Coheed and Cambria - Good Apollo I'm Burning Star IV - Volume One: From Fear through the Eyes of Madness
Stil: Progressive-Emo-Rock-Pop-Metal Release: 19.09.05 Label: Equal Vision (Sony/BMG) Spieldauer: 15 Titel; 71:31 Minuten Anspieltipps: Welcome Home, Mother May I, Good Apollo I, The Suffering
Nein. Es ist nicht leicht. Wie sollte man hier den Ansprüchen gerecht werden? Dies gilt in zweierlei Hinsicht: Die erste: Wie sollte man Coheed and Cambria, gerade als Fan, objektiv beurteilen können? Gerade, weil diese Band einen Kosmos um ihre und in ihrer Musik erschafft, so dass die Faszination und die Verbindung so leicht fällt. Die Zweite: Wie sollte man als Band ein Album wie In Keeping Secrets... schlagen können? Was ist der logische Schritt? Entweder versucht man sich in Zurückhaltung und Verzagtheit, versucht sich erst gar nicht an einem Übertreffen - oder man tritt die Flucht nach vorne an. Und so machen es Coheed and Cambria. Die Nebenwirkungen: Bombast. Noch mehr und noch durchdachter. Noch mehr Geschichte. Und natürlich: Ein noch längerer Titel.
Die Geschichte ist wohl den meisten, die sich schon einmal mit Coheed and Cambria befasst haben geläufig und muss in diesem Zusammenhang auch nicht neu oder weitererzählt werden (hier, geneigter Leser und Hörer, bist du einmal selbst gefragt. Das Forum auf der Website und dutzende andere Seiten bieten dazu genug Möglichkeiten). Auch, wie sich der Plan in Sachen Veröffentlichung entwickelt hat, ist anscheinend vielen bekannt: Der dritte Teil ist nur der erste von zweien, auf die schließlich als Vierter, bzw. als fünftes Album der erste Teil folgt. Verstanden? Nein? Dann noch einmal langsam: Good Apollo I'm Burning Star IV - Volume One: From Fear throught the Eyes of Madness ist nur der erste von zwei Good Apollo I'm Burning Star IV-Teilen. Das geplante letzte Album wird folglich das fünfte werden. Dessen Geschichte spielt aber, Star Wars lässt grüßen, vor allen bisher erschienenen Teilen und wird, so Mastermind Claudio, die Auflösung bringen - wir sind gespannt. Die Geschichte geht also weiter - schließlich war auch der Tod von Coheed und Cambria selbst kein Hindernis. Und schließlich mag man die Band doch auch gerade wegen dieses Konzeptes oder? Bei mir ist es jedenfalls so. Hier wurde von Anfang an nicht ein Song losgelöst vom anderen und eine Band ohne Hintergrund oder ohne etwas zum identifizieren geboten, sondern viel mehr. Doch das versuchte ich schon beim Vorgänger irgendwie vergeblich zu erklären. Kommen wir zurück zu den sich wie immer sofort auftuenden Fragen und den ebenso klaren Fakten:
Natürlich heißt mehr Bombast auch folgendes: Eine durchaus berechtigte Kritik sticht immer klarer bei allen Beurteilenden heraus: Aus einem "Boah, seid ihr geil!" wurde ein "Boah, sind wir geil!". Die Band feiert sich in gewisser Weise selbst. Ist das schlimm? Ich finde es gar nicht so störend, wie manche andere. Warum? Live und auch auf der Platte hatte ich nicht das Gefühl, dass die Band sich als Menschen oder Band feiert - ganz im Gegenteil: Sie feiern die Musik. Und das ist doch eigentlich gut! Natürlich wird das Ganze manchmal ein wenig übertrieben und ein wenig Maße sind auch für den größten Musiker nicht nur manchmal von Vorteil.
