essen immer in den Brenner tut. Damit reibst du dein rechtes Bein ein. Und im Entscheidenden fünften Satz, im Tie-Break, zündest du dein Bein an, wälzt dich über den Platz und kreischst: Hitze mildert den Humor! Hitze mildert den Humor!“ Nun ist nicht alles was der Kommando Sonnenmilch’ler hier geschrieben hat so abgedreht wie das, aber so was witzig zu finden ist schon keine schlechte Vorraussetzung. Teil III hier erscheint übrigens Star Wars-mäßig als erstes und kommt mit einem Pappschuber in dem die anderen beiden Teile dann ebenfalls untergebracht werden können. Auf die kann man sich freuen, denn sehr viele Fragen bleiben am Ende übrig. Was genau hat es nun eigentlich mit Joe auf sich? Wer genau ist der Seucheprinz und welche Rolle wird er in den weiteren Teilen spielen? Und wieso eigentlich Neunzig? Am Ende also doch wieder drei Fragezeichen. Und die Erkenntnis, mal etwas in den Händen zu halten wofür es keine typische Käuferschicht geben kann, sondern nur persönlichen Geschmack. Meiner sagt: „Achmaninof bogsa pa. Klonga klonga klonga klonga sekundodo da.“ Was das nun wieder heißen soll müsst ihr schon selber rausfinden...
-------------- The artist formerly known as Ulrich.
DER SEUCHENPRINZ – TEIL III
