Wow. Wow. Wer sagt, dass melodischer Death Metal nichts interessantes mehr zu bieten habe oder gar tot sei, der höre sich "Spirits and August Light" an und sei eines besseren belehrt. Natürlich erfinden auch die Finnen von Omnium Gatherum das Genre nicht neu und natürlich ist das hier nicht der Stein der Weisen - aber kann der Stein der Weisen so mächtig Arsch treten? Und kann er dabei trotzdem emotional und melodisch bleiben? Nein, kann er nicht, schließlich ist er nur ein doofer Stein. Omnium Gatherum schaffen das. Alleine der Opener 'Writhen' macht alles richtig, was dieser Tage vor allem in Schweden so gerne falsch gemacht wird. Ein Trommelwirbel, ein markantes, flottes Riff und darüber nach einigen wenigen Sekunden die rücksichtslosesten Vocals, die ich seit langem gehört habe. Direkt und unkompliziert. Wenn der Herr Filppu, der im Booklet die Credits für "Spirits and Bullshit" bekommt, in einem Jahr keine Stimmbänder mehr hat - er wurde gewarnt! Abgesehen von dieser zugegeben sehr geil klingenden Selbstzerstörung schreibt der Mann auch noch gute Texte. Nicht gut im Sinn von Literaturnobelpreis-gut, sondern von dieleseichmirgernedurch-gut. Und sie ziehen runter. Es dreht sich fast durchgehend um verlorene Liebe, Selbsthass, mitunter auch Sehnsucht; mal resigniert im Ton, mal aggressiver, aber immer mit einem Sinn für "Ironie", oder vielmehr: Zynismus. Der Text von 'Writhen' ist englisch in den Strophen, finnisch im Refrain, um dort zwei Sprichwörter miteinander zu verbinden, und bringt ganz wie nebenbei noch italienische und deutsche Wörter unter. Hat zwar nichts mit der Musik zu tun, ist aber trotzdem beeindruckend. Eine Song-für-Song-Besprechung würde zu lang werden, also nur noch ein paar Highlights: 'The Perfumed Garden' beginnt verhältnismäßig sanft, steigert sich dann aber noch in ein verspieltes, beinahe folkiges Melodiespektakel, ohne dabei auch nur annähernd ausgewimpt zu klingen. 'Amor Tonight'. Wow. Ich will eigentlich nur darauf hinweisen, dass das Lied zum Download bereit steht. Und dass der Teil ab 2:50 mit zum besten gehört, was je im Melo-Death-Genre vollbracht wurde. Im Text von 'The Emptiness of Spirit' wird Bob Dylans "Blowin' in the Wind" zitiert und der Rest des Songs steht dem in nichts nach. 'It Shines' schließt das Album massiv ab und stellt sicher, dass wir beim Verklingen der letzten Note auch ja keine positiven Gedanken mehr haben. Dabei habe ich sogar noch Songs ausgelassen. Warum werde ich diesem Album also keine 9 Punkte geben? Erstens weil nicht alle Lieder auf höchstem Niveau sind, beispielsweise 'Cure a Wound'. Vielleicht werden sie noch wachsen, aber momentan sieht es eben so aus, dass es einige kleine Hänger gibt (die dafür von riesigen Hochs kompensiert werden). Und zweites weil die vereinzelten Über-Melodie-Parts (siehe 'Son's Thoughts') einen solchen Hunger auf Doppelleads etc. machen, dass man sich wünscht, die Band würde öfters in dieser Richtung experimentieren. Trotzdem, was bleibt ist ein Album, das haarscharf an den 9 Punkten vorbeischrammt, das zeigt, dass der Weg, den In Flames, Soilwork und Co. gehen nicht der einzig mögliche ist, und das meine Anlage besetzt als wäre sie Frankreich.
Fazit: Wenn Du melodischen Death Metal wirklich mögen würdest, hättest Du "Spirits and August Light" schon. Wertung:
is das wirklich die 666. Review? beängstigend! wir sind alle in der Hand Satans!
-------------- "Es ist die Emotion, die Leidenschaft, die uns antreibt. Das Spiel auf dem Rasen ist nur der Anlass, das Fundament. Die Gesänge aus tausenden Kehlen peitschen durch das rund, die Menschenmassen hüpfen heißblütig auf und ab, die Fans hüllen den Block in ein Fahnenmeer und der Pulk bringt das Stadion mit hallenden Schlachtrufen zum Beben - das ist der Moment, für den wir leben."