Natürlich heißt "noch durchdachter" auch folgendes: Die komplizierten Songs (und das sind hier in jedem Fall die vier letzten, die, wie auf In keeping Secretes als The Willing Well nochmal ein eigenes Gebilde darstellen) sind noch weniger (er)fassbar und eingängig. Dafür wurden aber bei anderen Songs Abstriche gemacht: Hier wird teilweise poppiger und leichter gespielt als auf den vorausgegangenen Alben. The Willing Well fasst dann sozusagen das ganze Album noch einmal zusammen und endet im doch sehr Pink-Floydigen Wichs-Outro-Stück: The Final Cut. Aber auch hier ist mir die Kritik der Anderen fast unverständlich... (möglicherweise liegt es am selbst Gitarrist sein) Was bei Pink Floyd oder anderen Prog-Bands gerade geliebt wurde, wird nun hier als Höhepunkt des sich selbst Zelebrierens dargestellt. Das mag daran liegen, dass die Zielgruppe eine andere ist. Beziehungsweise nicht die Zielgruppe, sondern die erreichte Gruppe, die durch den Wechsel zu Sony und äußerst großen Werbeaufwand doch eine wesentlich größere und breitere geworden ist... Ich persönlich finde The Final Cut zwar sehr ausgreizt aber durchaus als gebührenden Abschluss für dieses Album. Dazu kommen großartige Stücke wie die erste Single Welcome Home, die, und wirklich jeder bemerkte es bereits, sehr an Led Zeppelins Kashmir erinnert, aber anstatt bloß abzukupfern oder langweilig zu werden, wirklich bis zum Ende rockt. Das ist Bombast - aber guter! Dazu kommt "the Suffering", welches (Armin Lindner erwähnte es bereits) wirklich sehr an Three Evils erinnert. Mich stört es nicht. Sollen andere sich empören. Man fühlt sich zumindest weitergeleitet. Ob nun willentlich oder zufällig - es ist halt ein weiteres Kapitel der Geschichte. Die Personen und Themen bleiben die Gleichen. Das ist wohl das, was man verschobene oder leicht veränderte Wiederholung nennt. Zwischen den gewohnt verfrickelten Songs, stechen immer wieder akustisches Parts hervor, die zwar schwächer sind, aber immer zu einem neuen Teil leiten und deswegen auf jeden Fall stimmig bleiben. Schließlich mit am meisten begeistern dann Die Refrains der beiden Titeltracks. Aufgenommen in Apollo 1 und wieder aufgegriffen bei Apollo 2. Toll.
Natürlich heißt "noch mehr Geschichte" auch folgendes: Neue Medien. Inzwischen gibt es mehrere Teile eines Comics zu der Story von Coheed und Cambria. Einen Film lehnt Claudio aber bis jetzt ab. Mehr Geschichte heißt aber nicht, dass man sich mit ihr unbedingt auseinandersetzen muss. Auch nebenbei oder ohne tiefe Gedanken lassen sich Coheed and Cambria eigentlich immer hören. Dass In Keeping Secrets trotzdem noch ein Stück besser war ist aber ebenfalls klar. Aber wie immer muss man sich einem neuen Coheed and Cambria-Album langsam nähern. Es erschließt sich nicht sofort. Natürlich ist da sofort etwas, dass einen dazu bewegt das Album immer wieder zu hören - aber erst nach einiger Zeit lernt man es zu wirklich schätzen. So ist es auch hier. Beim ersten Hören war ich fast ein wenig enttäuscht. So ist es bei gemochten Bands immer. Die Erwartungen sind zu hoch und lassen sich natürlich auch schwer herunterschrauben. Aber bitte nehmen sie sich diesen Ratschlag zu Herzen: lassen sie es sich entwickeln. Es ist es wert. Auch, wenn man erst oder vielleicht auch länger einen Hauch von Enttäuschung spürt. So give them the story they want...
