Lost Horizon ist eine sehr eigenwillige, und daher oft belächelte Band aus Schweden. Hinter ihrem seltsamen Konzept, das sich beispielsweise in der unter die Kategorie "Geschmackssache" fallenden Körperbemalung und den ellenlangen Pseudonymen ausdrückt, steht allerdings durchaus hörenswerter Power Metal, der auch ohne das "Show-Element" funktionieren würde. Auf "A Flame To The Ground Beneath" finden sich nur 6 tatsächliche Songs, die restlichen drei bestehen aus jeweils einem absolut langweiligen In- und Outro und einem kurzen Keyboardinstrumental namens "The Song Of Earth", das als kleine Verschnaufpause in der Mitte des Albums seine Daseinsberechtigung hat. Die restlichen sechs Lieder bieten ansatzweise progressiven Power Metal mit Hang zur Überlänge, der sich glücklicherweise weder in Italien noch in Finnland bedient. So bleibt z.B. "Pure" vor allem durch ein immer wieder auftauchendes Gitarrenlead im Gedächtnis und ist im Gesangsbereich überraschend "uncatchy". Überhaupt ist der Sänger zwar von der auch für Nicht-Power-Metaller erträglichen Sorte, d.h. er ist gut und schwingt sich relativ selten in sauerstoffarme Höhen, aber mit Ausnahme vom Ohrwurm "Think Not Forever" sind die Gesangslinien bei weitem nicht so wichtig wie bei anderen Bands des Genres. Stattdessen trumpfen Lost Horizon im Instrumentalbereich auf. Die Gitarrensoli sind durch die Bank weg gut und haben einen interessanten, leicht wiederzuerkennden Sound, der Bass spielt auch mal Akkorde und gibt der Musik so (wieder einmal) einen eigenständigen Touch, die Keyboards werden nur selten im großen Stil eingesetzt, und das gut, die Drums sind genauso treibend wie sie, wenn nötig, präzise und akkurat sind. Soweit also ist alles in Ordnung. Das größte, und eigentlich auch einzige, Problem, das ich mit "A Flame..." habe, ist dass einige der Stücke ein wenig ziellos und zu unkonkret wirken, was besonders bei den längeren Liedern auffällt. Ein gutes Beispiel dafür ist "Highlander (The One)", das sich über 12 Minuten erstreckt und zwar, vor allem gegen Ende, mit ein paar erinnerungswürdigen Momenten aufwarten kann, aber in seiner Gesamtheit einfach etwas gestreckt erscheint. Oder aber "Think Not Forever", das herrlich energisch und kraftvoll beginnt, aber direkt darauf mit einem atmosphärischen Keyboardzwischenspiel geplagt wird, das jeden, der beim mitreißenden Anfang seinen Kopf in Bewegung gesetzt hat, verwirrt und verärgert aus der Wäsche gucken lässt. Immerhin macht der Song diese Startschwierigkeiten mit seinem wirklich guten Refrain wieder wett. Man sollte sich also "A Flame..." nicht in der Hoffnung auf großartig bangtaugliches Material kaufen. Viel eher ist es Musik für den Kopf als für den Nacken. Wer also Lust auf instrumental hochwertigen, originellen, dezent keyboardlastigen, nicht übermäßig käsigen Power Metal hat, kann getrost zukaufen. Hammerfall-Fans könnten aber enttäuscht sein.
Fazit: Lässt sich hören, könnte aber hier und da etwas schneller auf den Punkt kommen. Wertung:
