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Überschrift: Neutral Milk Hotel - In The Aeroplane Over The Sea, einzigartiger Indie-Folk (Domino / Rough Trade)< Älteres Thema | Neueres Thema >
Patrick Offline
EdKo



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Verfasst am: 02. 11 2005, 17:34

NEUTRAL MILK HOTEL - IN THE AEROPLANE OVER THE SEA [RE-RELEASE]

Stil: einzigartiger Indie-Folk
Label: Domino / Rough Trade
Spieldauer: 11 Tracks, 39.55 min.
Release: 5. September 2005
Highlights: Two-Headed Boy; The King Of Carrot Flowers; Oh Comely; In The Aeroplane Over The Sea
MP3: >> zahlreiche Liveaufnahmen

Offizielle Bandhomepage
Fanpage

Im Februar 1998 erschien mit In The Aeroplane Over The Sea das letzte und beste Album von Neutral Milk Hotel auf dem kleinen Indielabel Merge Records. Dass man heute hierzulande mit diesem Namen überhaupt nichts mehr verbindet, ist schade, aber irgendwo auch verständlich. Zu weit draußen, zu abgedreht, zu intensiv ist das, was Jeff Mangum und Band hier vor fast acht Jahren als ewig währendes Tondokument in die Mauer der Musikhistorie eingemeißelt haben.
Was diese Platte einer kleinen Schar eingeschworener Fans bedeutet, sollten schließlich spätestens Platzierungen in den "Top Ten der Neunziger"-Listen einschlägiger amerikanischer Musikmagazine (#4 im Pitchfork Magazine, #1 im Magnet Magazine, noch vor Nirvana und Radiohead) ans Tageslicht bringen. Nicht zuletzt diese Ergebnisse und prominente Fürsprecher der Band wie Franz Ferdinand oder Ben Reed Parry (The Arcade Fire) werden die Plattenfirma Domino letztlich dazu gebracht haben, die Scheibe nun nochmal als Re-Release auf den Markt zu bringen und somit dafür zu sorgen, dass dieses faszinierende Werk nun hoffentlich die Aufmerksamkeit erhält, die es verdientermaßen schon Ende der letzten Dekade hätte erregen müssen.
Was ist es also, was diese Platte so besonders macht? Einerseits sicherlich die von einem Sammelsurium unterschiedlichster Instrumente geprägte musikalische Narrenfreiheit: Ob beim Opener The King Of Carrot Flowers Pt. One fröhliche Harmonien per Akustikgitarre und Akkordeon in den Raum hineingelassen werden, bei The King Of Carrot Flowers Pts. Two & Three erst countryesk geschwelgt und dann ab dem Mittelteil urplötzlich straight nach vorne gerockt wird oder aber die Band in den acht von zerdrückender Traurigkeit und Reduktion gefüllten Minuten von Oh Comely tiefschwarzer Melancholie frönt: Es ist die ungebrochene Leidenschaft, die diese Platte so groß macht. Klar, Jeff Mangum kann nicht wirklich singen und liegt so permanent neben der Spur, dass viele schon im vornherein diese verschrobene, freakige und verdammt uncoole Band nur belächelten. Doch Mangum und seine Band leben ihre Songs und das ihnen eigene Wechselbad der Gefühle, das so liebevoll und reichhaltig mit einem Instrumentarium in Szene gesetzt wurde, dass man so oft nicht zu hören bekommt: Da erklingen Orgeln neben Bläsern, zu Fuzzgitarren, Banjo und Akkordeon gesellt sich ein Dudelsack.
"Wer gerne Partys schmeißt, für den ist Neutral Milk Hotel genau das richtige, denn die Jungs haben von allem etwas und sie sorgen für Abwechslung" schreibt ein Rezensent bei einem großen Online-Versandhändler über dieses Album, was beweist, dass diese Scheibe auch ohne Berücksichtigung ihrer tiefgehenden inhaltlichen Ebene funktioniert. Und doch ist es gerade der tiefgründige Inhalt, der die Platte auf ein völlig neues Level hebt, denn In The Aeroplane Over The Sea ist das vertonte Schicksal der Anne Frank, deren Tagebücher Mangum zu diesen elf berührenden Songs inspirierten. Die surrealen Texte über den Holocaust im zweiten Weltkrieg, Trauer, Leidenschaft, Hoffnungslosigkeit, Sex, Religion und - in letzter Instanz - Tod wirken oft so erschreckend lebensnah, dass es einem Angst und Bange werden kann. Ein roter Faden zieht sich durch das ganze Werk, da sieht man im Hintergrund des eigentümlich anziehenden Cover-Artworks Kriegsszenen, da ist der vertonte Trauermarsch The Fool, die Thematisierung des fiktiven nuklearen Holocausts im Titeltrack und das Instrumentarium, dass ebenso aus den 30er- und 40er-Jahren stammen könnte.
In The Aeroplane Over The Sea ist so dermaßen over the top, das danach nichts mehr gehen konnte - Jeff Mangum kam mit der erhöhten Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wurde, nicht mehr klar. Mit der Musik hat er zwar nicht komplett abgeschlossen, doch bis auf Liveaufnahmen von bulgarischer Folklore hat man seit Jahren nichts mehr von diesem begabten Mann gehört. Das Genie, dass keine Songs mehr schreiben will - Jeff Mangum ist der Syd Barret seiner Generation. Für Neutral Milk Hotel wird Mangum wohl nie wieder die Klampfe in die Hand nehmen. Jammerschade, aber mit diesem letzten und definitiven Statement war der Abschied ein ungemein großer.