Natürlich heißt "ein noch längerer Titel" folgendes: Die Band ist die gleiche. Das sollte man nicht vergessen. Warum? Weil die, die sie noch nicht mochten sie auch nach diesem Album ganz bestimmt nich mögen werden. Claudios Stimmte ist die gleiche. Und jeder, dem diese nicht liegt, wird wieder von "nervig" oder "zu hoch" sprechen. Warum? Weil es einem die Band eben nicht einfacher macht. Ohne den Willen sich mit ihnen auseinanderzusetzen wird man sie auch nicht erfassen können. Ich weiß nicht, ob das schlecht ist. Es ist natürlich nichts, was einen wirklich wirklich überzeugt. Und dazu kommt: Der schon angesprochene Schub an Popularität. Schon bei In Keeping Secrets... sagte ich: "Rick Rubin sagte einmal, dass man, wenn man eine Band gut findet und diese dann bekannter wird, immer das Gefühl hat, dass einem etwas weggenommen wird." Man läuft durch Berlin und fast an keiner Ecke gibt es kein Coheed and Cambria-Plakat. Ich stehe mit dem Pullover im Bus und zwei ca. 14-jährige Mädchen wispern: "Guck mal, da, das ist diese Band... wie hießen die nochmal...? (sie zeigen auf das Keywork auf der Brust) Da das mit dem Dreieck und den Blubberblasen... du... nicht so laut... nachher ist der da in der Band..." Und das Publikum hat sich in den jetzt sehr viel größeren und gut gefüllten Hallen auch arg durchmischt. Aber man sieht Begeisterung! Noch einmal zum Titel: Wir alle wissen: So lang wäre es vielleicht doch nicht nötig gewesen. Das kann sich ja keine Sau merken. Hier wird die Selbstbeweihräucherung doch einmal zu sehr übertrieben. Aber man sollte nicht alles immer zu ernst nehmen. Selbst die Band, die man so sehr mag, nicht. So come on bitch, why aren't you laughing now?
Fazit: Was bleibt zu sagen? Wenige, einfache Sätze: Nicht so gut wie der Vorgänger. Geht auch nicht. Aber trotzdem verflixt gut. Man sollte keine neune Maßstäbe anlegen, nur, weil man die Band mag oder nicht mag. Das Album mit dem zu langen Titel von der Band mit dem komischen Namen ist wieder einmal ein sehr sehr gutes und großes geworden. Und ich warte auf das Gemecker und auf Zustimmung. Sonst wäre es nämlich langweilig. Man versucht sich die Objektivität zu bewahren. Und man muss gestehen: Es braucht wirklich Zeit. Und die Wertungen in den Medien variieren stark. Ich trage dazu bei. Denn: This is no beginning, yeah yeah. This is the final cut, open up. This is no beginning, yeah yeah. This is the final cut I'm in love. Und das scheinen immer noch viele zu sein und zu ihnen kommen neue hinzu. Das kann man schon alleine an den massenhaften Kommentaren zu einer nicht ganz so guten Review in einem anderen Zine sehen. Aber dort tauchte ein Satz auf, der mehr als wahr ist und, den sich einige mehr als zu Herzen nehmen sollten: Es ist nur eine Review! Sagt doch, was ihr wollt. Ich mache es nämlich auch. Und vergesst nicht den Spaß darum. Es wäre Schade. Deswegen: Viel Spaß.
-------------- Some people never go crazy. What truly horrible lives they must lead.
hehe, schwachsinnige fans treffen also auch die konkurrenz. für ihre fans können c&c natürlich nichts. für mich persönlich ist die band nicht zuletzt nach dem konzert gestorben, dass ich im nachinein absolut enttäuschend fand. ganz ähnlich wie bei the mars volta. und dieses ding jetzt erstmal teil eins von teil 4 aufzunehmen damit man noch eins rausbringen kann. scheiß band und absolut überbewertet, ohne witz.
-------------- The artist formerly known as Ulrich.