Fazit: Eine auf textlicher sowie musikalischer Ebene unglaublich berührende, intensive und faszinierende Platte, die das Kunststück schafft, dich gleichzeitig zum Lachen und zum Weinen zu bringen. Vorausgesetzt, man lässt sich auf sie ein. Dann wächst dir diese Platte ans Herz - und wächst und wächst und wächst...


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Verfasst am: 02. 11 2005, 18:39

eins der besten reviews die ich je gelesen habe. das triffts wirklich und jetzt hab ich lust die platte mal wieder zu hören
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Patrick Offline
EdKo



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Verfasst am: 02. 11 2005, 19:14

danke für die blumen ;)
freut mich, wenn ich dieser großartigen platte gerecht werden konnte.


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Verfasst am: 03. 11 2005, 20:03

hach... herrlich ;)
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CrashDummy Offline
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Verfasst am: 03. 11 2005, 20:40

in the aeroplane over the sea erinnert mich an irgendnen oldie... mir fällt nur nich ein welcher. das fällt mir gerade mal so auf :D

aber ich hab da doch nen kritikpunkt an deinem review. also ich find nich das der jeff nicht singen kann. hab schon schlimmeres gehört.

aber ist echt genial die platte mal wieder zu hören, nach fast 2 jahren, als ich sie das erste mal entdeckt hatte


Bearbeitet von CrashDummy an 03. 11 2005, 20:48
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Patrick Offline
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Verfasst am: 03. 11 2005, 21:19

nun ja, der mann hat natürlich charisma, aber klingt halt ganz schön schräg. das ist so in etwa das gleiche wie bei stephen malkmus, der klingt auch völlig einzigartig, aber ist er nun wirklich ein guter sänger? im technischen sinne ja eher nicht...

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Verfasst am: 03. 11 2005, 21:38

damit hast du natürlich recht hehe

ich hab grad mal wieder gemerkt was für ein schlechter sänger ich bin, deshalb hab ich respekt vor leuten die ihren job gut machen obwohl sie nicht gerade ne professionelle gesangsausbildung haben

:D
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6 Antworten seit 02. 11 2005, 17:34 < Älteres Thema | Neueres Thema >

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